Die finanzielle Situation für Familien verschärft sich weiter
Wie geht es Familien in der Schweiz? Die Lage ist angespannt, sagt das Familienbarometer 2024. Die Studie untersucht, was Familien bewegt. Besonders finanzielle Probleme bereiten grosses Kopfzerbrechen. Die steigenden Gesundheitskosten, Mieten und die Inflation setzen Haushaltsbudgets noch mehr unter Druck als im Vorjahr.
Vielen Familien in der Schweiz bleibt Ende des Monats kaum mehr Geld. Eine Situation, die sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals verschärft hat. Zu diesem Schluss kommt das Familienbarometer 2024. Mit der jährlich erhobenen Umfrage fühlen die Versicherungsgesellschaft Pax und Pro Familia Schweiz Familien den Puls.Die weiterhin steigenden Preise treffen Familien hart. So reicht für 52 Prozent das Einkommen nur knapp oder gar nicht. Besonders die finanzielle Situation bei Familien in der Westschweiz und im Tessin ist häufig angespannt. Die Gesundheit und die damit verbundenen Ausgaben bereiten den Befragten die grössten Sorgen, gefolgt von Mietkosten, Bildung und der Inflation. Gerade Geringverdienende geraten oft in eine Negativspirale: Je geringer das Einkommen, umso stärker die finanziellen Herausforderungen für Familien. Zudem zeigen die Ergebnisse über alle Regionen hinweg, dass nicht nur Familien mit tieferem Einkommen, sondern auch solche aus der Mittelschicht mit einem knapperen Budget haushalten müssen. Aus finanziellen Gründen verzichten Familien zuerst auf Ferien, dann auf Restaurantbesuche. Auf Platz drei folgen Freizeitaktivitäten wie Ausflüge, Kino oder Museumsbesuche.
Weniger Kinder wegen steigender Kosten
Rund jede zweite Familie (49 Prozent) überlegt sich deshalb, das Arbeitspensum zu erhöhen. Die angespannte finanzielle Lage beeinflusst auch die Familienplanung. Für vier von zehn Familien sind die Kosten sogar ein Grund, keine weiteren Kinder zu bekommen.«Die zweite Ausgabe des Familienbarometers zeigt, dass die angespannte finanzielle Situation der Familien zunehmend Auswirkungen auf verschiedene Bereiche des Familienlebens und das Verhalten hat, sagt Philippe Gnaegi, Direktor von Pro Familia Schweiz. Das bedeutet zum Beispiel auch Folgendes: Für Mütter und Väter, die mehr arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen, wird es noch schwieriger, Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen unter einen Hut zu bringen. Auch ist der Anteil von Familien, die ihr Kind nicht extern betreuen lassen, von 37 Prozent auf 50 Prozent angestiegen. Es liegt gemäss der Studie der Schluss nahe, dass sich viele Mütter und Väter nicht mehr leisten können, ihr Kind etwa in die Kita zu geben.
Zufrieden mit Familienleben trotz trüber Zukunftsaussichten
Auch wenn 79 Prozent davon ausgehen, dass sich ihre Situation in den nächsten drei Jahren verschlechtern wird, gibt es auch Positives zu berichten. Trotz der finanziellen Herausforderungen sind die befragten Familien mit ihrem eigenen Familienleben insgesamt leicht zufriedener als im Vorjahr.
Auf einen Blick: Die wichtigsten Aussagen
Geldthemen rücken noch stärker in den Fokus
Finanzielle Probleme belasten Familien in der Schweiz noch stärker als im Vorjahr. Am meisten beschäftigen sie die Krankenkassenprämien, gefolgt von der Inflation. Die Themen Gesundheit sowie Klimawandel und Umweltschutz haben dagegen an Relevanz eingebüsst.
Die finanzielle Situation von Familien verschärft sich
Für mehr als die Hälfte (52 Prozent) reicht das Einkommen nur knapp oder gar nicht. Im Vorjahr betrug der Wert immerhin erst 47 Prozent. Der Anteil von Familien, die angeben, gar kein Geld (30 Prozent) oder höchstens 500 Franken pro Monat (37 Prozent) sparen zu können, nahm zu.
Unterschiede zwischen Romandie, Tessin und Deutschschweiz
Die finanzielle Situation ist bei Familien in der Westschweiz und im Tessin angespannter als in der Deutschschweiz. Zudem zeigen die Ergebnisse über alle Regionen hinweg, dass nicht nur Familien mit tieferen Einkommen, sondern auch jene aus der Mittelschicht weniger Geld in der Kasse haben.
Mehr Unterstützung aus Politik gewünscht
Die Befragten wünschen sich von der Familienpolitik, dass sie die Kosten der Krankenkassenprämien reduziert und Familien finanziell unterstützt.
Kostendruck verhindert Familienwachstum
Für vier von zehn Familien ist das noch teurer gewordene Leben in der Schweiz ein Grund, keine weiteren Kinder zu bekommen.
Die Hälfte der Familien möchte Arbeitspensum aufstocken
Rund die Hälfte (49 Prozent) denkt darüber nach, den Beschäftigungsgrad zu erhöhen, um ihr Familieneinkommen zu sichern oder zu erhöhen. Bei 35 Prozent der Befragten spielt ein Elternteil mit dem Gedanken, mehr zu arbeiten, bei 14 Prozent sind es beide Elternteile.
Zufriedenheit mit dem Familienleben bleibt hoch, Erwartungen an die Zukunft pessimistisch
Vier von fünf Familien in der Schweiz sind mit ihrem aktuellen Familienleben zufrieden, was ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Gleichzeitig haben sich die Erwartungen zur künftigen Entwicklung der Situation für Familien in der Schweiz stark eingetrübt: 79 Prozent der Befragten rechnen über die nächsten drei Jahre mit einer Verschlechterung.
Die Mehrheit ist zufrieden mit der Vereinbarkeit
63 Prozent sind mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben zufrieden – gleich viele wie im Vorjahr. 65 Prozent beurteilen die vom Arbeitgeber ergriffenen Massnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie als positiv. Weiter verbessern liesse sich die Vereinbarkeit durch flexiblere Arbeitszeiten und Homeoffice.
Mehr Eltern betreuen Kinder aus Kostengründen zuhause
Der Anteil von Familien, die keine externe Kinderbetreuung in Anspruch nehmen, ist von 37 Prozent auf 50 Prozent angestiegen, was gemäss Studie mit den damit verbundenen Kosten zusammenhängen könnte.
Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 14. März 2024 auf fritzundfraenzi.ch
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