Corona: Kinderbetreuung als zentrales Element der Ausstiegsstrategie

Die Kinderbetreuung darf wegen Corona nicht geschwächt werden, sondern muss gestärkt aus der Krise hervorgehen. Dies fordert eine breite Koalition mit über 35 politischen Organisationen und Interessenvertretungen. Um die Betreuungsplätze zu erhalten und auszubauen sowie das Kindswohl zu schützen, ist ein zielgerichtetes Vorgehen von Bund und Kantonen nötig.


In der Corona-Krise kommt der Kinderbetreuung eine zentrale Rolle zu. Lehrerschaft und Betreuungspersonal, Schülerinnen und Schüler, Eltern, Kantone und Gemeinden leisten einen grossen Effort, um die Ausnahmesituation mit Homeoffice, Fernunterricht und Kleingruppenbetrieb zu meistern. Wenn wir verhindern wollen, dass auf die Corona-Krise eine Betreuungskrise folgt, braucht es aber ein gesamtschweizerisches Vorgehen.

Auch der Bundesrat hat die Wichtigkeit der Kinderbetreuung erkannt und verordnet, dass sie aufrechterhalten werden muss. Gleichzeitig hat er jedoch darauf verzichtet, den Betrieb oder die Finanzierung in dieser aussergewöhnlichen Situation zu regeln. Die Folge ist ein Wildwuchs an kantonalen Regelungen bezüglich Finanzierung und Zulassungskriterien, der für Verwirrung und Frust sorgt: Eltern werden gebeten, die Kinder zu Hause zu betreuen,
bleiben aber teilweise trotzdem die Beiträge schuldig. In Kantonen mit offenen Kitas bleibt unklar, ob die Eltern zum Bezug des Corona-Elternurlaubs berechtigt sind. Arbeitnehmende versuchen im Homeoffice, ihrer Erwerbsarbeit und ihren Kindern gerecht zu werten. Und Betreuungsinstitutionen wissen nicht, wie lange sie den Kleingruppenbetrieb finanzieren und ihren Angestellten die Löhne auszahlen können.

Mit der Öffnung zusätzlicher Dienstleistungsbetriebe seit dem 27. April spitzt sich die Situation weiter zu, da die Eltern vermehrt wieder an ihrem Arbeitsplatz präsent sein müssen. Und wenn Schulen, Kindergärten und Spielgruppen im Mai den Betrieb wieder aufnehmen dürfen, werden zusätzliche Herausforderungen zu meistern sein, um den sicheren Betrieb und den Gesundheitsschutz von Kindern, Personal und Eltern zu gewährleisten. Auch zeichnet sich ab, dass die Betreuung durch Grosseltern wohl längerfristig ausfallen wird und entsprechend kompensiert werden muss. Die Kinderbetreuung muss deshalb zentrales Element jeder Ausstiegsstrategie sein. Verzichtet die Politik darauf, geschieht dies zum Nachteil von Kindern und Eltern, Betreuungspersonal und Lehrer*innen, besonders vulnerablen Personen und Grosseltern – und damit nicht zuletzt der Gleichstellung, der Wirtschaft und der ganzen Gesellschaft. Dies gilt es zu verhindern.

Eine breite Koalition mit über 35 Mitgliedern – Arbeitnehmenden-, Frauenrechts- und Männersorganisationen, Kinderrechts-, Familien- und RentnerInnen-Organisationen, politischen Parteien und weiteren Interessensvertretungen – fordert Bund und Kantone deshalb auf, rasch tragende Konzepte für den Ausstieg aus der Corona-Krise zu entwickeln, die auch bezüglich Organisation der Kinderbetreuung nachhaltig und zukunftsweisend sind. Dies mit besonderem Augenmerk auf das Kindswohl und unter Einbezug von Fachorganisationen und Sozialpartnern. Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung sind wieder zu entflechten. Dazu braucht es nicht nur den Erhalt der bestehenden familienergänzenden
Betreuungsstrukturen, sondern deren Ausbau.

Medienmitteilung vom 28.04.2020 herunterladen

Coronavirus COVID 19

Dienstleistungsangebote für Familien/COVID 19

Pro Familia Schweiz, als Dachorganisation der Familienorganisationen in der Schweiz, repräsentiert rund 50 überkantonale Organisationen. In dieser Krisenzeit stellt der Ver-band allen Familien in der Schweiz – Kindern, Jugendlichen, Eltern und Grosseltern – eine Liste mit nützlichen Informationen Kontaktadressen sowie Links zu verschiedenen Dienstleistungen zur Verfügung, welche laufend aktualisiert und ergänzt wird. Weitere Informationen finden Sie hier:

Aktuelle Informationen zum Coronavirus COVID 19

Bundesamt für Gesundheit BAG

Bleiben Sie zu Hause, insbesondere, wenn Sie alt oder krank sind. Es sei denn, Sie müssen zur Arbeit gehen und können nicht von zu Hause aus arbeiten; es sei denn, Sie müssen zum Arzt oder zur Apotheke gehen; es sei denn, Sie müssen Lebensmittel einkaufen oder jemandem helfen. https://bag-coronavirus.ch/

Beratung per Telefon oder E-Mail

Pro Juventute Beratung + Hilfe 147: Hilfe für Kinder und Jugendliche in Not

Die Notrufnummer 147 von Pro Juventute hilft Kindern und Jugendlichen bei Fragen, Proble-men und in Notsituationen weiter. Rund um die Uhr. Via Telefon, SMS, Chat, E-Mail und Webservice. www.147.ch/de/

Pro Juventute Elternberatung: Die Anlaufstelle für Eltern und Bezugspersonen

Die Betreuung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen ist nicht immer ganz einfach. Denn kein Kind ist gleich wie das andere. Und keine Familie ist gleich wie die andere. Die Elternberatung von Pro Juventute beantwortet individuell und professionell Fragen von Eltern und Bezugspersonen und bietet Unterstützung in Notsituationen. https://elternberatung.projuventute.ch/

Pro Juventute: Politischer Appell zum Schutz von Kindern und Jugendlichen

In der aktuellen Corona-Krise drohen die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen weltweit und auch in der Schweiz vergessen zu gehen. Auch wenn Kinder nicht zur primären Risikogruppe des Virus gehören, so sind sie unmittelbar von den Auswirkungen der politischen Entscheide betroffen. In den Massnahmen für die Eindämmung des Coronavirus muss darum neben dem Schutz der Gesundheit der Gesamtbevölkerung und der Wirtschaft unbedingt auch der Schutz der Kinder und Jugendlichen sowie ihre psychische und physische Gesundheit berücksichtigt werden. Online-Appell unterzeichnen: www.projuventute.ch/de/appell-corona

Elternnotruf

Der Verein Elternnotruf richtet sich an Eltern und Erziehungsberechtigte von Kindern in jedem Alter sowie Bezugspersonen der Familie und weitere Fachleute im Umfeld der Familie (Lehrpersonen, Krippenmitarbeitende). Er bietet Beratung bei Erziehungsfragen, Konflikten oder Krisen in der Familie. In der momentanen Krisensituation verbunden mit Covid-19 bietet der Elternnotruf rund um die Uhr Beratung für Familien, die mit dieser ausserordentlichen Herausforderung an ihre Grenzen stossen, die nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen oder bei denen die Stimmung zuhause unerträglich wird. Die Beratung ist vertraulich und auf Wunsch anonym. Telefon- und Mailberatungen sind kostenlos. Notrufnum¬mer 0848 35 45 55  oder www.elternnotruf.ch

Kinderseele Schweiz

Wir bieten Familien Beratung an, wenn sie wegen der schwierigen Situation auch psychisch angeschlagen sind. Wir unterstützen bei Fragen wie: Wie erkläre ich meinen Kindern, warum es mir im Moment nicht gut geht? Wie erkläre ich den Kindern, was gerade in unserem Land passiert? Was können wir tun, damit es uns alle psychisch nicht so stark runterzieht? Kosten-lose Beratungen erhalten die Familien unter www.kinderseele.ch/angebote/e-beratung/

Schweizerischer Verband alleinerziehender Mütter & Väter SVAMV

Wir beraten kostenlos alleinerziehende Mütter und Väter auch in dieser schwierigen aktuellen Situation. Eine Auswahl unserer Schwerpunkte: Familienergänzende Kinderbetreuung, Ali-menteninkasso, Obhut, Budget, allgemeine Fragen bei Trennung / Scheidung. https://svamv.ch/svamv/wir-ueber-uns/kontakt/

Schweizerischer Fachverband der Mütter- und Väterberatung SF MVB

Als Schweizerischer Fachverband der Mütter- und Väterberatung können wir nicht direkt Dienstleistungen für Familien anbieten. Unsere Mitglieder, die lokalen Mütter- und Väterberatungen, sind mit grossem Engagement daran, das Angebot für die Eltern und Kinder so gut geht aufrecht zu erhalten. Natürlich muss das Angebot auf der Beratungsstelle vielerorts stark eingeschränkt werden, aber an vielen Orten wird dafür die Telefon- und E-Mail-Beratung ausgebaut.

Regenbogenfamilien

Wir beraten Regenbogenfamilien und LGBTQ*-Personen mit Kinderwunsch online, telefonisch oder per Skype zu allen Fragen rund ums Thema Regenbogenfamilien und Familien-gründung. Das Angebot richtet sich an Familien, an lesbische, schwule, bisexuelle, trans und queere Menschen mit Kinderwunsch, sowie an interessierte (Fach-) Personen. https://www.regenbogenfamilien.ch/angebote/beratung/

Netzwerk Bildung und Familie

Das Netzwerk Bildung und Familie unterstützt «parentu – die App für informierte Eltern». Die App informiert Eltern mit Kindern im Alter von 0 bis 16 Jahren in 13 Sprachen über Erziehungs-, Bildungs- und Gesundheitsthemen. In den «Allgemeinen Inhalten» haben wir Informationen zum Corona-Virus zusammengestellt. Zudem informieren wir Eltern über die News und senden ihnen möglichst täglich eine Idee zur Gestaltung des Familienalltags in diesen Wochen. Im Rahmen der Fachstelle Elternmitwirkung wird der nächste Newsletter Informationen für Eltern enthalten, wie sie das schulische Lernen zu Hause unterstützen können. Er wird auf der Website publiziert: https://www.elternmitwirkung.ch/newsletter.html

Elternsein / Elternmagazin «Fritz&Fränzi»

Bleiben Sie stark, bleiben Sie optimistisch und lassen Sie sich von uns ein bisschen Zuversicht schenken. Wenn Sie kein Abonnement des Schweizer ElternMagazins besitzen, erhalten Sie unseren Ratgeber in unregelmässigen Abständen über die Schulen verteilt. Jetzt, wo die Schulen geschlossen sind, schicken wir Ihnen unser Heft kostenlos und unverbindlich nach Hause. Alles, was Sie tun müssen, erfahren Sie hier: www.fritzundfraenzi.ch/gratis

männer.ch / Survival Kit

Die Zeichen verdichten sich, dass die mit der Corona-Krise verbundenen Einschränkungen zu einer Zunahme häuslicher Gewalt führen. Deshalb veröffentlichen die drei Dachorganisationen der Fachleute für Jungen-, Männer- und Väterarbeit in Deutschland (Bundesforum Männer), Österreich (Dachverband Männerarbeit Österreich) und der Schweiz (männer.ch) am Mittwoch, 25. März, ein „Survival-Kit für Männer unter Druck“. Das Merkblatt formuliert Empfehlungen zum Selbstmanagement, damit Männer gewaltfrei durch die Krise kommen. www.maenner.ch/coronakrise-merkblatt/ (alle Sprachen)

Kantonale Angebote

Kanton Aargau: Fachstelle Kinder & Familien

Eltern aus dem Aargau dürfen sich bei der Fachstelle k&f melden unter 056 222 01 03 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. | www.kinderundfamilien.ch

Kanton Freiburg

Astrame Freiburg

Unser Team begleitet in unserem Kanton seit mehr als 10 Jahren Kinder, Jugendliche und Familien, die von einer Krankheit oder dem Tod eines Angehörigen betroffen sind. Ab dem 24. März hören Ihnen unsere Beraterinnen jeweils morgens von 9h bis 11h und am Mittwochnachmittag von 14.30 bis 16.30 auf 026 323 29 83. Sie können uns auch schreiben unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Paar- und Familienberatung Freiburg

Spannungen im Paar? Schwierigkeiten in der Familie? Verunsicherungen zwischen den Generationen? Fragen im Zusammenhang mit einer Trennung? Uneinigkeit was die aktuelle Organisation der Kinderbetreuung und der Besuchszeiten angeht? Diese ausserordentliche Situation kann Spannungen schaffen, vorhandene Konflikte verschärfen, Zweifel und Schwierigkeiten schüren. Unsere Fachfrauen hören Ihnen zu, um Sie zu unterstützen, mit Ihnen über Lösungen nachzudenken, Sie wenn nötig an unsere Partner weiterzuleiten. Telefon 026 322 54 77 (8h30-11h30 / 14h-17h montags bis freitags). Sie können uns auch schreiben an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. | www.officefamilial.ch

Mütter- und Väterberatung / Elternberatung Freiburg

Um all Ihre Fragen zu beantworten, erhöhen wir die Häufigkeit unserer Telefonkontakte mit unseren Mütter- und Väterberaterinnen! Für Zeitpläne: www.officefamilial.ch. Die Konsul­tationen finden nur statt, wenn ein Termin vereinbart wurde. Dies nach den geltenden Bestim­mungen zum Schutze aller. Bei Ihrem Anruf entscheiden die Mütter- und Väterberaterinnen mit Ihnen, ob eine Konsultation nötig ist. Sie orientieren Sie wenn nötig an die nächste Beratungsstelle. Wenn Ihr Anliegen auf Distanz beantwortet werden kann, unterstützen und beraten Sie die Mütter- und Väterberaterinnen per Telefon 026 323 12 11. Sie können auch uns schreiben: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Kanton Thurgau

Die Thurgauische Arbeitsgemeinsacht für Elternorganisationen TAGEO bietet Informationen und Beratungen unter https://tageo.ch/information-beratung oder www.elternwissen-tg.ch

Kanton Uri

Zuständig für Familienanliegen Corona im Kanton Uri ist die Fachstelle Familienfragen und frühe Kindheit über die Homepage der Stiftung papilio, per E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder unter der Telefonnummer 041 874 13 13. Die Anlaufstelle für freiwillige Hilfseinsätze in Uri ist beim Kantonalverband Uri vom Roten Kreuz: 041 874 3075 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Anregungen und Material für Unterricht zu Hause

Schlaumeier Online

Tägliche Online-Lektionen von Erwachsenen für Kinder. Live und zu vielen spannenden The­men. Die interaktiven und kostenlosen Online-Lektionen finden von Montag bis Freitag täglich um 9 Uhr und um 13 Uhr statt. Kinder können mit den Schlaumeiern interagieren, Fragen stellen oder an Umfragen teilnehmen - wie in der Schule. Unser Ziel: Eltern täglich für ein paar Minuten entlasten, während ihre Kinder im Kindergarten- und Primarschulalter etwas Span­nendes lernen und sich bewegen. Die Lektionen sind live und können nur zum angegebenen Zeitpunkt verfolgt werden. Klick auf den Link unter der jeweiligen Lektion und schon nimmst du via Zoom kostenlos teil. https://www.schlaumeier.online/

Schweizerisches Jugendschriftenwerk SJW

Die Schulen sind zu, doch das Lernen geht weiter. Aber wie? Wir bieten in der ausserorden-tlichen Situation Unterstützung und liefern Lesestoff nach Hause. Die Eltern finden bei uns eine breite Auswahl an Heften, die nicht nur Spass machen, sondern auch viel zur Bildung bei¬tragen. Zudem verfügen wir über kostenloses Unterrichtsmaterial, das aktuell auch für die Eltern sehr hilfreich sein kann: www.sjw.ch | Downloadlink für Unterrichtsmaterial: http://www.sjw.ch/downloads-de.html

OnSchool: Unsere digitale Lernplattform – zu Corona-Zeiten für alle gratis

Seit vielen Jahren statten wir von Liip Universitäten, Hochschulen und Gymnasien mit der Lernplattform Moodle aus. Deshalb können wir während der Corona-Zeit die Schulen unterstützen. Und zwar stellen wir unsere Lernsoftware allen gratis für den digitalen Unterricht zur Verfügung. Lehrer/innen können sich online anmelden: www.onschool.ch/de

Wenn das Kinderzimmer zum Schulzimmer wird

Wie läuft es in Ihrem Familien-Klassenzimmer? Mindestens bis zum 19. April bleiben die Schulen in der ganzen Schweiz geschlossen. Dies ist eine von verschiedenen Massnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Was bedeutet die Massnahme für Kinder und Eltern? Tipps, Infos, Ideen und Hilfestellungen für Familien: www.familienleben.ch

Schule & Elternhaus

Wir von Schule & Elternhaus Kanton Bern möchten Sie und Ihre Kinder in dieser aussergewöhnlichen Zeit unterstützen. Sie finden laufend Informationen, Anregungen und Links auf unserer Website www.schule-elternhaus-be.ch . Schauen Sie hinein und machen Sie andere Eltern, Lehrpersonen und Bildungsinteressierte auf unsere Website aufmerksam. Wenn Sie selbst Ideen haben, senden Sie diese an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., dann können auch andere Familien davon profitieren. Wir wollen alle zusammenstehen und unsere Kinder durch diese turbulente Zeit optimal begleiten.

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Dienstleistungsangebote für Familien/COVID 19

Arbeitgeber fordern bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Ein Beitrag erschienen am 06.03.2020 auf www.arbeitgeber.ch

Mütter sind wegen ungenügender Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen stark unterdurchschnittlich im Arbeitsmarkt aktiv. Der Schweizerische Arbeitgeberverband fordert deshalb Verbesserungen und nimmt dabei neben den Arbeitgebern und den Familien auch den Staat in die Pflicht.

Die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in der Schweiz im internationalen Vergleich betrachtet nachweislich ungenügend. Dies zeigt sich unter anderem in der hohen Teilzeitaktivität von Frauen im Vergleich zu Männern. Während von den Müttern mit Kindern unter 15 Jahren acht von zehn Teilzeit beschäftigt sind, ist es bei den Vätern nur etwas mehr als einer von zehn. Bei den Müttern sind zudem vier der acht Teilzeit Arbeitenden in einem Arbeitspensum unter 50 Prozent beschäftigt. Die Statistik zeigt weiter, dass Mütter überdurchschnittlich gut ausgebildet sind und gerne mehr arbeiten würden. Einer der Hauptgründe, weshalb sie Letzteres nicht tun, sind fehlende respektive finanziell unattraktive Drittbetreuungsangebote im Vorschul- und Schulbereich.

Der grosse Handlungsbedarf ist von den Arbeitgebern erkannt. Im Rahmen der Veranstaltung Women Empowerment Day hat der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) das Positionspapier ««Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels»» publiziert. Darin fordert er unter anderem, dass der Staat die Rahmenbedingungen in Form von steuerlichen Anreizen und von bedarfsgerechten, qualitativ guten und finanziell attraktiven Kinderdrittbetreuungsangeboten sicherstellt und finanziert. Das so investierte Steuergeld fliesst kurz- bis mittelfristig in grossem Umfang wieder in die Staatskasse zurück – etwa kurzfristig in Form von höheren Steuereinnahmen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und mittel- bis längerfristig durch tiefere Sozialleistungen für Mütter und Kinder. Zudem kann durch die frühe Förderung die Chancengerechtigkeit zwischen Kindern aus bildungsnahen und –fernen Schichten besser sichergestellt werden, wodurch dem Staat mittelfristig wegen besseren Erwerbsverläufen höhere Steuereinnahmen zukommen und tiefere Sozialleistungen erwachsen dürften.

Der SAV nimmt jedoch nicht nur den Staat in die Pflicht, sondern appelliert auch an die Arbeitgeber selbst, durch familienfreundliche Arbeitsbedingungen in den Unternehmen das Nebeneinander von Beruf und Familie seiner Mitarbeiter zu verbessern. Und nicht zuletzt sind es auch die Familien, die durch eine gleichmässige Aufteilung der Betreuungs- und Erwerbsarbeit im eigenen Haushalt einen Beitrag leisten können, damit kein Elternteil durch übermässig lange Erwerbsunterbrüche einkommens- und karrieremässig zurückfällt.

Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nimmt beim SAV seit jeher eine hohe Stellung ein, weshalb er in der überparteilichen Allianz «familienexterne Betreuungsangebote» mit den beiden interkantonalen Konferenzen EDK und SODK mitarbeitet. Dabei geht es um eine effiziente und nachhaltige Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der frühen Förderung. Die Allianz steht unter der Schirmherrschaft von Bundesrätin Karin Keller-Sutter.

Folgende vier Positionen sind im  Positionspapier ausgearbeitet:

  • Das brachliegende Arbeitskräftepotenzial der zunehmend sehr gut ausgebildeten Frauen muss angesichts des Fachkräftemangels, der Demografie und der stagnierenden Nettozuwanderung verstärkt aktiviert werden.
  • Rahmenbedingungen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind dort zu schaffen, wo der Arbeitsanreiz von Müttern und Vätern erhöht wird und die Investitionen einer möglichst breiten Schicht von Müttern und Kindern zugutekommen.
  • Der Schweizerische Arbeitgeberverband setzt sich dafür ein, dass die Unternehmen nach ihren betrieblichen Möglichkeiten familienfreundliche Arbeitsbedingungen anbieten und so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten.
  • Der Staat muss die Rahmenbedingungen in Form von steuerlichen Anreizen und von bedarfsgerechten, qualitativ guten und finanziell attraktiven Kinderdrittbetreuungsangeboten sicherstellen und finanzieren.
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Chefetagen werden weiblicher

Ein Beitrag erschienen am 06.03.2020 auf www.blick.ch

Die Frauen haben in den Geschäftsleitungen der grössten Schweizer Unternehmen letztes Jahr mehr Verantwortung übernommen. Ihr Anteil stieg von neun Prozent im Vorjahr auf zehn Prozent. Trotzdem bleiben 46 Prozent der Firmenleitungen reine Männerclubs.

Der Frauenanteil in den 100 grössten Schweizer Unternehmen hat 2020 erstmals die 10 Prozent-Marke erreicht. Grossen Schub gab der letztjährige Frauenstreik aber nicht. Der Frauenanteil erhöhte sich gegenüber 2019 um einen Prozentpunkt. Von 2018 wurde noch ein Sprung von sieben auf neun Prozent verzeichnet – also zwei Prozentpunkte.

Absolut erhöhte sich die Zahl der weiblichen Topkader von 75 im Vorjahr dennoch beachtlich auf 94. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es erst 51 Frauen.

Keine neuen weiblichen CEO

Neue Geschäftsleitungsfrauen eingesetzt haben letztes Jahr unter anderem der Zementkonzern LafargeHolcim, der Pharmakonzern Novartis und das Beratungsunternehmen EY. Sowohl das neue Geschäftsleitungsmitglied Magali Anderson von LafargeHolcim als auch Marie-France Tschudin von Novartis und Julia Thonhauser-Kurz von EY sind intern aufgestiegen.

Ernüchternd: Die bloss drei Frauen an der operativen Spitze der grössten Schweizer Unternehmen sind die gleich vom Vorjahr: BKW-Chefin Suzanne Thoma, Philomena Colatrella, Leiterin der Krankenkasse CSS, und Magdalena Martullo-Blocher, Chefin der Ems-Gruppe.

Vermehrt werden Frauen intern befördert

Die 100 erfassten Unternehmen haben 61 Prozent der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder intern befördert. Das zeigen die Daten, die die Kadervermittlungs-Firma Guido Schilling erhoben hat. Chef Guido Schilling (60) sagt: «Es ist erfreulich, dass die Unternehmen bei Beförderungen den Fokus nach innen richten und mittlerweile von ihrer Investition in die Talententwicklung profitieren.»

Den Fortschritten zum Trotz hat nur knapp über die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen überhaupt Frauen in der Geschäftsleitung. Hier bestehe weiterhin Bedarf an klarem Commitment der Unternehmensleitungen und Verwaltungsräte, betont Schilling.

Öffentlicher Sektor als Vorbild

Bei der Gleichstellung der Frauen deutlich schneller vorwärts kommt der öffentliche Sektor mit Bund und Kantonen. Im Topkader des öffentlichen Sektors steigt der Frauenanteil von 18 Prozent im Vorjahr auf 20 Prozent. Die höhere Gender Diversity verdankt der Sektor laut Schilling unter anderem der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie: «Sie ist der Schlüssel zu einer ausgewogenen Gender Diversity.»

Mehr mitzuentscheiden als in den Geschäftsleitungen haben die Frauen in Verwaltungsräten. Dort stieg der Frauenanteil in den grossen Firmen von 21 Prozent auf 23 Prozent, wie der Schilling Report weiter zeigt. Allerdings ist Schillings Forderung vom Vorjahr, jeden freien Verwaltungsratssitz mit einer Frau zu besetzen, nicht richtig aufgenommen worden.

Trotzdem ist die Schweiz letztes Jahr im internationalen Vergleich zurückgefallen. Im Europa-Vergleich befindet sich die Schweiz beim Frauenanteil auf zweitletztem Platz vor Griechenland. Portugal, Irland und Kroatien haben die Schweiz überholt.

Mehr Multiverwaltungsrätinnen

Nur knapp jedes dritte vakante Verwaltungsratsmandat (32 Prozent) wurde mit einer Frau besetzt (Vorjahr: 38 Prozent). Steige der Frauenanteil in der Schweiz weiter um jährlich zwei Prozentpunkte, übertreffe er 2024 die Marke von 30 Prozent, die der Gesetzgeber forderte, führt Schilling aus.

Auffällig: Es gibt auch unter den Frauen immer mehr, die zwei oder mehrere Verwaltungsratsmandate besetzen. «Während Männer schon seit Jahren professionelle Verwaltungsratskarrieren mit mehreren grossen Mandaten gleichzeitig verfolgen, ziehen die Frauen nun nach», sagt Schilling. Ein Beispiel dafür ist Ex-Bundesrätin Doris Leuthard (56). Die Coop-Verwaltungsrätin übernimmt dieses Jahr auch ein Verwaltungsratsmandat bei Stadler Rail.

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Family Score Award 2020

mit Bundesrat Guy Parmelin

Am 25. März 2020 ab 17 Uhr findet – im Beisein von Herrn Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft – die Award-Verleihung «Family Score» von Pro Familia Schweiz statt. Möchten Sie dabei sein, wenn die familienfreundlichsten Unternehmen aus den Kategorien Grossunternehmen, Kleine und mittlere Unternehmen und Verwaltungen / NPO gekürt werden? Dann melden Sie sich schnell an – die Anzahl Plätze ist auf insgesamt 120 Personen begrenzt und pro Unternehmen können maximal zwei Personen teilnehmen. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt.

HieProgrammr gelangen Sie zum Programm

Wir freuen uns darauf, mit Ihnen auf die Gewinner/innen des «Family Score Awards 2020» anzustossen.

Sitzt die Schweiz in der Geschlechterfalle?

Ein Beitrag von Isabelle Maissen erschienen am 30.01.2020 auf www.srf.ch

Der Mann, der sich seiner Karriere widmet, die Frau am Herd und beim Kind: Das ist längst Schnee von gestern, denken viele. Aber die Realität sieht anders aus. Völlig unbewusst kultivieren wir die alten Rollenbilder bis heute – mit einschneidenden Folgen.

Für die meisten Männer ist es etwa heute noch schwierig, sich verletzlich oder schwach zu zeigen. Das zeigt das Beispiel von Marc-André Beck. Er ist Manager, FDP-Politiker und Vater zweier Buben. Als er sich von seiner Partnerin trennte, ging es ihm eine Zeit lang schlecht; er hatte dunkle Gedanken. «Aber der Mann ist heute immer noch der einsame Wolf», sagt Beck. Verständnis von Aussenstehenden habe er wenig bekommen.

Das bestätigt auch der Rapper Stress. Er hat kürzlich öffentlich gemacht, dass er an Depressionen leidet. «Für Männer ist so etwas noch viel schwieriger», sagt Stress. «Wenn wir auf der Bühne sind und ich ‹Petite pensée›singe, dann drehe ich mich zum Schlagzeuger um und weine. Er musste lernen, das zu akzeptieren. Genau darum geht es: Dass wir auch unter Männern uns selber sein können.»

Wenn das Rollenbild krank macht

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trägt das Rollenbild des Starken, des Beschützers, des Ernährers massgebend dazu bei, dass Männer öfter an diversen Krankheiten sterben als Frauen. Das zeigt sich auch in den offiziellen Schweizer Statistiken: Männer sterben öfter an verschiedenen Herzkrankheiten, an Krebs, an Unfällen, durch Gewalt oder durch Suizid.

Der Männerarzt Alfred Schweizer hat eine Praxis im thurgauischen Weinfelden. Er beobachtet bei seinen Patienten, dass sie Gesundheitsthemen meiden, solange es nur geht – manchmal ist es dann zu spät. Häufig sind es die Partnerinnen, die Ehefrauen oder Freundinnen, die einen Termin in der Praxis vereinbaren. «Das ist auch gesellschaftlich tradiert», erklärt Schweizer.

Die Ernährer-Rolle und ihre einschneidenden Folgen

Nicht nur im Gesundheitsbereich wirken vermeintlich alte Rollenbilder nach – auch in der Familienorganisation. Väter mit Teilzeitstelle sind in der Schweiz weiterhin absolute Exoten. Sechs Prozent der Männer arbeiten nicht Vollzeit, um sich auch den Kindern zu widmen. Was das bei einer Trennung von der Mutter der Kinder bedeutet, ist manchen Vätern nicht bewusst.

«Viele Väter realisieren erst mit der anstehenden Scheidung, was sie verlieren könnten», sagt der Familienanwalt Heinz Heller. Die Gerichte versuchten meist, die bisherigen Verhältnisse aufrechtzuerhalten – mit dem Resultat, dass die Mutter als Bezugsperson präsent bleibe, der Vater jedoch in eine Wochenend-Rolle hineingerate.

«Die Rolle der Mutter wird in der Schweiz im Zweifelsfall höher gewichtet als die des Vaters», sagt Heller. «Die klassische Rollenteilung ist zu einem guten Teil die Ursache hierfür». In hochstrittigen Fällen könnten Väter den Kontakt zu ihren Kindern gar ganz verlieren, weil es keine Möglichkeit gebe, das väterliche Besuchsrecht gegen den Willen der Mutter zu erzwingen.

Die «Geschlechterfalle» ist auch eine «Teilzeitfalle»

Auch Frauen haben Nachteile, die sich aus Rollenbildern ergeben, die vielerorts als längst überwunden gelten. «Auch wenn ich es im Moment gar nicht anders haben möchte: Wirklich mit meinem Mann gleichgestellt bin ich nicht», sagt Catherine Heuberger-Golta. Sie ist die Ehefrau des Stadtzürcher SP-Regierungsmitglieds Raphael Golta.

Vor der Geburt der beiden Kinder sei eine egalitäre Rollenteilung geplant gewesen, erinnert sich Heuberger-Golta. Doch dann habe sich für ihren Mann die Chance ergeben, die Politik zum Beruf zu machen und sein Amt erlaube keine Teilzeitarbeit. So ist die studierte Juristin, die Teilzeit als Gerichtsschreiberin arbeitet, nun für Haushalt und Kinder hauptverantwortlich, auch wenn sie ihrem Ehemann attestiert, dass er sich sehr engagiere.

Das Ehepaar Heuberger-Golta ist ein klassischer Fall. Das Modell «Mutter 40 Prozent, Vater 100 Prozent» ist in der Schweiz nach wie vor der Regelfall. Im Gegensatz zu Männern arbeiten in der Schweiz sehr viele Frauen Teilzeit – bei den Müttern mit kleinen Kindern sind es 80 Prozent. Dass sie damit Pensionskassengelder einbüssen, wissen laut Vorsorgespezialistin Romina Mutter zwar viele Frauen. Aber wie viel es ist, müsse man erst mal ausrechnen.

Das Rentenloch klafft vor allem bei den Frauen

Je nach Lohn, Beruf und Pensum kann das Rentenloch mehrere hundert Franken im Monat betragen. So ist es kein Wunder, dass Frauen öfter Ergänzungsleistungen beziehen müssen als Männer. Natürlich ist es das den meisten Müttern wert, immerhin ist das Grossziehen von Kindern eine wunderbare und wichtige Aufgabe. Nur haben die Väter dann eben kein Rentenloch.

«Verheiratete Mütter sind bis zu einem gewissen Grad in der Altersvorsorge ihrer Ehemänner abgesichert», sagt Romina Mutter. Komme es jedoch zur Trennung, bekomme die Frau nach einer Berufspause manchmal keinen gut bezahlten Arbeitsplatz mehr, sodass sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr für eine gute Vorsorge schauen könne. Besonders gefährdet seien aber unverheiratete Mütter. Nach einer Trennung stehe ihnen kein einziger Franken aus den Vorsorgegeldern des Vaters zu.

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