Die Teilzeitarbeit in der Schweiz hat über die letzten Jahre zugenommen. Deshalb sieht die Gewerkschaft Travail Suisse Handlungsbedarf: «Teilzeitarbeit darf nicht länger ein Karrierehindernis oder ein Armutsrisiko darstellen, sondern muss eine echte, gleichwertige Alternative zur Vollzeitbeschäftigung sein», sagt Präsident Adrian Wüthrich. Darum fordert er, dass das Schweizer Teilzeit-Modell modernisiert wird. Am Mittwoch präsentierte der Dachverband 19 Forderungen dazu: So soll es unter anderem ein Recht auf fixe freie Tage geben, also etwa einen freien Montag in einem 80-Prozent-Pensum.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Kernanliegen
Laut Travail Suisse ist Teilzeitarbeit eine Besonderheit der Schweizer Wirtschaft: 37 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden nämlich Teilzeit arbeiten. Traditionell werde diese von Frauen ausgeübt, nehme aber insgesamt stetig zu – bei den Männern sei der Anstieg gar am grössten. Für Grünen-Nationalrätin Greta Gysin ist klar: «Teilzeitangestellte mit Betreuungspflichten sind auf fixe freie Tage angewiesen – nur so können sie Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen.» Ausserdem schütze diese Massnahme vor der Zerstückelung der Arbeitstage und ermögliche echte Erholung und ein gesundes Sozialleben. Mitte-Nationalrat Giorgio Fonio, der Vizepräsident von Travail Suisse ist, fordert ausserdem, dass die wöchentliche Höchstarbeitszeit proportional zum Erwerbspensum festgesetzt wird und Überstunden proportional zum Arbeitspensum berechnet werden: «Die Regelungen im Arbeitsgesetz stammen aus einer Zeit, in der Vollzeit die Norm war.»
SVP-Burgherr: Freie Tage gehören nicht auf Gesetzesstufe
SVP-Nationalrat Thomas Burgherr lehnt die Forderung nach fixen freien Tage ab: «Die freien Tage sollten zwischen dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber oder den Sozialpartnern im Rahmen von Gesamtarbeitsverträgen geregelt werden.» Dennoch verstehe er das Anliegen der Teilzeitarbeitenden: «Als Unternehmer finde ich es richtig, dass man auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden eingeht.» Burgherr betont deshalb: «Mit einem guten Arbeiter schaue ich gerne gemeinsam nach Lösungen für fixe freie Tage.» Dabei dürfe man aber die Vollzeitarbeitenden nicht vergessen. Insbesondere bei Kaderpositionen könne Teilzeitarbeit ein Nachteil sein. «Auf Kaderebene muss man nun mal fünf Tage pro Woche arbeiten können», so der SVP-Mann.
Weiterlesen - ein Beitrag von Bode Obwegeser erschienen am 24.06.2025