Hunderttausende Mütter in der Schweiz arbeiten gar nicht oder würden ihre Pensen gerne aufstocken. Wenn Arbeitgeber dieses brachliegende inländische Arbeitskräftepotenzial besser ausnützen würden, könnten sie 280'000 zusätzliche Vollzeitarbeitskräfte gewinnen.
Jobbörse, Linkedin, interner Newsletter – und trotzdem kommen für die ausgeschriebene Stelle keine brauchbaren Bewerbungen rein. 73 Prozent aller Arbeitgeber in der Schweiz bekunden gemäss einer Studie des Personalvermittlers Manpower Mühe bei der Suche nach Beschäftigten. Und die Lücke tut sich mit dem demografischen Wandel immer weiter auf: Bis 2030 könnten in der Schweiz laut Prognosen zwischen 400'000 und 800'000 Arbeitskräfte fehlen.
Abhilfe schaffen sollen künstliche Intelligenz (KI), Mitarbeitende aus dem Ausland – und eine bessere Nutzung des inländischen Arbeitskräftepotenzials. Im Fokus stehen dabei Frauen. 137'000 Mütter in der Schweiz sind gemäss dem Gender Intelligence Report der HSG überhaupt nicht erwerbstätig. Sie bleiben dem Arbeitsmarkt im Schnitt fünf Jahre lang fern – und jede Siebte von ihnen kehrt überhaupt nicht mehr zurück.
Bei arbeitstätigen Müttern liegt das Pensum durchschnittlich bei 60 Prozent. Viele von ihnen würden gerne mehr arbeiten: 176'000 Frauen gelten gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) als unterbeschäftigt. Besonders hoch ist der Anteil unterbeschäftigter Frauen in der Gruppe der Über-40-Jährigen.
Win-Win-Win: Für Frauen, Firmen und Volkswirtschaft
Gemäss dem HSG-Bericht könnten Frauen gesamthaft 280'000 zusätzliche Vollzeitstellen ausfüllen, wenn sie ihre Pensen erhöhen, respektive nach der Mutterschaft den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt schaffen würden. Das füllt die drohende Arbeitskräftelücke von 400'000 bis 800'000 Personen zwar nicht vollständig – es ist aber deutlich mehr als nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Profitieren davon würden am Ende nicht nur die Frauen. Sondern auch die Arbeitgeber, die an zusätzliche hoch ausgebildete Fachkräfte kämen. Schliesslich sind an den Schweizer Universitäten die Frauen gegenüber den Männern mittlerweile in der Überzahl. Und vor allem würde die Volkswirtschaft profitieren: Die Weltbank schätzt, dass das Bruttoinlandprodukt pro Kopf um fast 20 Prozent wachsen könnte, wenn der Geschlechtergraben am Arbeitsmarkt geschlossen würde.
Weiterlesen - ein Beitrag von Sarah Frattaroli erschienen am 21.06.24 auf blick.ch