Zwischen Bildungsadel und Studentenarmut: Während für manche die beste Zeit des Lebens beginnt, fangen andere an jeden Rappen zu zählen. «Wenn mich meine Eltern nicht unterstützen würden, wäre das nicht finanzierbar», erzählt der Luzerner Masterstudent Fabio (28) – Mit seiner Erfahrung ist er nicht allein. «Wir teilen uns die Bücher mit anderen Studierenden», berichten etwa zwei Wirtschaftsstudenten. «Den Fehler, die teure Pflichtlektüre der Professoren zu kaufen, habe ich nur im ersten Semester gemacht», erzählt Masterstudent Michel. Eine 28-jährige Jura-Studentin sagt, sie könne sich den Wocheneinkauf nur noch im Aldi leisten. 20 Minuten gibt einen Überblick auf die Gebühren, Lebenshaltungskosten und die Frage – die besonders Verwandte interessiert – was der Abschluss denn überhaupt bringt.
Studiengebühren in der Schweiz
Wo studiert wird, hat einen grossen Einfluss aufs Portemonnaie. Während das Studium in Neuchâtel oder Genf nur rund 500 Franken pro Semester kostet, geht der Uni-Besuch im Tessin mit 2000 Franken pro Semester ordentlich ins Geld.
Noch teurer kann es aber für Studenten ohne Schweizer Pass werden. An der Università della Svizzera Italiana (USI) und an der Universität St. Gallen verdreifachen sich die Kosten gar. Oftmals kommen dabei noch einmalige Gebühren für den Vorbildungsausweis dazu.
Studieren wird immer teurer
War das schon immer so teuer? Im Zeitraum von 2001 bis 2019 sind die Studiengebühren etwa um 20 Prozent angestiegen – die Inflation im Vergleich um gut acht Prozent – wie eine Studie eines Basler Beratungsunternehmens zeigt. Gestiegene Lebenshaltungskosten mal ausgelassen: Studieren wird im Schnitt immer teurer. Auffällig dabei ist jedoch der Unterschied zwischen den Universitäten. Die Treiber des Kostenanstiegs sind die Universitäten Fribourg, St. Gallen und Basel. Deren Gebühren stiegen zwischen 40 und 50 Prozent. Die teuerste Uni, die USI, hat ihre Gebühren währenddessen kaum erhöht.
13'500 Franken Lebenshaltungskosten
Mit den Semestergebühren hat es sich aber noch lange nicht getan. Das Leben in der Schweiz kostet – und nicht gerade wenig. Im Durchschnitt haben Studierende Kosten von 13'500 Franken pro Semester gemäss dem Portal Berufsberatung.ch. Den grössten Batzen müssen die Studierenden dabei für die Miete hinblättern – wenn denn überhaupt ein WG-Zimmer gefunden wurde. Wer also noch im Hotel Elternhaus nächtigen darf, kann viel Geld sparen.
Und was machst du mit deinem Abschluss?
Eine Frage, die jeden Studierenden spätestens nach dem zehnten Mal nervt. Doch aus finanzieller Sicht ist sie nicht ganz unwichtig. Denn: «Ein Studium ‹rentiert› sich nicht in jedem Fall gleichermassen», weiss Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktforscher am Schweizer Ökonomischen Institut. So gibt es grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Studiengängen. Ein Abschluss allein sei aber nicht ausreichend, um schnell und erfolgreich im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. «Arbeitgeber legen auch grossen Wert auf Arbeits- und Berufserfahrung und Kompetenzen wie Teamfähigkeit, die man an der Uni nicht zwingend erlernt.» Deshalb seien jene im Vorteil, die neben dem Studium auch bereits in verschiedenen Bereichen Arbeitserfahrung gesammelt haben.
Lohnt sich das Studium also noch?
Ja, im Schnitt schon, findet Siegenthaler. «Der Lohnvorteil von Tertiärgebildeten gegenüber jenen, die als höchsten Abschluss einen Sek-II-Abschluss aufweisen, ist in der Schweiz in den letzten 20 Jahren auch konstant geblieben.» Gleichzeitig seien aber auch Abgänger gewisser Berufslehren im Arbeitsmarkt gefragt – in Bereichen wie der Pflege, dem Handwerk oder bei technischen Berufen im Baugewerbe gar so gefragt wie lange nicht.
Was tun, wenn das Geld für das Studium fehlt?
In der Schweiz gibt es viele Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung für die Ausbildung in Anspruch zu nehmen. Bei diesen Adressen findest du Informationen zu privaten und staatlichen Stipendien:
Stipendium.ch
Educa Swiss
EDK
Weiterlesen - ein Beitrag von Jan Janssen erschienen am 18.09.2024 auf 20min.ch