Im Jahr 2023 gingen die Lebendgeburten und die Todesfälle zurück und die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau fiel auf einen historischen Tiefstand (1,33). Die Lebenserwartung erreichte ein höheres Niveau als vor der Pandemie. Zudem sank zwischen 2022 und 2023 die Zahl der Eheschliessungen und der Scheidungen. Dies sind einige der definitiven Ergebnisse für das Jahr 2023 der Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Die definitiven Ergebnisse bestätigen die Trends, die sich bei der Veröffentlichung der provisorischen Zahlen im April 2024 abgezeichnet haben. Bei den Geburten und Todesfällen verzeichnen die Nachbarländer Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland ähnliche Entwicklungen.
Anzahl Kinder pro Frau so tief wie noch nie
2023 wurden in der Schweiz 80 000 Lebendgeburten registriert. Das sind 2300 bzw. 2,8% weniger als 2022. Obwohl ihre Anzahl weniger stark zurückgegangen ist als noch im Vorjahr (-7300 bzw. -8,1%), bestätigt die Entwicklung den seit 2021 anhaltenden Abwärtstrend. Die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau ist auf einen noch nie dagewesenen Tiefstand gesunken: von 1,52 im Jahr 2021 auf 1,39 im Jahr 2022 und 1,33 im Jahr 2023. Die Geburtenzahl ging sowohl bei den Schweizer Müttern als auch bei jenen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurück, bei ersteren allerdings deutlich stärker (-4,2% gegenüber -0,8%). Differenziert nach Staatsangehörigkeit des Kindes kamen rund 56 100 Schweizer Kinder (-4,2%) gegenüber 23 900 Kindern mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit (+0,4%) zur Welt. Bei den Frauen unter 30 Jahren zeigt sich seit 2022 ein stärkerer Geburtenrückgang als bei jenen ab 30 Jahren (-5,1% gegenüber -2,1%). Die Zahl der Erstgeburten verringerte sich sowohl bei den Müttern unter 30 Jahren (-548; -4,3%) als auch bei jenen zwischen 30 und 39 Jahren (-406; -1,7%). Bei den Frauen ab 40 Jahren nahm sie hingegen zu (+84; +3,7%). Das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt des ersten Kindes erhöhte sich gegenüber 2022 (31,2 Jahre) leicht auf 31,3 Jahre (provisorische Zahl). Die Zahl der Zweitgeburten sank im Vergleich zu 2022 ebenfalls (-2,8%), am stärksten aber war der Rückgang mit -7,3% bei den Drittgeburten. Der Abwärtstrend der Drittgeburten war in allen Altersklassen zu beobachten, besonders aber bei den 30- bis 39-Jährigen (-8,2%). Eine gegenläufige Entwicklung zeigte sich bei den vierten und weiteren Geburten. Ihre Zahl stieg leicht an (+1,9%).
Weniger, aber immer noch viele Todesfälle
2023 starben in der Schweiz 71 800 Personen; das sind 2600 bzw. 3,5% weniger als im Vorjahr. Trotz dieses Rückgangs ist die Zahl noch immer sehr hoch und liegt mehrere hundert Todesfälle über dem Niveau des Pandemie-Jahrs 2021 (71 200). Dieser insgesamt steigende Trend der Anzahl Todesfälle hängt mit der demografischen Alterung in einer wachsenden Bevölkerung zusammen. Bei den Männern sank die Zahl der Todesfälle gegenüber 2022 deutlicher als bei den Frauen (-3,7% gegenüber -3,3%). Am stärksten war der Rückgang bei den Personen unter 65 Jahren (Männer: -5,6%; Frauen: -5,2%), am schwächsten bei den Personen zwischen 65 und 79 Jahren (Männer: -3,8%; Frauen: -3,1%) sowie bei den Personen ab 80 Jahren (Männer: -3,0%; Frauen: -3,2%). Durch diese Entwicklung erreichte die Lebenserwartung einen höheren Stand als vor der Pandemie. Die Lebenserwartung der Männer bei Geburt sowie mit 65 Jahren lag im Jahr 2023 bei 82,2 bzw. 20,3 Jahren, jene der Frauen bei 85,8 bzw. 22,8 Jahren. Aufgrund der rückläufigen Anzahl Todesfälle fiel der Geburtenüberschuss in der Schweiz höher aus als 2022 (+256 Personen bzw. +3,2%), dies trotz der gesunkenen Geburtenzahl.
Weniger Eheschliessungen und Scheidungen
2023 wurden 36 000 Ehen zwischen Personen unterschiedlichen Geschlechts geschlossen. Das sind 1900 bzw. 5,0% weniger als 2022. Hinzu kamen rund 900 gleichgeschlechtliche Ehen und 800 in eine Ehe umgewandelte Partnerschaften. Insgesamt wurden in der Schweiz im Jahr 2023 somit 37 800 Ehen geschlossen. Abgesehen von den Pandemiejahren 2020 und 2021 handelt es sich um den tiefsten Wert seit vierzig Jahren (1983: 37 600). Nahezu drei Viertel der verschiedengeschlechtlichen Ehen wurden von zwei Ledigen geschlossen. Beim restlichen Viertel handelt es sich um Wiederverheiratungen, d. h. mindestens eine der betroffenen Personen hatte einen anderen Zivilstand als ledig. Bei Fortsetzung der 2023 beobachteten Trends ist davon auszugehen, dass rund die Hälfte der Ledigen unter 50 Jahren (Frauen: 49,3%; Männer: 54,5%) nie heiraten werden (provisorische Zahl). Die meisten Ehen zwischen Personen unterschiedlichen Geschlechts werden zwischen Schweizerinnen und Schweizern geschlossen (47,1%). Diese Zahl hat jedoch 2023 am stärksten abgenommen (-8,2%). Eheschliessungen zwischen einer Schweizerin oder einem Schweizer und einer ausländischen Person, die in der Schweiz rund ein Drittel der verschiedengeschlechtlichen Ehen ausmachen, waren ebenfalls rückläufig (-3,8%). Demgegenüber wurden 2023 leicht mehr Ehen zwischen zwei Personen ausländischer Staatsangehörigkeit geschlossen (+1,7%) als im Vorjahr. Auf sie entfielen 17,9% aller Eheschliessungen in der Schweiz im Jahr 2023. 2023 wurden 15 600 Ehen geschieden, 3,7% weniger als im Vorjahr. Hierzu gehören neben den verschiedengeschlechtlichen Ehen auch 41 gleichgeschlechtliche Ehen. Die Zahl der Scheidungen nimmt unabhängig von der Ehedauer ab (0-4 Jahre: -6,2%; 5-9 Jahre: -1,1%; 10-14 Jahre: -5,3%; 15-19 Jahre: -4,1%; 20 Jahre und mehr: -3,6%). Die durchschnittliche Ehedauer zum Zeitpunkt der Scheidung stabilisierte sich bei 15,7 Jahren (provisorische Zahl). Bei Fortsetzung der 2023 beobachteten Trends ist davon auszugehen, dass rund zwei von fünf Ehen (38,3%) eines Tages mit einer Scheidung enden (provisorische Zahl).
713 Änderungen des im Personenstandsregister eingetragenen Geschlechts
Nachdem die Änderung des im Personenstandsregister eingetragenen Geschlechts durch ein neues, Anfang 2022 in Kraft getretenes Gesetz vereinfacht wurde, ist die entsprechende Zahl von 1177 im Jahr 2022 auf 713 im Jahr 2023 gesunken (-39,4%). 2023 liessen 332 Personen ihren Geschlechtseintrag « Mann » zum Geschlechtseintrag « Frau » und 381 ihren Geschlechtseintrag « Frau » zum Geschlechtseintrag « Mann » ändern. Drei Viertel der Änderungsanträge stammten von 15- bis 29-Jährigen.
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