«Das ist in der Tat eine sehr hohe Zahl. Das hatten wir bis jetzt noch nie»: Dies sagt Lulzana Musliu von Pro Juventute zur Zahl von 140 Kriseninterventionen, die im laufenden Jahr über die Notrufnummer 147 für Kinder und Jugendliche ausgelöst wurden. Das sind gemäss den Angaben 20 mehr als im Vorjahr und 83 mehr als im gesamten Jahr 2019, wie SRF berichtet. Damit habe sich die Zahl der Krisenfälle insgesamt fast verdreifacht. Dabei, so Musliu, würden Polizei und Sanität nur «im äussersten Notfall» aufgeboten, wenn tatsächlich akute Gefahr einer Selbsttötung bestehe.
Die massive Zunahme erklärt sich die Leiterin der Pro-Juventute-Medienarbeit mit einer Kombination aus mehr Stress und höheren psychischen Belastungen einerseits und einer überlasteten Versorgungskette bei der Betreuung andererseits. Denn die Welt sei – etwa durch Berichte über Kriege und Krisen – emotionaler und mentaler geworden, weiss Thomas Ihde, Chefarzt Psychiatrie der Spitäler FMI im Berner Oberland und Stiftungspräsident der Organisation Pro Mente Sana. Das sorge für Anpassungsphänomene und damit eine hohe Stressbelastung.
Zudem sei das System überlastet: «Wenn ein Jugendlicher in einer Krise ist und sich bei der Psychiatrie meldet und dann hört er, er erhalte einen Termin in drei, sechs oder zehn Monaten, dann nützt das vielleicht für zwei Wochen und dann kommt einfach diese Hoffnungslosigkeit», so Ihde. So könnten sich suizidale Krisen bei jungen Menschen zuspitzen. Laut SRF behandelt der Ständerat diese Woche einen Vorstoss, der die Finanzierung von entsprechenden Anlaufstellen für solche Notfälle fordert.
Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 11.12.24 auf 20minuten.ch