Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung im Jahr 2022

2022 wurde in der Schweiz für 62% der Kinder unter 13 Jahren familienergänzende Kinderbetreuung in Anspruch genommen. Etwas mehr als ein Drittel (36%) der Kinder besuchte eine Kindertagesstätte oder eine schulergänzende Betreuungseinrichtung. 28% wurden von den Grosseltern betreut.

Bei Kindern unter 4 Jahren stützten sich die Eltern am häufigsten auf Kindertagesstätten und auf die Grosseltern (37% bzw. 35%). Auch bei den 4- bis 12-Jährigen waren Kindertagesstätten und schulergänzende Betreuungsstrukturen, wie Tagesschulen oder Horte am stärksten verbreitet (36%). Grosseltern folgten mit 24% an zweiter Stelle.

Der Anteil der familienergänzend betreuten Kinder steigt mit zunehmendem Einkommen des Haushalts und war 2022 in der obersten Einkommensklasse (verfügbares Äquivalenzeinkommens des Haushalts) doppelt so hoch (80%) wie in der tiefsten Einkommensklasse (41%).

60% der Kinder in Haushalten der höchsten Einkommensklasse besuchten 2022 eine Kindertagesstätte oder schulergänzende Betreuungseinrichtung. In den tiefen Einkommensklassen waren es mit 24% (1. Quintil) und 29% (2. Quintil) deutlich weniger.

Weiterlesen - neue statistische Informationen des Bundesamtes für Statistik vom 13.05.2024

Das zeigt die neue INSA-Familienstudie 2024 aus Deutschland

Familie und Kinder zentraler Krisenstabilisator und Glücksgarant – Jugend zunehmend depressiv und einsam – schlechtes Zeugnis für Familienpolitik. Familie ist der überwältigenden Mehrheit das Wichtigste – Junge Menschen suchen Halt in Familie, sehen der Zukunft aber einsam und depressiv entgegen – Chancenvergeudung im demographischen Wandel: 41 Prozent der Kinderlosen wollen Kinder, konnten Kinderwunsch aber nicht realisieren – Schlechtes Zeugnis für Familienministerin Paus und die Familienpolitik der Regierung.

Anlässlich des internationalen Weltfamilientages am 15. erscheint bereits zum 2. Mal eine repräsentativ angelegte Studie mit über 2.000 Befragten des Meinungsforschungsinstituts INSA für die INSA-Stiftung. Sie baut auf der großen INSA-Familien-Studie von 2022 auf, die den hohen Stellenwert der Familie bereits offengelegt hatte. Dieser Trend setzt sich nach der Corona-Krise fort und bestätigt die weiter wachsende Bedeutung von Familie und ihre zentrale Aufgabe als Krisenstabilisator.Familie ist für 87 Prozent wichtiger Faktor. Sie ist für 60 Prozent wichtigster Anker und Ratgeber aber auch soziale Absicherung in Lebens- und Krisensituationen, während staatliche Einrichtungen nur noch von 16 Prozent und Kirchen nur noch von 6 Prozent als Ansprechpartner in Krisen aufgesucht werden – ein eklatanter Bedeutungsverlust.

Das Zusammenleben der Familie als klassische Vater-Mutter-Kind-Familie befürwortet die überwältigende Mehrheit von 86 Prozent als das wünschenswerte Lebensmodell mit Kindern. Auch hier zeigt sich ein konstanter Wert entgegen allen politischen und medialen Debatten über die Öffnung der Gesellschaft zur Vielfalt der Familienformen.


Die Studie zeigt überraschend und besorgniserregend: Einsamkeit und auch Depression ist jung! In beiden Themenkomplexen zeigt die Generation der unter 30-Jährigen die höchsten Werte, während die Generation 70plus am wenigsten einsam ist. Faktoren wie Corona-Lockdowns, Homeoffice und auch eine zunehmende Verlagerung von Beziehungsstrukturen in den digitalen Social-Media-Raum scheinen die junge Generation zunehmend zu belasten. Die „Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit“ aus dem Herbst 2023 erreicht offenbar nicht die wahren Bedürfnisse der Menschen. Dazu zeigt sich eine breite Unzufriedenheit mit der Familienfreundlichkeit und der Familienpolitik der Bundesregierung, die Wertschätzung und Anerkennung aber auch Problemlösungskompetenz vermissen lässt.

Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Erfurt. Die Wichtigkeit der eigenen Familie ist innerhalb der deutschen Bevölkerung erneut gestiegen. Ganze 87 Prozent der gaben an, dass ihnen Familie sehr wichtig (67%) und eher wichtig (20%) sei. 58 Prozent der Befragten hat eigene Kinder, bei diesen schnellt der Wert gar auf 95 Prozent an, wobei es kaum einen Unterschied macht, ob noch minderjährige Kinder im Haushalt leben (91%) oder bereits ausgezogen sind (87%). Die wenigsten eigenen Kinder hat die junge Generation zwischen 18-29 Jahren (25%), wobei der Wert bei den 30 bis 39-Jährigen auf 59% Prozent mit Kindern rasant ansteigt. Die Älteren haben in der absoluten Mehrheit Kinder, 81 Prozent aller über 70-Jährigen sind Eltern.

Mehr Kinder im Osten und in hohen Einkommensstufen

Das Ost-West-Gefälle der Elternschaft hat sich weiter verringert, Ost-Deutsche haben aber im Durchschnitt mit 66 Prozent immer noch deutlich häufiger Kinder, als Westdeutsche (56%).
Nach Einkommen haben jene mit einem Haushaltseinkommen unter 1.000 Euro in der absoluten Mehrheit (68%) keine Kinder, während in allen anderen Einkommensstufen mehrheitlich Kinder leben. Die meisten Kinder haben Menschen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von 4.000 Euro und mehr (69%).

Hohe Zahl verpasster Kinderwunsch-Realisierung

Besorgen muss angesichts einer weiter stagnierenden Geburtenrate in Deutschland, die zuletzt laut Statistischem Bundesamt nur noch bei 1,36 Kindern pro Frau lag (Herbst 2023), dass 41 Prozent der befragten Kinderlosen angaben, dass sie sehr wohl Kinder wollen, oder gewollt hätten, diesen Wunsch aber offenbar (noch) nicht realisieren konnten. Besonders hoch sind die Zahlen bei den 18-29-Jährigen (48%) und den 30-39-Jährigen (46%), wo demnach fast jeder Zweite seinen Familienwunsch noch nicht erfüllen konnte, obwohl er sich in der klassischen Familiengründungsphase befindet. Auch in der Gruppe der 50-59-Jährigen konnten 45 Prozent ihren vorhandenen Kinderwunsch offenbar niemals realisieren.

Vater-Mutter-Kind als klare Wunschkonstellation

Die klassische Familie aus Vater, Mutter und Kindern favorisiert die Mehrheit als optimale Lebensform der Familie mit Kindern. Ganze 86 Prozent aller Befragten finden es eher (33%) oder sogar sehr wünschenswert (53%), dass Kinder sowohl mit Vater als auch mit Mutter in einem Haushalt leben. Nur 5 Prozent der Befragten hält das für keine wünschenswerte Lebenskonstellation mit Kindern. Menschen mit einem religiösen Glauben favorisieren die klassische Familie deutlich häufiger (im Schnitt 90 Prozent bei allen christlichen und auch islamischen Glaubensgemeinschaften) als Konfessionslose, die diese Ansicht nur zu 72 Prozent teilen.

Familie macht glücklich und ist Halt in der Krise

Familie bleibt weiterhin Glücksgarant Nummer Eins unter allen Befragten. Dreiviertel (76%) geben an, dass Familie sich positiv auf ihr Glücklichsein auswirkt, Menschen mit Kindern bestätigen dies sogar zu 87 Prozent. Familie ist zudem größter Halt in Krisenzeiten. 60 Prozent aller Befragten würden sich in einer Krise zuerst an die Familie wenden, weitere 38 Prozent an Freunde, nur 16 Prozent an staatliche Beratungsstellen, weit abgeschlagen stehen die Kirchen mit nur 6 Prozent, die dort einen Ansprechpartner suchen würden. Der Glaubwürdigkeitsverlust der Kirchen, der sich in konstant steigenden Austrittszahlen der großen Amtskirchen dokumentiert, wird auch hier bestätigt: Die Familie wird zehn Mal so häufig als Stütze in Krisensituationen genannt wie die Kirche!
Auch im Alter hält Familie zusammen, 50 Prozent geben an, sie wären bereit, Angehörige zu pflegen, 16 Prozent tut es bereits. Menschen mit Kindern sind zudem häufiger bereit zur Pflege der Elterngeneration (55%) als Kinderlose (45%).
Familie wird von drei Viertel (73%) als soziale Absicherung empfunden. Auch hier verstärkt sich diese Wahrnehmung auf bis zu 86 Prozent bei den Befragten mit Kindern im eigenen Haushalt.

Junge Generation depressiv und einsam

Besorgniserregend erscheint, dass vor allem junge Menschen den höchsten Anteil jener stellen, die angeben, sich in einer Depression zu befinden oder bereits eine hinter sich zu haben. Während 52 Prozent aller Befragten noch nie eine Depression hatten, haben jene unter 30 Jahren mit 55 Prozent die höchste Depressionsrate. Auch in Sachen Einsamkeit nehmen die Befragten unter 30 mit 39 Prozent den Spitzenplatz ein, insgesamt fühlt sich gut jeder Vierte (27%) in der Gesellschaft einsam. Kinderlose sind eher einsam, jeder Dritte (32%) von ihnen gibt Einsamkeit an, aber nur jeder Vierte mit Kindern (24%). Einsamkeit ist klar Sache der Jugend, die Generation 60plus ist mit durchschnittlich nur 20 Prozent die am wenigsten einsame Bevölkerungsgruppe.

Schlechtes Zeugnis für Familienministerin Paus und ihre Politik

Auffällig ist der Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Familienkompetenz des Staates und des Familienministeriums. Es fehlt an Familienfreundlichkeit, Anerkennung und Zukunftslösungen. Nahezu jeder Zweite (49%) hält Deutschland für nicht kinderfreundlich. Die Generation unter 40 bewertet die Lage positiver (55%) als die ältere Generation mit Erfahrungswissen (38-40%). Westdeutsche (45 Prozent) bewerten die Kinderfreundlichkeit zudem besser als Ostdeutsche (38%). Es fällt auf, dass nicht etwa die Betroffenen selbst die Gesellschaft am kinderfeindlichsten empfinden (43%), sondern die Beobachter ohne eigene Kinder im Haushalt Deutschland gar am kinderfeindlichsten bewerten (51%).

Ein nahezu vernichtendes Zeugnis wird der aktuellen Familienpolitik der Ampelregierung ausgestellt: Über die Hälfte (56%) ist der Meinung, dass Familie in der deutschen Politik nicht genug Anerkennung genießt. 38 Prozent sind der Meinung, Lisa Paus mache als Familienministerin einen eher schlechten Job nur 22, das ist nicht einmal ein Viertel, geben ihr eine eher bessere Note. 27 Prozent, also fast ein Drittel, kennt Lisa Paus überhaupt nicht. Nimmt man nur jene 60 Prozent, die wissen, wer sie ist, finden nahezu zwei Drittel (63%), dass sie keine gute Arbeit leistet.

Ruft man hier noch einmal jene 41 Prozent der Kinderlosen in Erinnerung, die einen unerfüllten Kinderwunsch hegen, zeigt sich eine politisch deutlich verpasste Chance, dem demographischen Wandel mit einer guten Familienpolitik entgegen zu wirken.

Pressemitteilung vom 13.05.2024
Präsentation (INSA-Familienstudie 2024)

«Momfluencers» & Co.: Verändert Social Media die Kindererziehung?

Vor dem digitalen Zeitalter haben Zeitschriften und die Ratgeberliteratur die Erziehungsideale massgeblich geprägt. Heute geben sogenannte «Momfluencer» oder Erziehungscoaches ihre persönlichen Erfahrungen und Tipps weiter, die dann rege kommentiert und diskutiert werden. Der Psychologe Philipp Ramming verortet den Einfluss von Social Media auf die Kindererziehung.

SRF: Wie hat sich der Erziehungsstil mit den sozialen Medien gewandelt?

Philipp Ramming: Social Media kann den Austausch bei Erziehungsfragen fördern. Eltern sehen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Die Chance, etwas Interessantes und Anregendes auf Social Media zu finden, ist genauso hoch, wie die Chance, dass Eltern noch mehr Selbstzweifel bekommen. Ich vergleiche es immer mit Kochsendungen. Dort klingt auch immer alles fantastisch, und man kann gewisse Anregungen übernehmen.

Welche Aspekte sollten bei der Beurteilung von Erziehungstipps auf Social Media beachtet werden?

Erziehungstipps in den sozialen Medien sind häufig konstruiert. Oft sind es Inszenierungen oder Selbstdarstellungen von Eltern, die zeigen möchten, wie grossartig und perfekt sie sind. Wenn wir den Erziehungsstil beurteilen, ist zudem die Altersfrage zentral: Wie alt sind die Personen, die erziehen und wie sind sie selbst mit Medien aufgewachsen. Ebenso müssen wir unterscheiden, ob Personen auf den Plattformen aktiv nach Erziehungstipps suchen oder sich einfach von Inhalten berieseln lassen möchten.

Welche Rolle spielt der Druck des perfekten Elternseins, der in den sozialen Medien vermittelt wird?

Ausgangspunkt in der Erziehung sind immer die Befindlichkeiten der Eltern. Es ist es schade, wenn sich Eltern nur auf die Ratschläge aus der digitalen Welt stützen und sich nicht mit anderen Eltern austauschen. Bei Anregungen aus dem Internet sollte man den Realitätsgehalt prüfen und beobachten, was das eigene Kind braucht. Wenn Eltern glauben, ihr Kind sei nicht so perfekt und sie müssten nur an gewissen Stellen schrauben, zeigt das für mich, dass sie ihr eigenes Kind nicht mehr sehen, sondern sich nur ein idealisiertes Kind erträumen. In der geträumten Perfektion der Eltern ist das Kind dann ein perfektes Produkt.

Was halten Sie davon, wenn Eltern Erziehungsstile nachahmen, die auf Instagram im Trend liegen? Beispielsweise die #bedürfnisorientierte oder #bindungsorientierte Erziehung.

Es gibt immer Menschen, die Erziehungsidealen nacheifern. Ob Eltern diese Erziehungsstile übernehmen, ist davon abhängig, wie empfänglich sie für diese Trends sind. Die Schwierigkeit liegt darin, dass alles perfekt erscheint und überfordernd sein kann. Dabei vergisst man oft das eigene Herz und lebt nur noch nach einem Modell. In der Pubertät sind Idole dafür da, sich mit ihnen zu identifizieren. Wenn Eltern diese Art der Idealisierung weiterhin pflegen, verzichten sie auf ein aktives und persönliches Handeln in der Erziehung.

Welche Tipps können Sie Eltern für die Kindererziehung mit auf den Weg geben?

Zum einen sollten Eltern vertrauen in sich selbst haben und das eigene Kind lieben, denn die Beziehung ist sehr wichtig. Das bedeutet nicht, dass man als Eltern nicht überfordert sein darf. Wenn Eltern nicht mehr weiter wissen oder es sich über eine längere Zeit schwierig gestaltet, sollten die Erziehungsberechtigten sich Rat oder Hilfe von ausserhalb holen.

Weiterlesen - ein Beitrag auf SRF1 (Das Gespräch führte Rebecca Küster, Sternstunde Philosophie)

Ergänzungsleistungen: Bundesrat will betreutes Wohnen fördern

Der Bundesrat will die Autonomie älterer Menschen und das Wohnen im eigenen Zuhause fördern. Deshalb sollen künftig bestimmte Betreuungsleistungen, die das selbständige Wohnen ermöglichen, in den Ergänzungsleistungen (EL) berücksichtigt werden. An seiner Sitzung vom 8. Mai 2024 hat der Bundesrat die Ergebnisse der Vernehmlassung zur Änderung des Bundesgesetzes über Ergänzungsleistungen zur Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung (ELG) zur Kenntnis genommen. Er hat das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beauftragt, bis im Herbst eine Botschaft ans Parlament auszuarbeiten. Der Anspruch auf die EL-Leistungen wird auf IV-Rentnerinnen und -Rentner mit EL ausgeweitet, und die Leistungen werden als vorschüssig ausbezahlte Pauschale ausgestaltet.

Rund ein Drittel der Personen, die in einem Alters- und Pflegeheim leben, benötigt weniger als eine Stunde Pflege pro Tag. Der Eintritt in ein Pflegeheim lässt sich verzögern oder sogar vermeiden, wenn ältere Menschen in einer altersgerechten Wohnung leben und/oder Spitex-Leistungen beziehen können. Es ist ein Bedürfnis älterer Menschen, dass sie so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause wohnen wollen. Dafür benötigen sie nicht nur gesundheitliche Unterstützung, sondern auch Hilfe und Betreuung im Haushalt, Mahlzeitendienste oder eine sichere Umgebung (Sturzprävention).

Grosses Interesse, viel Kritik

Die Vorlage «EL für betreutes Wohnen» ist in der Vernehmlassung auf grosses Interesse, aber auch auf grossen Widerstand gestossen. Die Kantone bemängelten, dass die Finanzierung allein bei ihnen liegen solle. Weiter forderte eine grosse Mehrheit der Vernehmlassungsteilnehmenden, dass IV-Rentnerinnen und -Rentner mit EL ebenfalls Anspruch auf die Leistungen für das betreute Wohnen haben sollten.

Eine grosse Mehrheit sprach sich zudem dagegen aus, dass gewisse Betreuungsleistungen von den EL-Beziehenden vorfinanziert und dann rückvergütet werden sollen. Weitere Kritikpunkte betreffen den Zuschlag für die altersgerechte Wohnung sowie die bessere Berücksichtigung psychosozialer Aspekte wie etwa die Begleitung in der selbständigen Alltagsgestaltung.

Eckwerte für die Botschaft

Aufgrund dieser Ergebnisse der Vernehmlassung hat der Bundesrat beschlossen, dass nicht nur AHV-Altersrentnerinnen und -rentner mit EL Anspruch auf die Leistungen für betreutes Wohnen haben sollen, sondern auch Bezüger und Bezügerinnen einer IV-Rente mit EL. Damit wird das Gebot der Gleichbehandlung von Alters- und IV-Rentenbeziehenden berücksichtigt. Die Leistungen der EL werden aber erst ausgerichtet, wenn das Leistungsangebot der IV ausgeschöpft ist.

Die Leistungen der EL, mit welchen das betreute Wohnen unterstützt werden soll, sollen in Form einer Pauschale vorschüssig an die EL beziehende Person ausgerichtet werden. Diese Auszahlungsmodalität ist für die Versicherten vorteilhaft, weil sie die Leistungen nicht vorfinanzieren müssen. Gleichzeitig bleibt der administrative Aufwand der Durchführung begrenzt. Die Leistungen umfassen je nach Bedarf:

  • Mietzuschlag für eine altersgerechte oder barrierefreie Wohnung
  • Vergütung für die Anpassung der Wohnung
  • Notrufsystem
  • Haushaltshilfe
  • Mahlzeitendienst
  • Fahr- oder Begleitdienst

Diese Leistungen kommen Versicherten zugute, die aufgrund ihres Alters oder ihrer gesundheitlichen Einschränkung eine gezielte Unterstützung benötigen um selbständig wohnen zu können. Daher hält der Bundesrat daran fest, dass diese Betreuungsleistungen im EL-System den Krankheits- und Behinderungskosten zugeordnet werden und ihre Kosten somit vollständig von den Kantonen zu tragen sind. Dies entspricht auch den Zuständigkeiten, wie sie seit der Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen seit 2008 gelten. Entsprechend fallen die mit der Vorlage einhergehenden Einsparungen durch vermiedene oder verzögerte Heimeintritte nur bei den Kantonen an. Schliesslich trägt der Bundesrat mit diesem Entscheid seiner angespannten finanziellen Lage Rechnung.

Die zusätzlichen Kosten für die Kantone werden auf rund 300 bis 620 Millionen Franken bei Einsparungen von 280 Millionen geschätzt. Die Einsparungen ergeben sich dadurch, dass durch die EL-Betreuungsleistungen Heimeintritte verzögert oder verhindert werden können.

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Prämienentlastungs-Initiative: In diesen Kantonen profitiert man am meisten

Am 9. Juni entscheidet die Schweizer Bevölkerung über einen Prämiendeckel. Je nach Kanton hätte ein Ja ganz unterschiedliche Konsequenzen. Blick liefert eine Übersicht.

Die SP will die Krankenkassenprämien deckeln. Nicht mehr als zehn Prozent des verfügbaren Einkommens von Haushalten soll für Prämien draufgehen. Das fordert die Partei mit der Prämienentlastungs-Initiative, über die am 9. Juni abgestimmt wird. An einigen Orten dürfte die Initiative stärker polarisieren als an anderen. Denn: Nicht nur die Prämien fallen je nach Wohnort unterschiedlich aus, die Kantone greifen der Bevölkerung heute auch mit unterschiedlich hohen Prämienverbilligungen unter die Arme. Bei einem Ja zur Initiative würde also die Bevölkerung einiger Kantone mehr profitieren als anderer.

Neuenburger dürfen sich freuen

In den meisten Kantonen übersteigen die durchschnittlichen Prämien die 10-Prozent-Marke. Zum Beispiel für eine Familie mit zwei Kindern und einem Bruttoeinkommen von 80'000 Franken: In Basel-Stadt und Genf muss sie fast 19'000 Franken für die Prämien locker machen – also fast ein Viertel des Gehalts! Sogar nach Bezug der Prämienverbilligung muss die Familie je nach Kanton noch immer tief in die Tasche greifen. In Neuenburg etwa machen die restlichen Prämienkosten heute nach wie vor 18,3 Prozent des Einkommens aus, in Basel-Stadt 17,7 Prozent. Die Neuenburger und Basel-Städter profitierten damit mit Abstand am meisten von der Initiative. Die vierköpfige Muster-Familie würde in beiden Kantonen jährlich über 6000 Franken einsparen. Jedenfalls dann, wenn die Initiative so umgesetzt wird, wie die Initianten dies in ihrem Argumentarium wünschen (siehe Box).

Familie profitiert in den meisten Kantonen

Die Familie würde auch in den meisten anderen Kantonen entlastet, auch wenn sie ohnehin schon eine Prämienverbilligung erhält. Im Kanton Tessin zwar nur mit 524 Franken im Jahr, dafür würde sie aber mit den regulären Prämien jährlich satte 9000 Franken einsparen. Lediglich in sieben Kantonen übersteigen die Prämien nach Abzug der Verbilligungen die 10-Prozent-Marke nicht. Das sind hauptsächlich Innerschweizer Kantone und Graubünden. Dort hätte die Initiative also vor allem Auswirkungen für Familien, die bislang noch keine Verbilligungen erhalten haben.

Der Mittelstand profitiert

Wie sieht es bei anderen Haushaltsmodellen und Einkommen aus? Unter dem Strich zeigen Zahlen des Gewerkschaftsbunds für das Jahr 2023: Besonders dem Mittelstand würde die Initiative zugutekommen. Für Paare ohne Kinder steigt die Prämienlast bei einem Jahresbruttolohn von rund 60'000 Franken zum Beispiel bis zu 16 Prozent. Je höher das Einkommen, desto tiefer wird dann auch die Prämienlast. Aber momentan sinkt diese erst ab einem Einkommen von 120'000 Franken unter die 10-Prozent-Marke. Für Alleinstehende ohne Kinder würde sich die Initiative hingegen nur bis zu einem Jahresbruttolohn von rund 60'000 Franken im Jahr lohnen. Für die untersten Einkommen hätte die Initiative keine grossen Auswirkungen, da der Staat schon jetzt einen Grossteil der Prämienlast übernimmt.

Wer soll dafür zahlen?

Für die Entlastung der Haushalte würde vor allem der Bund in die Bresche springen. Er müsste den Grossteil der Kosten übernehmen, die über der 10-Prozent-Marke anfallen. An den Kantonen soll maximal ein Drittel hängenbleiben. Die Kantone Waadt und Genf würden von der neu organisierten Finanzierung massiv profitieren. Denn: Sie spendieren ihren Bevölkerungen schon jetzt hohe Verbilligungen und könnten neu einen grossen Teil dieser Kosten auf den Bund abwälzen. Andere Kantone würde ein Ja aber teuer zu stehen kommen. Und zwar denen, die sich bei Verbilligungen momentan wenig spendabel zeigen. Laut Berechnung des Bundesamts für Gesundheit für das Jahr 2020 müsste der Kanton Bern zum Beispiel zusätzlich rund 160 Millionen Franken hinblättern. Aber aufgepasst: Um die riesigen Mehrkosten zu stemmen, könnte der Bund Steuererhöhungen in Betracht ziehen, wie Regierung und Gegner der Initiative warnen. Und das würde dann trotzdem wieder bei den Haushalten zu Buche schlagen.

Weiterlesen - ein Beitrag von Céline Zahno erschienen am 06.05.24 auf blick.ch

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