«Fertility Benefits» - Unternehmen mischen sich immer mehr bei Kinderwünschen ein

Wann und wie Angestellte Kinder bekommen, wird in der Schweiz zunehmend auch Sache der Firmen. Mit finanziellen Angeboten versuchen sie mitzureden. Unternehmen in der Schweiz bieten zunehmend finanzielle Unterstützung für Fortpflanzungsmedizin an. Firmen wie Salesforce und Merck übernehmen Kosten für In-vitro-Fertilisation und Social Egg Freezing. diese Angebote sollen Mitarbeitende bei der Familienplanung unterstützen, stossen aber auch auf Kritik.

Für diejenigen, die Kinder haben wollen, kann der Zeitpunkt entscheidend sein. Ob Karriere oder Lebensgestaltung, viele haben den Wunsch, erst später im Leben Kinder zu bekommen. Und immer mehr spielt dabei in der Schweiz auch der Arbeitgeber eine Rolle. In den USA ist dies bereits gang und gäbe. Dort bieten rund 40 Prozent der Firmen ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, die Kosten für In-vitro-Fertilisation oder Social Egg Freezing beim Unternehmen geltend zu machen. Zu den Firmen gehören etwa Meta und Apple, Google und McKinsey.

Immer mehr Unternehmen steigen ein

20 Minuten berichtete im Sommer 2023 bereits über das Thema. Zu diesem Zeitpunkt war die US-amerikanische Softwarefirma Salesforce hierzulande aber noch praktisch die einzige mit solchen Angeboten. Heute sieht das bereits anders. So startete etwa die deutsche Tech-Firma Merck im Oktober des gleichen Jahres ein ähnliches Angebot. Seitdem sind noch mehr dazu gekommen. «Kinderwunsch und Familienplanung sind sehr persönliche Themen, die jedoch immer stärker in den Fokus rücken», erklärt Dirk Wallmeier von der Kinderwunschklinik Cada. «Wir beobachten eine steigende Nachfrage nach assistierter Reproduktionsmedizin – und zugleich eine gesellschaftliche Entwicklung, die Unternehmen dazu bewegt, ihre Mitarbeitenden in dieser Lebensphase zu unterstützen.»

Umstrittenes Thema

Dass sich die Unternehmen in die Fortpflanzung ihrer Angestellten einmischen, löst gemischte Gefühle aus. Gegenüber 20 Minuten berichtete vor zwei Jahren etwa Gabriela (36) von positiven Erfahrungen. «Läuft meine biologische Uhr ab, habe ich ein Ass im Ärmel», meinte sie. Bezahlt hat das «Egg Freezing» ihr Arbeitgeber, die Salesforce Switzerland. Doch die Rolle der Unternehmen wird nicht nur positiv gesehen. Elisabeth Ehrensperger, Ethikerin und Geschäftsführerin von TA-SWISS, Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung, sagte etwa damals: «Es ist verlogen von Firmen, jungen Müttern ein Social Egg Freezing zu bezahlen, anstatt ihnen die Möglichkeit zu bieten, Karriere und Familienplanung miteinander zu vereinen.»

Auch politisch in der Diskussion

Das Thema Familienplanung wird aber nicht nur bei Unternehmen, sondern auch in der Politik offen behandelt: Familienmodelle, Werte und Ansprüche verändern sich. Erst Ende Januar erlaubte der Bundesrat die Eizellenspende und hat auch unverheirateten Paaren Zugang zur Fortpflanzungsmedizin ermöglicht. Gleichzeitig werde die medizinische Unterstützung bei unerfülltem Kinderwunsch immer wichtiger: Jedes fünfte Paar in der Schweiz hat Schwierigkeiten, ein Kind zu bekommen, sagt Wallmeier von Cada. «Das liegt unter anderem am steigenden Alter: Heute bekommt ein Drittel der Menschen ihr erstes Kind nach dem 35. Lebensjahr.»

Das ist Egg Freezing

Das Einfrieren der Eizellen verlängert die Fruchtbarkeit der Frau und ermöglicht eine Schwangerschaft im hohen Alter. Mittels einer Hormontherapie findet eine Stimulationsphase statt, in der die Eizellproduktion unter Einsatz spezifischer Medikamente angeregt wird. Das Ziel der Stimulationsphase ist die Gewinnung möglichst vieler Eizellen für die Einfrierung und Konservierung. Innert zehn Jahren kann die Eizelle aufgetaut, künstlich befruchtet und der Frau wieder implantiert werden.

Weiterlesen - ein Beitrag von Jan Janssen erschienen am 03.03.2025 auf 20min.ch