Auf dem Ranking liegt die Schweiz vor den Nachbarländern Deutschland (Platz 21), Frankreich (Platz 22), Österreich (Platz 27) und Italien (Platz 30). Zu den führenden Ländern gebe es allerdings immer noch einiges an Abstand.
Island führt das diesjährige Ranking an, gefolgt von Neuseeland, Luxemburg und Schweden. Diese Länder profitierten gemäss PwC von besseren Kinderbetreuungsmöglichkeiten, gezielten Massnahmen für Lohngleichheit und stärkerer Unterstützung für Väter. Trotz der Fortschritte bestehe weiterhin eine erhebliche Diskrepanz. Bei der derzeitigen Fortschrittsrate würde es über 46 Jahre dauern, bis das Lohngefälle zwischen Mann und Frau in den 33 untersuchten Länder vollständig geschlossen ist.
Oft propagiert, aber selten durchgesetzt
Clivia Koch, Präsidentin Wirtschaftsfrauen Schweiz, fasst die Veränderung in der Schweiz so zusammen: «Fortschritte sind erkennbar, aber Mut zur Veränderung fehlt.» Trotz klarer gesetzlicher Vorgaben bleibe die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern bestehen – nicht, weil es an Regeln fehlt, sondern weil deren fehlende Umsetzung kaum Konsequenzen habe. Gegenüber 20 Minuten zeigt Koch auf, wo Frauen im Beruf oftmals noch Schwierigkeiten haben. «Lohngleichheit wird oft als Ziel propagiert, aber zu selten aktiv durchgesetzt.»
Frauen unterschätzen ihren Marktwert
Ein grosses Problem sei, dass Frauen häufiger Berufe mit geringeren Löhnen wählen, Teilzeit arbeiten und nach einer Auszeit meist auf der gleichen Stufe wieder einsteigen. «Zu oft trauen sie sich nicht, ihre Erfahrung und ihr Know-how klar zu kommunizieren. Das kostet nicht nur Gehalt, sondern auch Karrierechancen.» Hier brauche es eine Veränderung: «Frauen müssen sich ihres Marktwerts bewusst werden, und ihn selbstbewusst einfordern. Unternehmen wiederum sollten Rückkehrmodelle etablieren, die nicht bedeuten, dass Frauen jedes Mal wieder bei null anfangen.»
Keine Konsequenzen, keine Veränderung
«Unternehmen, die sich nicht an Lohngleichheitsvorgaben halten, müssen keine Sanktionen fürchten. Deshalb tun es viele auch nicht», so Koch. Derweil zeigten Beispiele, dass Lohngleichheit dort vorkommt, wo Löhne transparent, messbar und nachvollziehbar sind. «Wo Leistung objektiv bewertet wird, zählen Fakten – nicht Verhandlungsgeschick oder persönliche Netzwerke», so Koch. Transparenz schaffe Fairness und fördere das Vertrauen in die eigene Karriereperspektive. «Ohne Druck wird sich wenig ändern. Es braucht Konsequenzen für Unternehmen, die sich nicht an Gleichstellungsstandards halten.»
«Ein echter Wettbewerbsvorteil»
Frauen müssen aus Kochs Sicht ihren Marktwert kennen und einfordern, während Unternehmen sich verbindlich zur Lohngleichheit bekennen sollen – oder die Konsequenzen tragen. «Die Politik muss nicht nur Gesetze erlassen, sondern deren Umsetzung sicherstellen.» Lohngleichheit sei kein Wunschdenken – sie passiere dort, wo Transparenz, klare Regeln und mutige Führung aufeinandertreffen. Doch: «Sie passiert nicht von selbst. Aber wo sie konsequent angegangen wird, ist sie machbar – und ein echter Wettbewerbsvorteil.»
Erwerbstätig ja – aber nur Teilzeit
Gleichzeitig zum PwC-Index veröffentlicht auch das Bundesamt für Statistik neue Zahlen zur Gleichstellung. Seit 1991 ist die Erwerbsquote der Frauen deutlich gestiegen, während sie bei den Männern minimal gesunken ist. Der PwC-Index ergänzt hierbei: Bei der Vollzeitquote klaffe eine grosse Lücke, denn weniger als zwei Drittel der erwerbstätigen Frauen (60,7 Prozent) arbeiten in Vollzeit – gegenüber neun von zehn Männern. Auch der OECD-Durchschnitt von 78,1 Prozent liegt wesentlich höher als in der Schweiz.
Weiterlesen - ein Beitrag von Jan Janssen publiziert am 07.03.2025 auf 20min.ch