Armutszeugnis, wenn die Schweiz Kinder im Regen stehen lässt

Die Studie zur ungenügenden Sozialhilfe für Kinder und Jugendliche sorgt für politischen Zündstoff. Während die SVP an der Umsetzbarkeit von höheren Beiträgen zweifelt, fordert die Linke schnelle Verbesserungen. Eine Studie zeigt, dass die Unterstützungsleistungen der Sozialhilfe für Kinder und Jugendliche ungenügend sind. Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe fordert unter anderem eine Erhöhung des Grundbedarfs für Familien mit Kindern. Die SVP zweifelt an der Umsetzbarkeit der Forderungen, während die SP deren Wichtigkeit betont.


Eine Studie im Auftrag der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) zeigt, dass die heutigen Unterstützungsleistungen für Kinder und Jugendliche in der Schweiz ungenügend sind und Lücken bei der Existenzsicherung bestehen. Sie fordert deshalb konkrete Massnahmen, wie die Erhöhung des Grundbedarfs für Familien mit Kindern und eine nach Kindesalter abgestufte Bemessung des Grundbedarfs.

Rémy Wyssmann (SVP): «Kaum vorstellbar, dass
diese Kantone die Sozialhilfeansätze erhöhen»

Schlussendlich können die Kantone selber entscheiden, ob sie die vorgeschlagenen Massnahmen umsetzen wollen. SVP-Nationalrat Rémy Wyssmann zweifelt auch so an der Umsetzbarkeit: «Ich kann mir kaum vorstellen, dass alle Kantone die Sozialhilfeansätze erhöhen werden.» Einigen Kantone stehe das Wasser finanziell bis zum Hals. Wyssmann, der Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit ist, schliesst aus der Studie, dass Migration ein entscheidender Faktor für den Anstieg der Armut sei. Er fordert deshalb stärkere Kontrollen: «Die Schweiz ist kein Welt-Sozialamt, deshalb brauchen wir zwingend eine Schutzklausel.»

Sarah Wyss (SP): «Armutszeugnis für die reiche Schweiz»

Es sei schon länger bekannt, dass Kinder und Jugendliche benachteiligt seien, wenn ihre Familie von Sozialhilfe abhängig ist, sagt SP-Nationalrätin Sarah Wyss. Diese Studie bestätige es und unterstreiche nochmals den «dringenden Handlungsbedarf», so Wyss, die ebenfalls Mitglied der SGK ist. «Es ist ein Armutszeugnis für die reiche Schweiz, wenn sie die Kinder im Regen stehen lässt – und damit auch ihre Zukunftsaussichten verbaut», kritisiert sie. Die Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen sei «sehr alarmierend». «Ich erwarte, dass nun alle Ebenen zusammenspannen und für das Kindeswohl und die Chancengleichheit tiefgreifende Massnahmen ergreifen», fordert die SP-Frau. Es brauche unter anderem eine bessere, gerade auch finanzielle Unterstützung der Kinder. «Und die Kinder selbst sollen angehört werden, wenn sie genug alt sind», so Wyss.

Weiterlesen - ein Beitrag von Melissa Greiter erschienen am 18.10.2024 auf 20min.ch

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