Die Schweiz wird immer älter – erstmals 100’000 Neurentner

Die wachsende Zahl an Menschen, die in Rente gehen, stellt die Schweizer Wirtschaft vor Herausforderungen. Neben Fachkräftemangel gibt es auch einen generellen Arbeitskräftemangel. Die Zahl der Pensionierten nimmt in der Schweiz stetig zu, im Jahr 2021 haben erstmals 96’292 Menschen zum ersten Mal AHV bezogen. Bis 2040 könnten potenziell bis zu 321’000 Arbeitskräfte fehlen, da es mehr Menschen gibt, die 65 werden, und es weniger 20-Jährige gibt. Die Zuwanderung kann zwar helfen, die anstehenden Probleme etwas abzuschwächen, doch die wichtigsten Zuwanderungsländer sind von einer noch drastischeren Alterung der Bevölkerung betroffen.

Im Jahr 2021 haben laut einer am Donnerstag veröffentlichten Auswertung des Bundesamtes für Statistik (BFS) 96’292 Menschen in der Schweiz zum ersten Mal die AHV bezogen. Diese Zahl wächst stetig weiter an. Noch im letzten Jahr waren es rund 10’000 Personen weniger. Gegen Ende von diesem Jahrzehnt wird laut dem «Tages-Anzeiger» erwartet, dass über 2,2 Millionen Menschen innerhalb der Schweiz pensioniert sein werden. Heute sind es 1,7 Millionen. Während das Geschlechterverhältnis beim Bezug von Leistungen aus der AHV relativ ausgeglichen sei, bezogen deutlich mehr Männer eine Leistung aus der zweiten oder dritten Säule als Frauen, heisst es in der Medienmitteilung des Bundes. Dies, weil Frauen aus familiären Gründen häufiger als Männer auf eine Erwerbstätigkeit verzichten beziehungsweise Löhne beziehen, die unter der Eintrittsschwelle für die berufliche Vorsorge liegen.

Gravierende Auswirkungen

Die Generation der Babyboomer geht in Rente und nicht genügend junge Arbeitskräfte rücken nach, deshalb entsteht eine Lücke bei den Erwerbstätigen. Zwischen 2023 und 2029 werden 788’000 Personen das Alter von 65 Jahren erreicht haben, während es nur 640’000 neue 20-Jährige gibt. Der «Tages-Anzeiger» bezieht sich bei dieser Zahl auf Berechnungen des Kompetenzzentrums für Demografie in Basel. Die Differenz von 148’000 stellt die Lücke der potenziellen Arbeitskräfte dar. Diese soll sich bis 2040 auf 321’000 potenzielle Arbeitskräfte erhöhen.Die Folgen, wenn sich die Zahl stetig vergrössert: «Neben einem Fachkräftemangel haben wir mittlerweile auch einen generellen Arbeitskräftemangel», sagt der Basler Demograf Manuel Buchmann gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Nicht nur hoch qualifizierte Informatiker und Ingenieure würden fehlen, sondern auch mittel und tief qualifizierte Arbeitskräfte in der Gastronomie und der Pflege.

Zuwanderung als Lösung?

In der Zukunft werden sich diverse Fragen in Bezug auf die Schweizer Wirtschaft stellen. Eine davon: Wie verändern sich die Steuereinnahmen und Ausgaben? Insbesondere für Arbeitgebende sei es wichtig, die Bedeutung der Fachkräftesituation auf Ebene der Unternehmensstrategie zu verstehen und frühzeitig Massnahmen zu treffen, so Manuel Buchmann. Zwar könne die Zuwanderung dazu beitragen, die anstehenden Probleme etwas abzuschwächen, doch reichen werde das nicht.Die Nettozuwanderung müsste deutlich und nachhaltig ansteigen, doch: «Weil unsere wichtigsten Zuwanderungsländer von einer noch drastischeren Alterung der Bevölkerung betroffen sind, ist dies nicht wirklich wahrscheinlich», so Buchmann. 

Weiterlesen - ein Beitrag von Justin Arber erschienen am 13.01.2023 auf www.20min.ch

Stärkung der Anerkennung von betreuenden Angehörigen auf Bundesebene

Fast alle betreuen irgendwann im Leben während einiger Zeit eine angehörige Person. Zwei Drittel dieser Betreuenden tun dies im erwerbsfähigen Alter. Ein Viertel von ihnen reduziert infolgedessen das Erwerbspensum. Die betreuenden Angehörigen erfahren mit wenigen Ausnahmen weder eine finanzielle noch eine gesellschaftliche Anerkennung. Diese könnte mit einfachen Massnahmen auf Bundesebene für alle Betroffenen optimiert werden. Das EKFF-Policy Brief Nr. 5, verfasst vom Kommissionsmitglied Valérie Borioli Sandoz, zeigt die Herausforderungen in der Schweiz auf und macht Verbesserungsvorschläge.

Die meist unentgeltliche Hilfeleistung an emotional verbundenen verwandten oder befreundeten Personen kann weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit, die Berufslaufbahn, das Einkommen und die Altersvorsorge haben. Massnahmen zur Entlastung und Anerkennung der Care-Leistungen der betreuenden Angehörigen sind in erster Linie Entlastungsangebote (Ferienbetreuung, rasche Hilfe in Krisensituationen, Fachberatung und Austausch, Transportdienste etc.), aber auch Hilfestellungen bei einer nachfolgenden Wiederaufnahme der Erwerbslaufbahn unter Berücksichtigung der während der Betreuung erworbenen Kompetenzen und eine grosszügigere Gewährung von Betreuungsgutschriften in der AHV. Zudem würde auch eine einheitliche Definition und Anerkennung von betreuenden Angehörigen, bspw. mittels einer Notfallkarte, wie diese die Kantone Genf und Waadt gewähren, in der Zusammenarbeit mit Gesundheits- und Sozialinstitutionen sowie kommunalen Verwaltungen ihr Leben erleichtern.

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Der Preis für Kind und Karriere

Von wegen Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Noch immer müssen sich arbeitende Frauen mit Kindern anhören, sie seien schlechte Mütter oder unprofessionell im Job.
 
«Die verdammte Fiktion dieser Vereinbarkeit beginnt schon dort», sagt Denise Petrikat (41) und wirft die Hände in die Luft. Mit «dort» meint die Grafikerin die Schwangerschaft. Als sie ihre Kinder erwartete, musste sie gleichzeitig Geld sparen, damit sie sich einen längeren Mutterschaftsurlaub leisten konnte. «Gleichzeitig wird im Job die gleiche Leistungsfähigkeit erwartet und unterschwellig vermittelt, dass man Arzttermine bitte schön nach Feierabend wahrnehmen soll. Als wäre man nebenbei noch so ein bisschen schwanger. Aber vielleicht war ich manchmal wirklich müde, weil mein Körper gerade eine Niere baute.»
 
Illusion Gleichberechtigung?
 
«Zwischen 20 und 30 hatte ich das Gefühl, ich sei absolut gleichberechtigt», erinnert sich Silvana Leasi. «Aber wenn die Kinderfrage aufkommt, dann wird das zur Illusion.» Die 41-Jährige politisiert im Grossen Stadtrat Luzern, arbeitet bei der Emmi-Gruppe im Management und hat vor einem Jahr ihren zweiten Sohn zur Welt gebracht. «Kürzlich dauerte ein Meeting bis 18.45 Uhr. Und die Kita schliesst um 18.30 Uhr.» Entweder ist man eine schlechte Mutter oder eine unprofessionelle Arbeitnehmerin; der Clinch ist allgegenwärtig. «Wo ziehe ich Grenzen? Wo hole ich mir Hilfe? In der Arbeitswelt zu sagen, dass Dinge nicht gehen, braucht Selbstbewusstsein.» Dazu kommt das permanente schlechte Gewissen: «Mein älterer Sohn sagt oft, ich sei nicht da, und die anderen Mamis seien immer da. Dann versuche ich ihm zu erklären, dass er viele Dinge auch machen kann, wenn seine Mutter arbeitet.» Das schlechte Gewissen werde von aussen befeuert.
 
Fragen, die Männer nie hören
 
Silvana Leasi ging 14 Wochen nach der Geburt ihres ersten Kindes wieder zurück ins Büro. «Eine Arbeitskollegin sagte mir, man müsse doch keine Kinder haben, wenn man nie bei ihnen ist.» Eine Erfahrung, die sie geprägt hat: «Es war so unfair, dass man mir zu verstehen gab, dass ich eine schlechte Mutter sei, weil ich meine Familie ernähre.» Ihrem Ex-Mann habe man diese Frage nie gestellt. Auch Denise Petrikat kennt solche Bemerkungen. «In meinem vorherigen Büro waren es Kunden oder Teammitglieder, die es kaum fassen konnten, dass ich 80 Prozent arbeite. Als ich jedoch einmal zu Hause bleiben musste, um für meine Tochter zu sorgen, die Windpocken hatte, rollte man die Augen.»

 

Lieber selbständig

Seit Juli arbeitet Petrikat selbständig und baut mit «Mamahanna» als sogenannte Doula ein Begleitangebot für Frauen nach der Geburt auf. «Die Selbständigkeit ist immer noch schwierig, aber ich muss mich nicht mehr ständig gegenüber Vorgesetzten erklären oder meine Kinder verstecken.» Ihr Mann Patrick (34) arbeitet ebenfalls 80 Prozent, rechtfertigen muss er sich nie. «Wir Mütter sollen hingegen arbeiten, als hätten wir keine Kinder, und Kinder grossziehen, als würden wir nicht arbeiten.» «Geht mein Partner am Samstag mit den Kindern einkaufen und entsorgt noch Glas, wird er gelobt. Wir Frauen machen alles Mögliche, und es ist selbstverständlich. Das ist für mich keine Gleichstellung», sagt auch Silvana Leasi.

Einsam mit Kind

Das Leben als berufstätige Frau benötigt viel Energie – die nicht immer vorhanden ist. Daniela Huwiler litt fast ein Jahr an einer postpartalen Depression. Ihre Tochter Elena kam mit einem verkürzten Bein zur Welt, die Geburt war schmerzhaft und mit viel Druck verbunden – eine einschneidende Erfahrung. In einer Therapie konnte die junge Mutter das Erlebte aufarbeiten und sich wieder fangen. «Alle fragten, wie es Elenas Beinchen geht, wenige fragten nach mir. Und mein Mann musste abends im Stall arbeiten.» Es ist diese Einsamkeit, von der viele Mütter berichten, die die ersten Monate allein mit den Kindern verbringen. Huwilers Therapeutin riet ihr, etwas nur für sich zu machen. «Ich wusste, dass ich unbedingt wieder arbeiten will. Zurück im Büro bin ich aufgegangen wie eine Blume. Das hat mir so viel gegeben.»

Kein Job bedeutet Verzicht

Heute arbeitet Huwiler in einem Teilzeitpensum bei einer lokalen Firma, die Whirlpools vertreibt. «Viele Mütter in meinem Umfeld opfern sich gänzlich auf, aber ich bin ausgeglichen eine bessere Mutter.» Zudem will sie ihrer Tochter vorleben, wie wichtig es ist, für sich zu schauen. «Andere gehen joggen, ich gehe ins Büro. Dort bin ich Daniela, nicht das Mami oder die Ehefrau.» Hinter ihrer Berufstätigkeit stecken auch finanzielle Motive: «Patricks Lohn allein würde zwar grundsätzlich reichen. Aber Ferien oder spontane Restaurantbesuche wären nicht möglich. Zudem wollen wir den Stall umbauen.» Hinzu kommt ein realistischer Blick in die Zukunft: «Unser Rentensystem ist instabil, und man kann nie darauf zählen, dass eine Beziehung hält. Ich will auf eigenen Beinen stehen können.»

Weiterlesen - ein Beitrag von Anne-Sophie Keller erschienen am 06.01.2023 im Migros Magazin

 

Sorgometer 2022

Zum vierten Mal in Serie haben wir mit dem Sorgometer den Puls der watson-User gefühlt. Von Klimakrise über Energiefragen bis Gleichberechtigung: Wir zeigen dir, was unsere Leser im Leben wirklich beschäftigt.

Das beschäftigt am meisten

Auf jede Aussage habt ihr geantwortet, wie sehr euch das Thema beschäftigt auf einer Skala von 0 («beschäftigt mich nicht») bis 10 («beschäftigt mich sehr»). Das sind die Aussagen, welche die höchsten Werte erzielten. Wie in den letzten Jahren ist auch 2022 der Klimawandel die Hauptsorge. Auf Rang 2 kommen die Krankenkassen-Prämien, welche 2021 noch auf Platz 7 lagen.

  1. Der Klimawandel gibt mir zu denken: 7,29 (Vorjahres-Rang 1: 7,31)
  2. Die Krankenkassen-Prämien sind viel zu hoch: 7,02 (Vorjahres-Rang 7: 6,36)
  3. Die Gletscherschmelze bestürzt mich: 6,94 (Vorjahres-Rang 3: 6,87)
  4. Der ganze Plastikmüll beelendet mich: 6,81 (Vorjahres-Rang 6: 6,74)
  5. Es beelendet mich, dass Europa Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken lässt: 6,55 (Vorjahres-Rang 4: 6,81)
  6. Ich setze mich für alternative Energieformen ein: 6,35 (neue Frage)
  7. Die Debattenkultur im Internet macht mir Sorgen: 6,33 (Vorjahres-Rang 5: 6,76)
  8. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein grosses Problem: 6,32 (Vorjahres-Rang 8: 6,32)
  9. Der rasante Aufstieg Chinas macht mir Angst: 6,27 (Vorjahres-Rang 10: 6,19)
  10. Ich befürchte, im Alter keine ausreichende Rente zu erhalten: 6,24 (Vorjahres-Rang 11: 6,17)

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Betrachten wir noch den Unterschied zwischen Männern und Frauen, stechen zwei Unterschiede besonders heraus. Für Frauen sind die Gleichberechtigung in der Schweiz (Rang 4) und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Rang 7) zwei der Hauptsorgen, bei den Männern liegen diese nur auf den Plätzen 20 und 12.

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Steuern, Erben: Das ändert sich am 1. Januar

Mit dem Jahreswechsel kommen fast immer auch neue Spielregeln, die sich mehr oder weniger direkt auf unseren Alltag auswirken. So auch am 1. Januar 2023. Eine Auswahl an Änderungen.

Neues Erbrecht

Wenn eine Person ohne Testament stirbt, entscheidet das Gesetz, wer den Nachlass erbt. Also Ehepartner oder eingetragene Partnerin, Kinder, Eltern, Geschwister. Ab 2023 gibt es nun mehr Spielraum, in einem Testament diese sogenannt gesetzlichen Erben ganz oder teilweise vom Erbe auszuschliessen und andere Begünstigte zu benennen. Dies aufgrund einer Senkung der sogenannten Pflichtteile. Wer beispielsweise nur Eltern hinterlässt, kann neu vollständig über sein Erbe bestimmen, denn der Pflichtteil der Eltern wird gestrichen. Der Pflichtteil der Kinder wird reduziert.

Höherer Steuerabzug für externe Kinderbetreuung

Eltern, die ihre Kinder extern betreuen lassen, können ab dem nächsten Jahr deutlich mehr von den Steuern abziehen. Nämlich 25'000 Franken pro Kind. Damit wird der Steuerabzug für die externe Kinderbetreuung mehr als verdoppelt. Der Bund verspricht sich einen positiven Effekt auf den Fachkräftemangel durch die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Minderreinnahmen von geschätzt 10 Millionen Franken sollen längerfristig «aufgrund der positiven Beschäftigungsimpulse kompensiert» werden, so der Bundesrat.

Weiterlesen - ein Beitrag von Stefan Wüthrich erschienen am 28.12.2022 auf www.srf.ch

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