Die alten Rollenmuster zeigen sich (leider) in diesen 13 Punkten zur Teilzeitarbeit

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in der Schweiz ein grosses Thema. Teilzeitarbeit kann vieles zur Lösung beitragen, doch eine neue Studie zeigt: Es ist noch ein weiter Weg zu ihrer endgültigen Akzeptanz.

Es gibt einen grossen Widerspruch, zwischen wie viel wir arbeiten und wie viel wir eigentlich arbeiten sollten. Und: Das Potenzial der Digitalisierung wird nicht erkannt und Teilzeitarbeit ist weiblich konnotiert. Das sind die Haupterkenntnisse aus der heute publizierten «Teilzeit-Studie» vom Forschungsinstitut Sotomo in Zusammenarbeit mit geschlechtergerechter Initiative (siehe Infobox), bei der zwischen dem 24. November und dem 12. Dezember 2022 über 2000 Schweizerinnen und Schweizer befragt wurden.

Arbeiten wir zu viel?

Wir beginnen mit dem grossen Widerspruch: Obwohl 56 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer der Meinung sind, dass wir aufgrund der Überalterung der Gesellschaft und des Fachkräftemangels eigentlich mehr arbeiten müssten, finden 68 Prozent der Befragten, dass wir in der Schweiz grundsätzlich zu viel arbeiten. Auffallend auch, dass Frauen insgesamt eher denken, dass wir alle zu viel arbeiten. Gemäss den Studienmachern zeigt dies, dass Frauen folglich vermehrt den lebensweltlichen Zugang zur Erwerbsarbeit in den Vordergrund stellen («Wir arbeiten zu viel in der Schweiz»). Bei Männern hat dagegen die ökonomische Sichtweise mehr Gewicht («Wir sollten mehr arbeiten zur Sicherung des Wohlstands»).

Arbeit und Politik

Die generelle Haltung zur Erwerbsarbeit hängt stark von der politischen Orientierung ab. Personen, die linken Parteien näher stehen, finden eher, dass wir zu viel arbeiten. 

Nimmt uns die Digitalisierung Arbeit ab?

Nur ein Drittel glaubt, dass der digitale Wandel uns Arbeit abnimmt. Nur vier Prozent sind klar dieser Meinung. Die Digitalisierung wird auch in anderen Studien eher mit Stress und Leistungsdruck verbunden.

Wie viel würdest du «zum Spass» arbeiten?

Nehmen wir an, du hättest finanziell ausgesorgt. Wie viel Prozent würdest du noch arbeiten? In der Schweiz kommen wir auf einen Durchschnitt von 59 Prozent. Junge Männer würden gar eher noch etwas mehr arbeiten. Bei allen Personengruppen liegt das Pensum aber bei rund drei Tagen in der Woche.

Wer müsste mehr arbeiten?

Der Fachkräftemangel hat sich in den letzten Monaten zugespitzt. Wer diesen beheben soll, ist für rund die Hälfte klar: Kinderlose, die Teilzeit arbeiten. Erst danach folgen Mütter und Väter, die sich (für den Moment) aus dem Erwerbsleben zurückgezogen haben. Nur rund ein Drittel findet, dass Teilzeit arbeitende Mütter ihre Pensen erhöhen sollten.

Wer arbeitet Teilzeit?

Ein Grund für die Tatsache, dass das Arbeitspensum teilzeitarbeitender Mütter von allen am wenigsten infrage gestellt wird, dürfte auch damit zusammenhängen, dass Teilzeitarbeit in der Schweiz besonders stark mit dem Muttersein in Verbindung gebracht wird. 68 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz verbinden Teilzeitarbeit mit Müttern. Das sind mehr als doppelt so viele wie «Menschen mit vielen Interessen», die auf Rang 2 folgen. Väter verbinden nur 19 Prozent mit Teilzeitarbeit.

Das beste Erwerbsmodell

Dass Mütter eher im Teilzeitmodell gesehen werden, zeigt auch die Frage nach dem besten Erwerbsmodell. Während bei Paaren ohne Kinder ein Arbeitspensum von 80 Prozent mehrheitlich als ideal angesehen wird, geht die Schere bei Kindern zwischen den Geschlechtern auf. Frauen finden, dass eine Mutter mit Kleinkindern 50 Prozent arbeiten sollte, Väter 80 Prozent. Bei den Männern sind die Antworten mit 45 und 80 Prozent praktisch gleich.

Gelebte Erwerbsmodelle

Von den idealen Erwerbsmodellen zu denjenigen, welche wirklich gelebt werden. Von allen erwerbstätigen Befragten, die in Familien- oder Paarhaushalten leben, ist die durchschnittliche Erwerbsbeteiligung der Männer 89 Prozent, bei den Frauen sind es 65 Prozent. Der Unterschied geht praktisch ausschliesslich auf Paare mit Kindern zurück. Dort arbeiten Frauen im Schnitt deutlich weniger.

Wer bringt wie viel Geld heim?

Während sich die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern in Paarhaushalten ohne Kinder nur wenig unterscheidet, ist das Ungleichgewicht beim Beitrag zum Haushaltseinkommen etwas grösser. Männer in kinderlosen Paarhaushalten tragen im Durchschnitt 55 Prozent zum Haushaltseinkommen bei, Frauen 45 Prozent. Deutlich grösser wird dieser Unterschied natürlich, wenn Kinder im Spiel sind. Dann tragen Männer rund 70 Prozent des Einkommens bei. Der Graben, der sich in der Kinderphase öffnet, wird nie mehr geschlossen.

Wer muss sich rechtfertigen

Interessant ist, wer sich für sein Erwerbspensum rechtfertigen muss. Grundsätzlich muss sich nur jede/r Vierte ohne Kinder für sein Pensum rechtfertigen, wogegen Erwerbstätige mit Kindern dies deutlich häufiger tun müssen. Auffallend: Mütter müssen sich deutlich am meisten rechtfertigen, wenn sie (praktisch) voll im Erwerbsleben bleiben oder sehr wenig arbeiten. Väter müssen sich viel eher rechtfertigen, wenn sie nicht über 90 Prozent arbeiten. Und praktisch immer, wenn sie weniger als den «typischen Papitag» beziehen.

Warum erhöhen wir das Pensum nicht?

Die Gründe für Teilzeitarbeit sind verschieden. Die meisten wollen einfach mehr Freizeit. Gefolgt wird dies bei Frauen von der Hausarbeit und Zeit mit den Kindern. Bei den Männern ist der zweithäufigste Grund eine Weiterbildung, danach die Arbeitsbelastung. Erst danach sind «Zeit mit den Kindern verbringen» und «Hausarbeit» die Gründe für das Teilzeitpensum.

Herdprämie ist beliebt

Es werden derzeit verschiedene Massnahmen zur Förderung der Erwerbsbeteiligung auf dem öffentlichen und politischen Parkett diskutiert. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll verbessert werden. Ein Ansatz ist: dass Kinder ab drei Monaten einen gesetzlich zugesicherten Betreuungsplatz erhalten sollen. 58 Prozent der Befragten unterstützen diesen Ansatz. Bei den Frauen sind es gar 68 Prozent. Ein anderer Ansatz ist die «Herdprämie». Hier sollen Eltern finanziell entschädigt werden, wenn sie ihre Kinder selbst betreuen. Dies zeigt, dass Massnahmen, welche es für Eltern attraktiver machen, nicht erwerbstätig zu sein, ebenfalls hoch im Kurs stehen. Kurz: Eine deutliche Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer befürwortet eine möglichst umfassende Unterstützung von Familien – unabhängig vom Erwerbsmodell.

Wer soll Betreuungskosten bezahlen?

Gratis soll die Kita nicht sein, der grössere Teil der Kosten sollen die Eltern tragen. Durchschnittlich geben die Befragten an, dass der Staat 36 Prozent der Kosten übernehmen soll. Frauen und jüngere Menschen würden lieber eine höhere Kostenbeteiligung des Staats sehen. Auch Befragte aus linken Parteien und solche mit tieferen Einkommen sind eher für staatliche Unterstützung.

Daten und Quelle
Die Datenerhebung fand zwischen dem 24. November und dem 12. Dezember 2022 statt und erfolgte online. Die Teilnehmenden wurden über die bestehenden Online-Panels von Sotomo und bilendi per Einladung rekrutiert («opt-in» online survey). Die realisierte Stichprobe beläuft sich auf 2019 Personen. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, wurde die kombinierte Stichprobe mittels IPF-Verfahren («Iterative Proportional Fitting», auch «Raking» oder «Raking Ratio» genannt) statistisch gewichtet. Zu den Gewichtungskriterien gehören Geschlecht, Alter, Ausbildungsstand, Erwerbsquote sowie politische Positionierung (Parteinähe). Grundgesamtheit ist die sprachintegrierte Wohnbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ab 18 Jahren. Für die vorliegende Gesamtstichprobe beträgt das 95-Prozent-Konfidenzintervall (für 50 Prozent Anteil) +/-2.2 Prozentpunkte.
 
Weiterlesen - ein Beitrag von Reto Fehr erschienen am 06.02.2023 auf www.watson.ch

Warum die alte Rollenverteilung immer noch aktuell ist

Bei der Geburt des ersten Kindes übernehmen auch junge Paare eher traditionelle Rollenmodelle. Männer machen Karriere und Frauen Hausarbeit. Scheitern hier Frauenquote und Familienpolitik?

Eine wichtige Frage der Soziologie ist, ob sich die Gesellschaft eher für das Entstehen von Neuem oder das Beharren auf Altem interessiert. Sagt das Gleichbleibende mehr über die Gesellschaft aus als das, was sich verändert? Und warum verändern sich bestimmte Dinge nicht, obwohl sich die Gesellschaft das oft wünscht und viele daran arbeiten? Zum Beispiel die Arbeitsteilung in einer jungen Familie: Dass Papa arbeiten geht und Mama sich um den Haushalt und die Kinder kümmert, entspricht einem längst überholten Rollenverständnis der 1950er-Jahre.

Doch die soziologische Forschung bestätigt es immer wieder: Offensichtlich führt ein Ereignis wie die Geburt des ersten Kindes zurück in diese scheinbar überholten Muster. Die meisten frischen Väter bleiben berufstätig, während die Mütter ihre Erwerbsbiographien zugunsten des Kindes unterbrechen. Gilt das auch noch für die jüngste Elterngeneration in diesem Land? Müsste nicht allmählich eine Veränderung eintreten in Richtung einer Konvergenz der Erwerbsverläufe von Vätern und Müttern? Immerhin gab es seit den 2000er-Jahren maßgebliche Gesetzgebungen, wie die Einführung des Elterngeldes oder die Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung, die sich ausdrücklich gegen die traditionellen Strukturen in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung wandten.

Nadiya Kelle, Laura Romeu Gordo und Julia Simonson haben mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) diese Forschungslücke schließen können. Sie untersuchten, wie sich die partnerschaftlichen Konstellationen in den drei Geburtskohorten 1970 bis 1974, 1975 bis 1979 und 1980 bis 1984 verändert haben. Dabei erwarteten sie, dass Frauen aus der jüngsten Kohorte, die heute um die 40 Jahr alt sind, auch als Mütter mehr Zeit in der Erwerbstätigkeit verbringen und die Väter entsprechend mehr Zeit zu Hause mit dem Kind. Die Daten des SOEP bestätigen diese Annahme – aber nur zum Teil und mit erheblichen Einschränkungen. Denn auch wenn die traditionelle Konstellation, bei der er arbeitet und sie sich daheim in Elternzeit um das Kind kümmert, in den ersten 36 Monaten nach Beginn der Elternzeit über alle drei Kohorten hinweg dominiert, so nimmt sie doch zumindest bei den Jüngeren leicht ab.

Empirisch drückt sich das so aus, dass die ältesten Paare in der Studie noch etwas über 23 Monate (von drei Jahren) in diesem Status verbracht hatten, während es bei den zehn Jahre Jüngeren noch knapp 17 Monate waren. Trotzdem bleibt es die dominierende Form der partnerschaftlichen Arbeitsteilung nach der Geburt. Eine Konvergenz der Erwerbsarrangements findet demnach nicht statt.

Umbrüche, Pausen und Neuanfänge

Vielleicht stellen sich die Effekte der familienpolitischen Maßnahmen der 2000er-Jahre ja erst bei den noch jüngeren Eltern ein, also die, die in den 1990er-Jahren geboren wurden. Aber vorläufig gelte, dass sich auch für die jüngeren Kohorten, die in den 80er-Jahren geboren wurden, ähnlich wie für die älteren Kohorten mit dem Übergang in die Elternschaft eine „Retraditionalisierung“ der Erwerbsverläufe einstelle, so die Autorinnen. Es sei kaum zu beobachten, dass Väter ihre Erwerbstätigkeit zugunsten einer Elternzeit oder einer stärkeren Einbindung in Haushaltstätigkeiten einschränken würden. Was zugenommen hat, sind die diskontinuierlichen Erwerbsverläufe nach der Elternschaft, dass etwa beide Partner über eine Zeit lang nicht arbeitslos gemeldet sind. Diese Konvergenzen ließen sich jedoch eher auf zunehmende Erwerbsdiskontinuitäten und weniger auf familien- und sozialpolitische Interventionen zurückführen. Was sich also angleicht, sind Unsicherheiten in der Arbeitswelt, die Umbrüche, Pausen und Neuanfänge.

Warum also verändert sich in den Familien so wenig? Weil es eben „in humankapitaltheoretischer Perspektive rational“ sei, dass die Frau auf die Vereinbarung von Beruf und Familie verzichtet zugunsten des Kindes. Es sei rational, weil die Männer immer noch mehr verdienten und es ihren Aufstiegschancen schaden könne, wenn sie wegen des Kindes in Teilzeit arbeiteten, so die Autorinnen. Unterstellt, dass sich Männer durch diese Rationalität eher gezwungen sehen, einem traditionellen Rollenmodell zu folgen, könnte man darauf spekulieren, dass sie vielleicht der letzten Generation angehören, die zu dieser Anpassung bereit war. Sollten die heute 40-Jährigen einmal selbst die Führungspositionen ihrer Berufswelt übernehmen, könnten sie schließlich mit ihren Erwartungen auch die Aufstiegswege von Männern fördern, die in Teilzeit arbeiten. Das wäre dann mal wirklich etwas Neues.

Weiterlesen - ein Beitrag vom 05.02.2022 in der Frankfurter Allgemeine

Sotomo-Studie: Generationengraben ein wachsendes Problem?

Wie steht es um das Zusammenleben von Jung und Alt in der Schweiz? Der jährlich erscheinende Generationenbarometer hat den Puls genommen. Fazit: insgesamt nicht schlecht. Eine Generation fühlt sich allerdings zusehends benachteiligt. Drei Erkenntnisse aus der Studie. 

1. Generationengraben: erstmals ein zentrales Thema

Als Konfliktlinie im Vordergrund stand bisher im Generationenbarometer die Vermögensschere. 2021 waren es dann die Corona-Massnahmen. Das hat sich nun geändert – für die Jungen. Zwar ortet nur jede fünfte Person über 45 Jahre einen Generationengraben. Doch spricht eine Mehrheit (57 Prozent) der 18- bis 25-Jährigen davon, dass Jung und Alt auseinanderdrifteten.

«Das sind nicht nur sehr viele Junge, sondern viel mehr als in den letzten Jahren. Das müssen wir ernst nehmen», sagt Till Grünewald. Er ist Gesamtleiter des Generationenhauses in Bern, des Auftraggebers der Studie. Zum Vergleich: 2021 sprach nur jeder Vierte aus der sogenannten «Generation Z» von einem wachsenden Generationengraben.

Eine Erklärung für diese Entwicklung sieht Soziologe und Generationenforscher François Höpflinger in den Krisen der letzten Jahre. So hätten die Jungen ganz besonders unter der Pandemie gelitten. Dazu überschattet der Klimawandel ihre Zukunft. Und: «Krisen treiben Generationen grundsätzlich auseinander. So hat man die grössten Differenzen lange Zeit zwischen Kriegs- und Nachkriegsgeneration festgestellt.»

Driftet die Schweiz zwischen Jung und Alt auseinander?

Bei den jüngsten Befragten (18-25 Jahre) sind 57 Prozent der Meinung, dass es in der Schweiz einen Graben zwischen den Generationen gibt.

2. Menschen sind zufriedener – aber nicht die Jungen

Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zufriedenheit in der Bevölkerung gestiegen. Fast neun von zehn Befragten geben an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den Generationen: Von den älteren Befragten (über 55 Jahre) ist fast die Hälfte «sehr zufrieden». Bei den Befragten zwischen 18 und 25 Jahren ist es nur noch jede Fünfte.

Damit sind die Jungen im Lauf der letzten Jahre deutlich unzufriedener geworden: 2020 bezeichnete sich noch jeder Dritte aus der «Generation Z» als sehr zufrieden.

Grünewald erklärt diese wachsende Unzufriedenheit unter anderem damit, dass das Generationenversprechen aus Sicht der Jungen gebrochen wurde: «Es besagt, dass es mir selbst besser gehen wird als meinen Eltern. Und meinen Kindern wiederum besser als mir. Aus Sicht der Jungen ist das nicht mehr gültig. Das ist ein Paradigmenwechsel.»

Eine Rolle spielen auch unterschiedliche Definitionen von Lebensqualität. Bei den älteren Menschen stehe der materielle Wohlstand im Vordergrund, sagt Generationenforscher Höpflinger: «Bei den Jungen gelten andere Massstäbe. Soziale Beziehungen etwa werden höher gewichtet.»

Eine Rolle spielen auch unterschiedliche Definitionen von Lebensqualität. Bei den älteren Menschen stehe der materielle Wohlstand im Vordergrund, sagt Generationenforscher Höpflinger: «Bei den Jungen gelten andere Massstäbe. Soziale Beziehungen etwa werden höher gewichtet.»

3. Enkelhüten: Bitte entlöhnen!

Der Generationenbarometer hat dieses Jahr auch den Enkel-Hütedienst ausführlich thematisiert. Fazit: Eine klare Mehrheit der Befragten (65 Prozent) findet, dass der Enkel-Hütedienst nicht gratis sein, sondern von der öffentlichen Hand vergütet werden sollte.

Als Vergütung am häufigsten (33 Prozent) genannt werden Betreuungsgutschriften für die AHV. Das sind Beiträge, welche dem rentenbildenden Einkommen angerechnet werden. 19 Prozent der Befragten nennen Steuererleichterungen als Vergütung für den Enkel-Hütedienst und 13 Prozent finanzielle Beiträge durch die öffentliche Hand.

Für Grünewald vom Generationenhaus ist dies ein Fingerzeig auf anstehende gesellschaftspolitische Diskussionen: «Die Debatte um ehrenamtliche Arbeit ist lanciert, um ihren Wert für die Gesellschaft. Und darüber, was da geleistet wird oder dass es vor allem von Frauen geleistet wird.»

«Sollten Grosseltern ihre Enkel betreuen?» 

Die unter 26-Jährigen sind wieder vermehrt der Meinung, Grosseltern sollten ihre Enkelkinder kostenlos betreuen. Bei den Männern zwischen 18 und 25 Jahren sind es 90 Prozent, bei den Frauen im gleichen Alter 79 Prozent.

Weiterlesen - ein Beitrag von Vera Büchi erschienen am 01.02.2023 auf www.srf.ch

Schule und Inklusion – die Bedeutung der schulischen Bildung

Wenn es zur (Aus-)Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung kommt, kann die Tendenz „den Kopf über Wasser zu halten“ dominieren. Dabei ist gerade bei jungen Menschen mit Behinderung eine gezielte Förderung ihrer Fähigkeiten von Bedeutung und stellt ein wichtiges Fundament für das spätere Leben dar; im Beruf, wie auch im Privatleben. Rechtzeitiges Informieren lohnt sich für Eltern oder Begleitpersonen von Kindern mit Behinderung – denn mit dem richtigen Schulformat lernt das Kind nicht nur, den eigenen Kopf über Wasser zu halten, sondern auch zu schwimmen. Das Portal EnableMe informiert auf einer eigens für Eltern und Begleitpersonen erstellte digitale Begleitstelle zu diesen und vielen anderen Themen.

Die schulische Karriere von Kindern fängt häufig nicht erst in der ersten Klasse an, sondern bereits im Kindergarten oder schon in Spielgruppen und Tagesstätten. Auch für Kinder mit Behinderung gibt es verschiedene vorschulische Einrichtungen. Häufig scheint die Integration von Kindern mit einer Behinderung in Kindergärten oder anderen vorschulischen Einrichtungen kein Problem zu sein. Gerade bei Kindern mit geistiger Behinderung gibt es in diesem Alter noch deutlich weniger Hindernisse. In vorschulischen Einrichtungen liegt der Fokus noch auf den so genannten Sozialkompetenzen der Kinder. Je nach Einrichtung lernen sie zwar auch schon Rechnen und Schreiben, teils sogar eine Fremdsprache, doch sind hier noch keine Leistungen wie später in der Schule gefragt. Die Kinder lernen auf spielerische Art und Weise, was vielen Kindern mit Behinderung den Zugang zum Lernen erleichtert. Nebst dem üblichen Kindergartenalltag ist zudem in den meisten Fällen zusätzliche Frühförderung sinnvoll.

In der Theorie ist die Sachlage einfach. Kinder mit und ohne Behinderung besuchen den gleichen Kindergarten. Für viele nichtbehinderte Kinder ist dies der erste Kontakt mit Kindern mit Behinderung und umgekehrt. Je nach Einrichtung können auch mehrere Kinder mit Behinderungen die gleiche Gruppe besuchen. Meist ist es jedoch so, dass es nur ein betroffenes Kind in der Gruppe gibt. In Kindergärten, die sich gezielt auf Integration spezialisiert haben, machen Kinder mit Behinderung oft bis zu einem Drittel der Gruppe aus. Solche Kindergärten sind für die Eltern eine gute Einrichtung, weil sie wissen, dass ihr Kind dort gut aufgehoben ist. Hier können die Kinder mit Gleichaltrigen spielen und neue soziale Kontakte knüpfen – die Behinderung spielt gerade in solch einem Umfeld keine zentrale Rolle. Auch die nichtbehinderten Kinder profitieren von dieser Konstellation. Sie lernen, dass es «andere» Menschen gibt und diese nicht ausgegrenzt werden sollen. Toleranz und Hilfsbereitschaft werden so in einem Alter geschult, in dem Kinder sowieso gerne helfen. Doch nicht für alle Kinder ist eine Integration in einer «normalen» Einrichtung die beste Lösung. Manche Kinder fühlen sich in einer heilpädagogischen Spielgruppe oder Kindergarten wohler, vor allem, wenn sie intensive Betreuung benötigen. Gezielte Förderung in einer heilpädagogischen Einrichtung kann dem Kind helfen, den gleichen Entwicklungsstand wie seine nichtbehinderten Altersgenossen zu erreichen. Welche Lösung am besten ist und welche sich in der Praxis auch tatsächlich umsetzen lässt, hängt von den Gemeinden, den Betreuungspersonen, den Kindern und deren Konditionen, den Eltern und der Infrastruktur der Institutionen ab.

Dass es nicht die eine gleiche Lösung für alle Kinder gibt, ändert sich auch beim Schuleintritt nicht: eine optimale Entscheidung zwischen Regel- und Sonderschule ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Am wichtigsten ist, dass das Kind angemessen gefördert werden kann und sich wohl fühlt – und dass die Bildungsinstitution einen zentralen Auftrag angemessen ausführt: den Auftrag zur Inklusion des betroffenen Kindes.

Im Gegensatz zum Konzept der Integration, das noch immer von einem Zweiklassensystem ausgeht, geht die Inklusion von der Einzigartigkeit jedes Menschen aus. Das heisst, jeder Mensch wird in seiner Individualität und mit seinen besonderen Fähigkeiten, sprachlich-kulturellen Hintergründen oder sozialer Herkunft akzeptiert und als Erweiterung der Gesellschaft wahrgenommen. Im Unterschied zur Integration, die sich oft am Einzelfall oder an einer teilzeitlichen Integration von Kindern oder Jugendlichen mit besonderem Bildungsbedarf in eine Klasse der Regelschule orientiert, geht es bei Inklusion darum, ganze Systeme dahingehend zu gestalten, dass sie integrativ wirken. Das bedeutet nicht, dass jedes Kind mit Behinderung gezwungenermassen in die Regelschule muss, da die optimale Lösung von Kind zu Kind anders ausschaut. Es bedeutet aber, dass jedes Kind, egal ob von einer Regelschule oder einer Sonderschule, einen angemessenen, gleichwertigen Platz in der Gesellschaft einnehmen kann. Es bedeutet, als Institutionen und Individuen Inklusion gegenüber Kindern und Jugendlichen mit Behinderung zu leben, in Kindergärten und Schulen, auf dem Pausenplatz, und auch beim Eingliedern in die Arbeitswelt.

Gerade in der Vorbereitung auf das Erwachsenenleben und die Arbeitswelt ist es Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Inklusion, dass auf die Stärken von Menschen gesetzt wird und auf die wirkungsvolle Nutzung ihrer Fähigkeiten. Dies gilt im Besonderen für Menschen mit vermeintlichen Einschränkungen, wie beispielsweise Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten. Welch grossartigen Effekt Lehrpersonen und Bildungsinstitutionen auf die Selbstwahrnehmung und das Selbstvertrauen von Menschen mit Behinderungen haben kann, zeigt uns Markus: Er ist heute, als erwachsener Mann, noch immer mit einigen Lehrpersonen seiner Sekundarschule im Kontakt – als Freunde. «Ich zähle sie als meine ersten richtigen Freundschaften mit Menschen, die keine Behinderung haben. Unser Kontakt zeigt mir, dass ich sehr wohl nichtbehinderte Freunde haben kann. Ich wünsche mir zwar noch mehr Freunde ohne Behinderungen, aber meine ehemaligen Lehrer haben mich immer unterstützt und ermutigt, und tun dies auch heute noch. Das ist sehr schön.»

Markus lebt heute in einer der grossen Schweizer Städte und arbeitet in einer Eingliederungsstätte. Dort gefällt es ihm, nachdem er drei andere Arbeitsorte angeschaut oder ausprobiert hat. Er ist in lokalen Sportgruppen aktiv, die nicht ausschliesslich für Menschen mit Behinderungen sind, geht gerne Flussschwimmen und spart für eine eigene Wohnung.

Enableme.ch hat für Eltern von Kindern mit Behinderung Informationen, Erfahrungsberichte und lokale Ressourcen zu unterschiedlichsten Themen und Lebensabschnitten verfasst – in Zusammenarbeit mit betroffenen Eltern, Fachexperten und -organisationen. Dies alles mit dem Ziel, dass Menschen wie Markus und dessen Eltern sich an einem Ort orientieren, informieren und austauschen können – für eine inklusivere Gesellschaft in Privat-, Schul- und Arbeitswelt.

Experte: Bei Arbeitgebern braucht es wegen Generation Z «Umdenken»

Die Generation Z sei faul, unflexibel und hat zu hohe Ansprüche. Arbeitgeber kritisieren die Jungen – es braucht aber ein Umdenken bei Chefs, so ein Experte.

Es ist ein Thema, das polarisiert. Die Generation Z, also junge Arbeitnehmende, welche zwischen 1997 und 2010 geboren sind, kommt immer mehr auf den Arbeitsmarkt. Und trifft dort auf Kritik von den Chefs: Die Jungen würden hohe Forderungen wie mehr Flexibilität und Teilzeit-Arbeit stellen.

Ältere Generationen werfen der Generation Z vor, faul und unflexibel zu sein, zu hohe Ansprüche an den Job zu haben. Vier Nau-Mitarbeitende der Generation Z wehrten sich zuletzt gegen die Vorwürfe.

Wie sieht die Zukunft aus? Werden sich flexible Arbeitsmodelle, wie sie von der Generation Z gefordert werden, durchsetzen?

Geht es nach Christoph Negri, Leiter IAP Institut für Angewandte Psychologie an der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften , müssen Arbeitgeber über die Bücher!

«Arbeitgeber können nicht mehr alles vorschreiben»

«Es braucht ein Umdenken bei den Arbeitgebern», so Negri. «Die Generation Z artikuliert ihre Bedürfnisse klar, das fordert die Unternehmen heraus.»

Die Generation Z stufe Bedürfnisse wie eine gesunde Work-Life-Balance und Flexibilität höher ein, als ältere Generationen.

Der Clou: Die Corona-Pandemie habe den Unternehmen gezeigt, dass Flexibilität im Job tatsächlich möglich sei. «Das hat der Entwicklung einen Schub in die richtige Richtung gegeben», so Negri.

Hinzu kommt: Die Generation Z sitzt ohnehin bald am längeren Hebel. Denn bereits jetzt kämpfen viele Branchen mit einem Nachwuchsproblem. Die Generation Z gehört nicht zu den geburtenstärksten Jahrgängen. Die geburtenstarken Babyboomer gehen gleichzeitig immer mehr in Rente. Es gibt also immer weniger Arbeitnehmer auf dem Markt.

«Der Spruch ‹Unternehmen müssen sich bei Bewerbern bewerben› hat durchaus etwas Wahres an sich», so Negri. Als Arbeitgeber könne man den Angestellten nicht mehr alles vorschreiben. «Unternehmen müssen sich selbst attraktiver machen», sagt Negri weiter.

Weiterlesen - ein Beitrag von Annina Häusli erschienen am 29.01.2023 auf www.nau.ch

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