Krank im Homeoffice: Warum die meisten trotzdem arbeiten

Ein grosser Teil der Beschäftigten schaltet trotz Krankheit den Laptop ein – vor allem im Homeoffice. Warum viele sich nicht auskurieren. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten arbeiten auch krank weiter. Homeoffice führt oft zu verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Viele Beschäftigte vermissen den persönlichen Austausch mit Kollegen.

Die Arbeitswelt hat sich – nicht zuletzt durch die Pandemie – grundlegend gewandelt. Feste Arbeitszeiten und Präsenzpflicht gehören vielerorts der Vergangenheit an, stattdessen ist ein Mix zwischen Homeoffice und Büro zum Standard geworden. Damit rücken auch Themen wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz stärker in den Fokus. Nun zeigt der «Arbeitssicherheitsreport 2025» der Dekra, dass mehr als zwei Drittel der Beschäftigten auch dann arbeiten, wenn sie krank sind. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus einer Umfrage unter 1503 Mitarbeitende in Deutschland zwischen 18 und 65 Jahre von klassischen Büroberufen bis hin zu Handwerk, Bildungswesen, Gesundheitssektor und Industrie. Insgesamt arbeiten 39 Prozent überwiegend oder vollständig im Homeoffice. Unter den Angestellten im Büro sind es sogar 67 Prozent, die zumindest zeitweise von zu Hause aus tätig sind.

Oft keine Trennung zwischen Privatem und Beruf

Durch das Arbeiten in den eigenen vier Wänden verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zunehmend – viele Beschäftigte empfinden das als belastend. Studien, etwa von der Universität St. Gallen und der Barmer Ersatzkasse, zeigen, dass ständige Erreichbarkeit Stress, Erschöpfung und psychische Belastungen fördern kann. Das wirkt sich negativ auf Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden aus. Unternehmen reagieren darauf mit Angeboten zur mentalen Gesundheitsförderung wie Coachings, Online-Beratung oder Resilienztrainings. Auch die ergonomische Gestaltung des Homeoffice-Arbeitsplatzes rückt stärker in den Fokus, inklusive Beratung und finanzieller Unterstützung.

Der Kontakt zu den Kollegen fehlt

Viele Beschäftigte sehen klare Vorteile im Homeoffice: 89 Prozent schätzen den wegfallenden Arbeitsweg, 73 Prozent geniessen das Arbeiten in bequemer Kleidung, und 68 Prozent freuen sich über die flexible Zeiteinteilung. Auch gesundheitliche Aspekte spielen eine Rolle: 67 Prozent empfinden das Infektionsrisiko zu Hause als deutlich geringer. Mehr als die Hälfte – 56 Prozent – gibt zudem an, sich im Homeoffice besser konzentrieren zu können. Gleichzeitig vermissen 45 Prozent den persönlichen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Positiv fällt auf, dass nur zwei Prozent schon einmal einen Arbeitsunfall im Homeoffice erlitten haben.

Trotz Krankheit arbeiten viele weiter

68 Prozent der Befragten haben im Homeoffice schon gearbeitet, obwohl sie krank oder krankgeschrieben waren – die Hälfte gelegentlich, 18 Prozent sogar häufiger. Gleichzeitig zeigt die Umfrage auch typische Herausforderungen des Arbeitens von zu Hause. So berichten 21 Prozent von Störungen durch Familie, Nachbarn oder Umgebungslärm. Ebenso viele klagen über körperliche Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen aufgrund schlechter ergonomischer Bedingungen. Rund 20 Prozent arbeiten im Homeoffice länger oder zu ungewöhnlichen Zeiten, etwa abends oder am Wochenende.

Warum man trotz Krankheit arbeitet

Laut dem Portal T3N verschwimmen im Homeoffice die Grenzen bei Krankheit zunehmend – der Laptop ist griffbereit, und gesundheitliche Einschränkungen bleiben oft unbemerkt. Viele ignorieren Symptome und arbeiten trotz Infekten oder Erschöpfung weiter. Dabei wären gerade dann Ruhe und Erholung wichtig. Mit der neuen Flexibilität steige auch die Verantwortung, so T3N. Arbeitgeber müssen darum gesundheitsfördernde Bedingungen schaffen, Beschäftigte wiederum auf Erholung achten. Denn krank bleibt krank – auch zu Hause.

Weiterlesen - ein Beitrag von Karin Leuthold erschienen am 04.04.2025 auf 20min.ch