Mehr Kitas, mehr Wirtschaftswachstum

Ein Beitrag erschienen am 13.09.2020 auf www.20min.ch

Eine Studie weist den volkswirtschaftlichen Nutzen von Frühförderung bei Kindern nach: Langfristig soll das Schweizer Bruttoinlandprodukt dadurch um jährlich rund 0,5 Prozent höher ausfallen. Auch Eltern und Kinder profitieren.

Eine Studie geht davon aus, dass sich mit Investitionen in den Ausbau der Frühförderung das Wirtschaftswachstum «merklich» steigert – rund 3,4 Milliarden Franken pro Jahr soll das BIP dadurch wachsen. Das BAK Economics untersuchte mit der Studie im Auftrag der Jacobs Stiftung die volkswirtschaftlichen Auswirkungen eines qualitativen Ausbaus von Kindertagesstätten (Kitas) und Tagesfamilien sowie von begleitenden Förderprogrammen für benachteiligte Kinder in der Schweiz. Als Erstes berichtete die «NZZ am Sonntag» davon.

Das BAK Economics untersuchte in der Studie die volkswirtschaftlichen Auswirkungen eines 10-jährigen Investitionsprogramms im Bereich der Kleinkinderbetreuung. Die Autoren kommen zum Schluss, dass sich zielgerichtete Investitionen in Förderangebote für Kinder zwischen 0 und 4 Jahren für den Staat bereits nach gut zehn Jahren lohnen. Durch die Weichenstellung in den ersten vier Lebensjahren würden Gemeinwesen, Eltern und Kinder gewinnen, unabhängig von ihrer Herkunft, Wohnort oder Einkommen.

Die BAK-Ökonomen unterscheiden mehrere positive volkswirtschaftliche Effekte. Die durch Frühförderung ausgebaute Erwerbstätigkeit der Eltern erhöhe das Einkommen und die Produktivität sowie die Kaufkraft und das Humankapital.

Weniger Sozialhilfe

Wer in den Genuss einer höheren Ausbildung komme, senke zudem Gesundheitskosten und beziehe seltener Sozialhilfe. Mehr Bildung bedeute letztendlich ein höheres Einkommenspotenzial (Bildungsrendite).

Mehr Investitionen in die Angebote der frühen Kindheit seien auch ein Beitrag an eine höhere Chancengerechtigkeit. Gerade benachteiligte Kinder würden von Frühförderung überdurchschnittlich profitieren. Damit die positiven volkswirtschaftlichen Effekte auch tatsächlich erzielt würden, müsse jedoch die Qualität der Betreuungsangebote hochgehalten werden.

Ausgangspunkt für die Studie war ein «Referenzszenario», das die heutigen Angebote im Frühbereich und deren Finanzierung abbildet. Aktuell stünden 67’000 Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung. Dem wurden drei Ausbauszenarien gegenübergestellt – mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Kosten.

Höhere Staatsverschuldung und Einkommensteuern

Das «Investitionsszenario» geht davon aus, dass über einen Zeitraum von zehn Jahren insgesamt 21’000 neue Betreuungsplätze geschaffen werden. Zudem werden in diesem Szenario die Elternbeiträge für alle Betreuungsplätze, auch für bereits bestehende, reduziert. Dieses Szenario koste den Staat jährlich rund 794 Millionen Franken.

Zwei weitere Szenarien bauen auf dem «Investitionsszenario» auf. Hier seien zusätzliche Investitionen vorgesehen. Alle drei Ausbauszenarien gehen davon aus, dass die zusätzlichen Investitionen hälftig mittels Staatsverschuldung und Erhöhung der Einkommensteuer getragen werden, wie es weiter heisst.

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BAK Studie Politik der frühen Kindheit 2020 DEU
BAK Studie Politik der frühen Kindheit 2020 FRA

«Wir können uns zwei Wochen Vaterschaftsurlaub leisten»

Ein Beitrag von Daniel Graf erschienen am 01.09.2020 auf www.20min.ch

230 Millionen Franken würden zwei Wochen Vaterschaftsurlaub pro Jahr Schätzungen zufolge kosten. Das sollte uns eine gute Beziehung zwischen Vater und Kind nach der Geburt wert sein, findet Stéphane Rossini.

Rossini ist Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen. Im Live-Talk von 20 Minuten hat er sich den Fragen der 20 Minuten-Leserschaft gestellt. Hier die wichtigsten Erkenntnisse.

Für Rossini kommt die Abstimmung trotz Corona-Krise und sinkenden Einnahmen bei den Sozialwerken zum richtigen Zeitpunkt: «Die Erwartungen der Väter sind gross, die Geburt eines Kindes ist ein wichtiges Ereignis. Wir müssen den gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht werden», sagt Rossini.

«Wir wollen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern»

Er ist selber Vater. «Ich hatte nach der Geburt wenig Zeit, um präsent zu sein. Mit dem Vaterschaftsurlaub wollen wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und Ungleichheiten verringern.» Derzeit haben die Unternehmen sehr verschiedene Regelungen. «Das geht heute nicht mehr», findet Rossini.

Die Schweizer Familienpolitik sei seit jeher keine einfache Aufgabe: «Im Vergleich mit anderen Ländern wie etwa Schweden steht die Schweiz oft nicht gut da. Dort ist die Familienpolitik viel öffentlicher, während sie in der Schweiz oft als Privatsache angesehen wird.» Auch der Föderalismus der Schweiz erschwere es oft, einheitliche Regelungen zu finden.

«Elternzeit steht nicht zur Debatte»

Auf die zwei Wochen sei man über einen politischen Prozess gekommen: «Die Volksinitaitive verlangte vier Wochen, das Parlament hat sich für den Gegenvorschlag mit zwei Wochen entschieden. Darüber stimmen wir aufgrund des Referendums nun ab.» Rossini hält eine gemeinsame Elternzeit für ein «interessantes Modell». Doch diese stehe im Moment nicht zur Debatte.

Rossini erinnert daran, dass die Väter während der zwei Wochen 80 Prozent ihres Lohnes erhalten würden. «Das kostet Schätzungen zufolge rund 230 Millionen Franken pro Jahr, welche über die Erwerbsersatzordnung finanziert werden sollen. Das können wir uns leisten», ist Rossini überzeugt. Durch den Vaterschaftsurlaub würden auch Schweizer KMU attraktiver: «Heute können sie es sich oft nicht leisten, ihren männlichen Angestellten nach der Geburt eines Kindes bezahlten Urlaub zu geben.»

«Im Vergleich zur AHV kostet der Vaterschaftsurlaub nicht viel»

Rossini vergleicht die 230 Millionen mit den 40 Milliarden, welche die AHV jährlich kostet: «Im Vergleich dazu ist es ein geringer Betrag. Wir müssten die Beiträge lediglich um 0,05 Prozent erhöhen. Auf 1000 Franken sind das 50 Rappen, welche zu gleichen Teilen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezahlt würden», führt Rossini aus. «Das kann die Schweiz sich leisten.» Die administrativen Kosten würden dabei lediglich 2 bis 3 Prozent ausmachen.

Trotz Corona-Krise ist der Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen optimistisch: «Klar, die Corona-Krise hat uns hart getroffen. Wir gehen davon aus, dass auch die Jahre 2021 und 2022 noch schwierig werden. Danach hoffen wir, dass die Konjunktur wieder anzieht.» Wie alle anderen hofft auch Rossini, dass bald ein Impfstoff gefunden und die Pandemie überwunden werden kann.

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Studie «Arbeitszufriedenheit von Müttern»

Studie zur Arbeitszufriedenheit von Müttern 2020Pro Familia Schweiz und die Empiricon AG haben im Mai 2020 eine Umfrage zur Arbeitszufriedenheit und den Anreizen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung (mit einer Stichprobe von 500 erwerbstätigen Frauen aus der Schweiz – mit jeweils einem oder mehreren Kindern) durchgeführt. Ziel der Umfrage war es, zu untersuchen, wie zufrieden die Frauen mit ihrer gegenwärtigen Situation sind, inwieweit sie ihren Beschäftigungsgrad erhöhen wollen und unter welchen Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen, dass – auch wenn die Frauen mit ihrer aktuellen Situation zufrieden sind – sie ihren Beschäftigungsgrad erhöhen möchten, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen wären besser (gilt für 70 % von ihnen).

Medienmitteilung vom 24.05.2020 | Bericht | Grafiken

Frauen erhalten ein Drittel weniger Rente als Männer

Ein Beitrag erschienen am 31.08.2020 auf www.srf.ch

Frauen bekommen in der Schweiz mindestens ein Drittel weniger Rente als Männer. So haben Männer seit Jahresbeginn bereits heute so viel Rente erhalten, wie die Frauen im ganzen laufenden Jahr kriegen werden. Das schreibt der Gewerkschaftsbund. Mit dem «Equal Pension Day» will er auf diese Diskriminierung aufmerksam machen

Der Tag wurde vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) ins Leben gerufen. Er soll den dringenden Handlungsbedarf aufzeigen. Der Gender-Pension-Gap zeige die ungleiche Verteilung der Erwerbschancen.

Laut SGB unterbrechen Frauen häufiger ihre Erwerbstätigkeit und arbeiten mehr Teilzeit, beides in erster Linie aus familiären Gründen. Dies sei der Grund für die «unwürdig tiefen Renten» vieler Frauen.

Ein Drittel der Frauen erhält nichts aus der 2. Säule

Die berufliche Vorsorge diene vielen Frauen nur als magere Ergänzung. Noch immer erhalte ein Drittel der Frauen keine Rente aus der 2. Säule. Sofern eine Pensionskassenrente ausbezahlt werde, sei die mittlere Rente von Frauen nur etwa halb so hoch wie diejenige der Männer.

So erhielt die Hälfte der Frauen, die 2018 pensioniert wurde, laut SGB eine Pensionskassenrente unter 1165 Franken pro Monat. In «typischen Frauenbranchen» seien Pensionskassenrenten zwischen 500 und 800 Franken pro Monat üblich. Das reiche nicht zum Leben.

11 Prozent der Frauen brauchen Ergänzungsleistungen

Die AHV verringert laut SGB immerhin den Lohn- und Rentenrückstand. Doch diese betrage maximal 2370 Franken pro Monat – zu wenig. Dass das Parlament eine Renten-Abbauvorlage zulasten der Frauen plane, sei eine Frechheit, wird die Zürcher SP-Nationalrätin Mattea Meyer in einer Mitteilung zitiert.

Fast 11 Prozent aller Frauen müssten direkt beim Renteneintritt Ergänzungsleistungen beantragen, um über die Runden zu kommen, hiess es weiter. Über 140‘000 Frauen hätten 2019 Ergänzungsleistungen bezogen, bei den Männern seien es halb so viele. Besonders betroffen sind geschiedene und verwitwete Frauen.

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Vaterschaftsurlaub – ein Mittel zur Förderung der Vereinbarkeit

Ein Beitrag erschienen am 31.08.2020 in der Beilage «Men's Interests»

Ende September stimmt die Schweiz über einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub ab. Philippe Gnaegi, Direktor von Pro Familia Schweiz, spricht im Interview mit dem Tages­anzeiger über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und warum dieses Ziel alles andere als eine Utopie ist.

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