Schweizer Angestellte fehlen immer öfter – das sind die Gründe
Vier von zehn Unternehmen sind von Langzeitabwesenheiten betroffen. Das zeigt eine neue Studie, die CH Media vorliegt. In einer Branche ist das Problem besonders akut – und bei diesem Thema sind Angestellte im Vorteil.
Kaum ein Begriff dominiert die Berichterstattung zu den Problemen von Unternehmen so stark wie der Fachkräftemangel. In den vergangenen zwölf Monaten wurde das Wort in Schweizer Medien über 13'000-mal verwendet, wie Zahlen der Mediendatenbank SMD belegen. Doch wie gross ist das Problem wirklich? Diese Frage beantwortet eine neue Studie des Instituts Sotomo im Auftrag von Swissstaffing, dem Verband der Schweizer Personaldienstleister.
An der Umfrage beteiligten sich 509 Unternehmen. Laut dem Institut sind die Ergebnisse repräsentativ für Firmen mit mindestens fünf Beschäftigten. Der Personalbereich stellt demnach die grösste Herausforderung für Schweizer Firmen dar, noch vor den gestiegenen Preisen und der Konkurrenzsituation. Für 39 Prozent der Firmen ist der Zugang zu qualifizierten Fachkräften eine der grössten Herausforderungen, für 18 Prozent sind Personalausfälle ein bedeutendes Problem.
In den vergangenen Jahren hätten 78 Prozent der Firmen teilweise Mühe bekundet, Stellen zu besetzen, weil sie nicht die richtigen Arbeitskräfte fanden. Dieser Mangel betraf laut den Aussagen der Firmen mehrheitlich Fachkräfte mit Berufserfahrung.
Akutes Problem im Gesundheitswesen
Zum Fachkräftemangel gesellen sich nun auch noch längere Absenzen des Personals hinzu, das schon beschäftigt ist. Vier von zehn Unternehmen sind laut der Sotomo-Studie stark oder eher stark von Langzeitabwesenheiten betroffen.
Die Gründe für solche Absenzen sind vielfältig: 24 Prozent der Firmen geben an, stark von Ausfällen aufgrund von psychischen Erkrankungen betroffen zu sein, 22 Prozent haben Probleme wegen längerer Absenzen wegen physischen Erkrankungen oder Unfällen. Jedes fünfte Unternehmen gibt zudem an, dass es «stark» oder «eher stark» von längeren Absenzen aufgrund von Elternschaftsurlauben betroffen sei. Die Schweiz kennt zwar keinen Elternschaftsurlaub über das gesetzliche Minimum von 14 Wochen für Mütter und zwei Wochen für Väter hinaus, Angestellte scheinen aber auf eigene Kosten mehr Zeit investieren zu wollen.
Besonders in Betrieben im Gesundheits- und Sozialwesen sind die Ausfälle auffällig. Diese geben überdurchschnittlich oft an, von längeren Absenzen wegen physischen und psychischen Erkrankungen sowie Unfällen betroffen zu sein. «Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Berufe in diesen Bereichen oft sowohl psychisch belastend als auch im Vergleich zu anderen Dienstleistungsberufen körperlich anspruchsvoller sind, beispielsweise in der Krankenpflege», heisst es in der Studie.
Über alle Branchen hinweg zeigt sich der vermehrte Wunsch von Angestellten, längere Pausen einzulegen. Vier von zehn Unternehmen geben laut der Umfrage an, dass ihre Mitarbeitenden höhere Ansprüche auf längere unbezahlte Urlaube hätten als noch vor ein paar Jahren.
Gerade wegen des Fachkräftemangels könnten Angestellte Ansprüche auf Flexibilität besser geltend machen, weil sie in einer besseren Verhandlungsposition seien, heisst es in der Studie. Für sie ist die Situation also vorteilhaft. Für Unternehmen bedeute die Entwicklung jedoch eine «zusätzliche Herausforderung beim sowieso schon schwierigen Personalmanagement». (aargauerzeitung.ch)
Weiterlesen - ein Beitrag von Stefan Ehrbar / ch media erschienen am 27.02.25 auf watson.ch