Luzerner Firma führt 4-Tage-Woche ein

Am Freitag ist bei Comfortfloor aus Rickenbach LU niemand mehr im Büro. Das mache die Mitarbeitenden glücklich, sagt der Chef – und die Produktivität sinke nicht. Die Mitarbeitenden der Firma Comfortfloor aus Rickenbach LU müssen nur noch vier Tage pro Woche arbeiten. Dass das Geschäft nun am Freitag geschlossen sei, störe die Kundschaft nicht, sagt der Geschäftsführer. Auch negative Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn erwartet er keine.

Wer bei der auf Bodenheizungen spezialisierten Firma «Comfortfloor Schweiz» angestellt ist, arbeitet seit dem 1. Januar nur noch vier statt wie bisher fünf Tage pro Woche – zum gleichen Lohn. Geschäftsführer Donat Bachofner erklärt auf Anfrage, warum er die 4-Tage-Woche eingeführt hat.

Mehr Freizeit und bessere Gesundheit

Comfortfloor wolle seinen Mitarbeitenden mit der Umstellung eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, sagt Bachofner. Ihre Arbeitszeit sinke nun, so verbessere sich ihre Gesundheit und Zufriedenheit.

Am Freitag ist niemand mehr im Büro

Mit der 4-Tage-Woche gibt es bei Comfortfloor neue Öffnungszeiten: Das Geschäft ist jetzt nur noch von Montag bis Donnerstag geöffnet, am Freitag ist der Laden dicht. Einbussen bei der Servicequalität soll es trotzdem nicht geben: «Im Gegenteil, wir erwarten hochmotivierte Mitarbeiter, die Projekte in bester Qualität voranbringen», sagt Bachofner. Negative Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn erwarte er keine.

Drei Mal auswärts übernachten und dann ab ins Wochenende

Bisher gab es bei Comfortfloor eine 44,5-Stunden-Woche. Die Kosten für die Hin- und Rückfahrt zur Kundschaft übernahm die Firma, wie Bachofner erklärt. Nun bezahle sie nur noch einen Weg pro Tag, dafür könne das Team auf Geschäftskosten auswärts übernachten. Durch die Reduktion der Fahrten reduziere sich die durchschnittliche Arbeitszeit auf rund 40 Stunden pro Woche, die die Mitarbeitenden in vier Tagen leisten. In einer typischen Arbeitswoche fahren diese zum Beispiel am Montagmorgen an den Einsatzort, übernachten drei Mal auswärts, sind am Donnerstagabend zurück im Büro und düsen dann ins Wochenende ab.

Weniger arbeiten, mehr im Wohnwagen

Alle Mitarbeitenden finden das neue Modell laut Geschäftsführer gut. Rund 80 Prozent der Mitarbeitenden der Firma seien aus der Schweiz, sie freuten sich darüber, nun einen Tag mehr Zeit in ihrer Ferienwohnung im Bündnerland oder im Wohnwagen im Tessin verbringen zu können. Auch für die Mitarbeitenden aus Deutschland, die übers Wochenende heimfahren, sei der zusätzlich Tag ein Segen.

So reagiert die Kundschaft

Was sagen die Kundinnen und Kunden dazu, die nun am Freitag keinen Support mehr erhalten? Die Rückmeldungen seien positiv, sagt Bachofner. Wohl auch, weil das Geschäft mit Bodenheizungen nicht sehr serviceintensiv sei: Löse sich mal eine Platte, müsse man das meist nicht sofort beheben. Im Gegensatz zu einem Sanitär, der ein kaputtes WC oder einen auslaufenden Wasserhahn so schnell wie möglich flicken müsse.

Mitte Jahr zieht Comfortfloor Bilanz

Doch führt der fehlende Arbeitstag nicht dazu, dass Kundenaufträge liegen bleiben? Nein, sagt Bachofner. Er könne die Performance messen, eine gute Kennzahl sei zum Beispiel, wie viele Quadratmeter Bodenheizungen die Mitarbeitenden verlegen. Diese Zahl sei bis jetzt nicht gesunken. Zudem gebe es nun jeden Monat eine Besprechung im Team, wo man Bilanz ziehe. Mitte Jahr werde man dann entscheiden, ob man die 4-Tage-Woche weiterführe oder nicht.

Auch hier gibts kürzere Arbeitszeiten

In Affoltern am Albis sollten 350 städtische Angestellte nur noch 38 Stunden pro Woche arbeiten, wie in Basel schickten die Stimmberechtigten das Vorhaben anfangs Dezember aber bachab. Zu Problemen kam es derweil bei der Wittwer Metallbau AG mit der 4-Tage-Woche. Das Berner Entsorgungsunternehmen Schwendimann AG führte ebenfalls per Anfang 2024 die 38-Stunden-Woche ein.

Weiterlesen - ein Beitrag von Marcel Urech erschienen am 13.01.2024 auf www.20min.ch

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