Studie über ein neues Finanzierungsmodell familienexterner Betreuungsstrukturen - unter Berücksichtigung positiver Anreize für berufstätige Eltern und kindlicher Frühförderung

Unsere Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, sowohl in wirt­schaftlicher als auch in sozialer Hinsicht. Die Erwerbsquote der Frauen liegt nun bei 80 %. Die meisten von ihnen arbeiten Teilzeit - oft mit einem relativ kleinen Pensum. Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, dass mehr als 50 % der Frauen mit Kindern unter 12 Jahren entweder weniger als 50 % (ca. 32 %) oder gar nicht arbeiten (ca. 18 %). Paradoxerweise gibt es an den Hochschulen ebenso viele Mädchen wie Jungen! Die Scheidungsrate ist in den letzten Jahrzehnten explodiert und trifft vor allem die Frauen, die den Arbeitsmarkt "verlassen" haben. Die Folgen beim Wiederein­stieg ins Berufsleben sind sowohl beim Gehalt, als bei den fehlenden Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten spürbar und zum Zeitpunkt der Pensionierung sind die Frauen wiederum benachteiligt – hauptsächlich bei der 2. Säule.

Gibt es Anreize für Frauen mit kleinen Kindern, welche Teilzeit arbeiten, damit diese ihr Arbeitspensum erhöhen? Wir würden a priori aus verschiedenen Gründen ver­neinen: Beispielsweise aufgrund des progressiven Steuersatzes, des Mangels an Kin­derbetreuungseinrichtungen, aufgrund der hohen Beiträge der Familien zur Finan­zierung dieser Strukturen oder der in der EU stark verankerten Stereotypen Menta­litäten (eine Mutter kümmert sich in erster Linie um ihre Kinder, während ein Mann für den Unterhalt des Haushalts sorgt). All dies bleibt jedoch im Bereich der Hypothesen, bis diese durch ernsthafte Forschungsarbeiten bestätigt wurden. Wir dürfen in diesen Schlussfolgerungen nicht vergessen, wie wichtig die Sozialisierung von Kleinkindern ist und welche zukünftigen wirtschaftlichen und sozialen Vorteile die Gesellschaft daraus ziehen kann.

Im Allgemeinen wird die Forschung aus einem bestimmten Blickwinkel gemacht z.B. demografisch, wirtschaftlich, sozial, politisch, anthropologisch o.ä. Und oftmals basiert sie auf einem theoretischen Ansatz und profitiert nicht von einer praktischen Perspek­tive, die von "Menschen an der Basis" vermittelt wird.

Wir haben diese Studie in drei Teile gegliedert – einen wirtschaftlichen Teil, einen Teil auf der Grundlage von Interviews mit verschiedenen Organisationen (praktischer Teil und Lobbyarbeit) und einen Teil, der sich mit sozialen und politischen Aspekten be­schäftigt.

Der erste Teil wurde Herrn Professor Claude Jeanrenaud und Frau Alexandra Kis von der Universität Neuenburg anvertraut. Es wurden die Kosten für die Platzierung kleiner Kinder und die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt untersucht. Dieser Teil ist in mehrere Kapitel gegliedert: Beteiligung von Müttern am Arbeitsmarkt, mutterschaftsbe­dingte Unterbrechungen der Berufstätigkeit, Faktoren welche die Entscheidungen der Familien erklären, wirtschaftliche Folgen einer Senkung der Kinderbetreuungskosten für die Eltern, Steigerung der Betreuungskapazitäten sowie Schlussfolgerungen und Empfehlungen.

Der zweite Teil wurde von Herrn Dr. Philippe Gnaegi, Direktor von Pro Familia Schweiz, in Form von Interviews mit verschiedenen Organisationen durchgeführt – von denen zwei die Arbeitgeber vertreten (Genfer Unternehmerverband und Avenir Suisse) und zwei die Arbeitnehmer (Schweizerischer Gewerkschaftsverband und Verband der französischsprachigen und Tessiner Sozialdienste) sowie die Schweizerische Kaderor­ganisation SKO.

Diese – in Form von Interviews durchgeführte – Umfrage basierte auf der Frage: Wa­rum und wie frühkindliche Betreuungsstrukturen überdacht werden könnten? Der Aus­tausch mit den Befragten wurde von ihnen zusammengefasst und überprüft; sie bilden den Kern des zweiten Teils dieser Forschung.

Der dritte Teil wurde durch die Herren Professor Marc-Henry Soulet von der Universität Freiburg und Dr. Philippe Gnaegi, Direktor von Pro Familia Schweiz ge­meinsam erarbeitet. Es handelt sich um ein zusammenfassendes Dokument mit dem Ziel, einen runden Tisch einzurichten. Die ersten beiden Teile zielen einerseits darauf ab, Fakten hervorzuheben (Betonung der anerkannten Dringlichkeit, wirtschaftliche Rentabilität, soziale Hebelwirkung und politische Instrumente) und andererseits die Ursachen dafür zu spezifizieren (indem die Gründe für das unterschiedliche und unmögliche Dilemma von Orten oder Preisen genannt werden). Im dritten Teil werden die Bedingungen für die Aufnahme in die politische Agenda untersucht (wobei der magische Kreis der Entscheidung sowie die zu diskutierenden Prioritäten erwähnt werden).

Diese Arbeit wurde interdisziplinär durchgeführt und konzentriert sich sowohl auf theo­retische, als auch auf praktische Aspekte, so dass der Leser Antworten auf Anreize auf dem Arbeitsmarkt – im Zusammenhang mit dem Problem der Kinderbetreuungs­strukturen und der Stärkung einer frühkindlichen Politik – finden kann.

Wir danken der Jacobs Stiftung und SVC Stiftung für ihre unternehmerische Initiative und ihre finanzielle Unterstützung.

Zusammenfassung der Studie (auf Deutsch)
Studie, 101 Seiten (nur auf Französisch)
Sie können die Studie für 20 SFr. in gedruckter Form bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bestellen.

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