Mit 25 Jahren habe C.F. ein Burnout erlitten. Grund dafür sei die Überlastung an ihrem alten Arbeitsplatz gewesen. «Damals hat 80 Prozent meiner Abteilung gekündigt. Ersetzt wurde lange niemand und die Arbeit blieb hauptsächlich an mir hängen», erinnert sich die nun 31-Jährige. Das Resultat: «Sowohl körperlich wie auch mental ging es mir immer schlechter.» Letztendlich sei sie für sechs Monate krankgeschrieben worden. «Als ich zurückkam, wurde mir vorgeworfen, ich wäre faul und mir wurde sogar mit der Kündigung gedroht, wenn ich nochmals länger krank werde.» Das liess die Thurgauerin nicht auf sich sitzen und kündigte kurzerhand selbst. «Ich habe mir dann eine neue Stelle gesucht, wo ich 80 Prozent arbeiten konnte.» Nach der Arbeit habe sie sich jedoch weiterhin dermassen erledigt gefühlt, dass sie erstmal zwei Stunden schlafen musste. «Mein soziales Leben hat sehr darunter gelitten. Ich hatte keine Kraft mehr für Hobbies, Freunde oder meine Haustiere.» Jetzt arbeitet F. 60 Prozent. Es sei die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen: «Ich gehe endlich gerne zur Arbeit, auch wenn ich jetzt weniger verdiene.»
Zürcherin (25) arbeitet 80 Prozent: «Sollte selbst entscheiden dürfen, wie viel ich arbeite»
Die 25-jährige Zürcherin, die anonym bleiben möchte, arbeite zurzeit 80 Prozent, da sie nebenbei Wirtschaftsrecht studiere. Aber auch nach dem Abschluss stehe ein Vollzeitpensum für sie nicht zur Debatte. «Eine richtige Work-Life-Balance ist mir sehr wichtig. Ich möchte nicht nur für die Arbeit leben.» Die Zürcherin lege besonders Wert darauf, Zeit für sich selbst zu haben und mit Freunden und Freundinnen ausgehen zu können. «Das Wochenende reicht knapp für meine Haushaltspflichten, da bleibt keine Zeit für etwas anderes.» Ihr Arbeitgeber verlange allerdings von ihr, dass sie ihr Pensum nach Ende ihres Studiums auf 100 Prozent erhöht. Das findet die Zürcherin nicht in Ordnung: «Ich sollte selbst entscheiden dürfen, wie viel ich arbeiten will, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen.» So habe sie bereits beschlossen, zu kündigen, wenn ihr Vorgesetzter weiterhin darauf besteht.
A.H. (57) arbeitet 40 Prozent: «Mit 57 finde ich keinen Vollzeitjob mehr»
A.H. arbeitet hingegen nicht freiwillig in Teilzeit. Früher sei sie in einer Boutique einer Hilfsorganisation in einem Vollzeitpensum angestellt gewesen. Wegen des Lockdowns sei der Laden jedoch geschlossen worden und H. habe ihren Job verloren. Es sei der 57-Jährigen daraufhin sehr schwergefallen, eine neue Stelle zu finden. Dies liegt laut der Bernerin hauptsächlich an ihrem Alter. «Seit kurzem habe ich eine neue Stelle in einem Kleiderladen, aber nur für 20 bis 40 Prozent.»Mit dem entsprechenden Gehalt komme sie für die Miete und die Krankenkasse gerade noch zurecht. «Für den Ausgang oder ein schickes Essen mit Freunden reicht das Geld aber nicht.» Ihre Freundschaften würden darunter leiden. «Um wieder mehr am sozialen Leben teilnehmen zu können, möchte ich gerne wieder 100 Prozent arbeiten», so A.H.
Weiterlesen - ein Beitrag von Monika Abdel Meseh, Michelle Ineichen und Christina Pirskanen erschienen am 03.12.2023 auf www.20min.ch