Im Jahr 2022 nahmen die Todesfälle gegenüber dem Vorjahr zu und die Lebendgeburten gingen zurück. Der Geburtenüberschuss, d. h. die Differenz zwischen Geburten und Todesfällen, fiel noch geringer aus als im Pandemiejahr 2020. Zudem wurde 2022 mehr geheiratet als 2021, was nicht nur auf gleichgeschlechtliche Paare zurückzuführen ist, die jetzt ebenfalls heiraten können, sondern auch auf eine grössere Bereitschaft zu heiraten. Die Zahl der Scheidungen ging zurück. Dies sind einige der definitiven Ergebnisse für das Jahr 2022 der Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Die definitiven Ergebnisse bestätigen die Trends, die sich bei der Veröffentlichung der provisorischen Zahlen im April 2023 abgezeichnet haben. Bei den Todesfällen und Geburten verzeichnen Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland ähnliche Entwicklungen.
Mehr Todesfälle bei Frauen und im vierten Alter
2022 starben in der Schweiz 74 400 Personen und somit 3200 bzw. 4,5% mehr als im Vorjahr. Nach einem Rückgang im Jahr 2021 stieg die Zahl der Todesfälle 2022 wieder an. Die Zunahme fiel bei den Frauen deutlicher aus als bei den Männern (+5,3% gegenüber +3,8%). Am stärksten stieg die Anzahl Todesfälle bei den Personen ab 80 Jahren (Frauen: +6,9%; Männer: +8,7%) sowie bei den Personen unter 40 Jahren (+6,2% bzw. +2,8%). Bei den 40- bis 64-Jährigen ging sie hingegen zurück (-1,3% bzw. -2,6%). In der Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen entwickelten sich die Todesfälle nach Geschlecht in entgegengesetzter Richtung: Bei den Frauen starben im Vergleich zum Vorjahr 2,2% mehr, bei den Männern 1,5% weniger. Durch diese Entwicklung stabilisierte sich im Jahr 2022 die Lebenserwartung der Männer bei Geburt sowie mit 65 Jahren bei 81,6 bzw. 19,8 Jahren. Bei den Frauen lagen die Lebenserwartungen mit 85,4 bzw. 22,5 Jahren etwas tiefer als 2021.
Weniger Geburten
2022 wurden in der Schweiz 82 400 Lebendgeburten registriert. Das sind 7300 bzw. 8,1% weniger als 2021. Die Geburtenzahl ging sowohl bei den Schweizerinnen als auch bei den Ausländerinnen zurück, bei ersteren allerdings stärker als bei den Frauen ausländischer Staatsangehörigkeit (-8,8% gegenüber -7,0%). Die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau ist von 1,52 im Jahr 2021 auf 1,39 im Jahr 2022 gesunken. Gegenüber 2021 ging die Zahl der Erstgeburten bei den Frauen unter 30 Jahren (-7,0%) und jenen zwischen 30 und 39 Jahren (-8,2%) zurück. Zugenommen hat sie hingegen bei den Frauen ab 40 Jahren, wo sie sich von 2100 im Jahr 2021 auf 2300 im Jahr 2022 erhöht hat. Das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt des ersten Kindes blieb dennoch stabil bei 31,2 Jahren (provisorische Zahl 2022). Zweite und weitere Geburten sanken gegenüber 2021 um 9,1%. Sie waren in allen obengenannten Altersklassen rückläufig. Eine gegenläufige Entwicklung war bei den Frauen ab 45 Jahren zu beobachten. Dort stiegen zweite und weitere Geburten von 244 im Jahr 2021 auf 279 im Jahr 2022. Aufgrund der ungewöhnlichen Entwicklung im Jahr 2022 mit mehr Todesfällen und weniger Geburten fiel der Geburtenüberschuss noch tiefer aus als 2020 (7900 gegenüber 9700). Er trug somit weniger zum Bevölkerungswachstum der Schweiz bei als im Vorjahr.
Mehr Eheschliessungen, weniger Scheidungen
2022 wurden 37 900 Ehen zwischen Personen unterschiedlichen Geschlechts geschlossen. Das sind 1500 bzw. 4,2% mehr als 2021. Zusätzlich wurden seit Inkrafttreten der Ehe für alle am 1. Juli 2022 rund 800 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen und 2200 eingetragene Partnerschaften in eine Ehe umgewandelt. Insgesamt wurden in der Schweiz im Jahr 2022 somit 40 900 Ehen geschlossen. Die Eheschliessungen zwischen Personen unterschiedlichen Geschlechts haben bereits im zweiten Jahr in Folge zugenommen. 2022 wurden drei Viertel der Ehen von zwei Ledigen geschlossen. Beim restlichen Viertel handelt es sich um Wiederverheiratungen, d. h. mindestens eine der betroffenen Personen hatte einen anderen Zivilstand als ledig. Eheschliessungen zwischen Schweizerinnen und Schweizern sowie von Paaren, bei denen eine Person die schweizerische und die andere eine ausländische Staatsangehörigkeit hat, nahmen im Jahr 2022 gegenüber 2021 zu (+6,2% bzw. +3,7%), jene zwischen zwei ausländischen Personen hingegen ab (-0,5%). 2022 wurden 16 200 verschiedengeschlechtliche Ehen geschieden; dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Abnahme von 5,6%. Gegenüber 2021 wurden weniger Ehen geschieden, unabhängig von ihrer Dauer (0-4 Jahre: -5,2%; 5-9 Jahre: -5,5%; 10-14 Jahre: -7,9%; 15-19 Jahre: -3,9%; 20 Jahre und mehr: -5,0%). Die durchschnittliche Ehedauer bei der Scheidung stabilisierte sich bei 15,7 Jahren. Bei Fortsetzung der 2022 beobachteten Trends ist davon auszugehen, dass zwei von fünf Ehen (39,7%) irgendwann mit einer Scheidung enden (provisorische Zahl).
1177 Änderungen des im Personenstandsregister eingetragenen Geschlechts
2022 beantragten knapp 1200 Personen eine Änderung des Geschlechtseintrags im Personenstandsregister. Am 31. Dezember hatten 620 Personen ihren Geschlechtseintrag in eine Frau und 557 in einen Mann ändern lassen. Über zwei Drittel der Änderungsanträge stammten von 15- bis 29-Jährigen.
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