Lehrerin: «Es ist egoistisch, Kinder zu bekommen»

Kinderfreie Zonen werden auch in der Schweiz immer mehr zum Thema. Eine Autorin findet, es sollte sowieso weniger Kinder geben – Eltern seien egoistisch. In der Schweiz haben immer weniger Leute Verständnis für Eltern und Kinder. Damit werden kinderfreie Zonen zunehmend zum vieldiskutierten Thema. Eine Autorin ist überzeugt: Kinderkriegen ist heutzutage ohnehin egoistisch.

Immer mehr Menschen in der Schweiz haben kein Verständnis für Eltern und Kinder. Ein Trend, den Expertinnen und Experten darauf zurückführen, dass sich die Gesellschaft zunehmend individualisiert: Die Leute haben keine Lust mehr, sich von anderen stören zu lassen. Eine Frau, der das so geht, ist die deutsche Germanistin, Lehrerin und Autorin Verena Brunschweiger*. Zum Elternwerden und Kinderkriegen hat sie eine klare Meinung. «Es ist egoistisch», sagt sie zu Nau.ch. Ihre Begründung: «Je mehr Menschen, desto weniger Ressourcen und Artenvielfalt, desto mehr Umweltzerstörung und Müll. Muss es also 2023 wirklich noch sein, seinen Narzissmus in Form eines unschuldigen Mini-Ichs auszuleben?» Auf Kinder zu verzichten, sei der wichtigste Beitrag, den man für den Umweltschutz leisten könne. «Nicht umsonst benannte der Weltklimarat ganz explizit die zwei Hauptgründe für die Klimakrise: Überbevölkerung und Überkonsum.»

Hustendes Kind schiebt in Beiz «Salzstreuer in Mund»

Sowieso beobachte sie oft, dass Eltern egoistisch seien. Als Beispiel nennt sie einen Vorfall, den sie in einem Restaurant miterlebte: «Ein Vater reagierte nicht, als eins seiner pausenlos hustenden Kinder den Salzstreuer in den Mund schob! Der nächste Gast an diesem Tisch benutzt diesen dann ahnungslos und wundert sich anschliessend, warum er eine Bronchitis bekommt.» Genau deshalb brauche es kinderfreie Zonen. «Sie richten sich gegen derartige Eltern, nicht gegen Kinder.» Für sie kommt es da auch nicht überraschend, werden solche Zonen immer mehr zum Thema. Brunschweiger bezeichnet gar Eltern als «rücksichtslos», die ihre Kleinen mit ins Café nehmen. «Was Familien mit Babys am Flughafen verloren haben, erschliesst sich einem noch weniger», urteilt sie. «Ein Baby ist ein Baby, will heissen, es brüllt – was also hat es in einem Flugzeug verloren?» Brunschweiger geht sogar noch weiter: «Ich würde allen, die Kinder wollen, davon abraten. Diese Welt der Kriege, des Klimawandels und des Aufstiegs rechtsradikaler Parteien ist für jeden unschuldigen neuen Menschen eine Zumutung.» Zudem würden sich gerade Frauen durch die Mutterschaft schaden – schon mit Schwangerschaft und Geburt. «Zu den körperlichen Nachteilen kommen im Lauf der Zeit psychische, finanzielle und soziale.»

«Kinder sind Zukunft unserer Gesellschaft»

Beim Schweizer Familienverband Pro Familia kommen Brunschweigers Aussagen nicht gut an. «Wir sind da ganz anderer Meinung – Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine Gesellschaft ohne Kinder stirbt», sagt Direktor Philippe Gnaegi zu Nau.ch. «Kinder zu haben ist vor allem nicht egoistisch, sondern ermöglicht das Teilen und den Austausch.» Sie geben Erwachsenen viel Freude, wie er sagt. «Alle von uns waren einmal Kind, haben geschrien, gespielt und von den Eltern gelernt. Die Jugend ist kreativ, sie stellt uns infrage und manchmal ärgert sie uns. Aber das Leben beruht auf dem Austausch zwischen den Generationen, auf der Infragestellung bestimmter Überzeugungen.»

Weiterlesen - ein Beitrag von Rowena Goebel erschienen am 19.11.2023

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