Schweizer Jugendlichen der Gen Z geht es psychisch schlechter als allen anderen Generationen. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie des Strategie- und Unternehmensberatungsriesen McKinsey. Gerade Firmen müssten viel mehr für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden machen, fordert ein Experte.
Das sind die Erkenntnisse der Studie
Es ist eine schwierige Zeit, um jung zu sein. Die Gen Z in der Schweiz und neun anderen europäischen Ländern berichtet über eine schlechtere psychische Gesundheit als alle anderen Generationen. Im Vergleich zur Generation der Babyboomer bezeichnen fünfmal mehr Jugendliche der Gen Z ihre psychische Gesundheit als schlecht oder sehr schlecht. Um das zu verbessern, wünschen sich viele mehr Unterstützung vom Arbeitgeber. Bei der Wahl der Firma werden Angebote zur psychologischen Unterstützung immer wichtiger.
Laut Stéphan Eliez, Psychologie-Professor an der Uni Genf, müssen der Staat und die Unternehmen reagieren: «Geht es jungen Menschen psychisch schlecht und finden sie keine Hilfe, drohen sie den Job zu verlieren. Neben der persönlichen Tragik kommt der psychischen Gesundheit der jungen Menschen deshalb auch eine gesellschaftliche Tragweite zu.»
Darum müssen Firmen reagieren
Zentral ist für die Jugendlichen laut Eliez die Rolle des Arbeitgebers: «Gemäss der Studie achten die Jugendlichen bei der Wahl des zukünftigen Arbeitgebers immer stärker auf psychologische Betreuungsangebote und die Förderung des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit durch die Firma.» Für Eliez ist klar: «Die Firmen werden auf die Wünsche der Gen Z eingehen müssen. Unternehmen sie nichts, werden sich die zukünftigen Mitarbeitenden der Gen Z höchstwahrscheinlich für ein Unternehmen entscheiden, das ihre Bedürfnisse und Werte berücksichtigt.» Unternehmen könnten es sich nicht mehr leisten, gute Arbeitnehmende zu vergraulen. Google habe das schon vor 15 Jahren erkannt und biete diverse Extras wie Massagen, kostenloses Essen, Kinderbetreuung, Einbezug aller Mitarbeitenden in wichtige Projekte, mehr Ferien und vieles mehr. «In einer globalisierten Welt sind Mitarbeitende das wertvollste Kapital der Unternehmen. Dessen werden sie sich nach und nach bewusst, einige wohl schneller als andere.»
Rudolf Minsch, Chef-Ökonom von Economiesuisse bestätigt: «Im derzeitigen Markt können die Arbeitnehmenden wählen, wo sie arbeiten wollen. Stellen gibt es genug.» Die Firmen hätten dies erkannt und seien sehr bemüht um das Wohl der Arbeitnehmer. «Die junge Generation ist so aufgewachsen, dass sie überall ihre Meinung einbringen kann. Das wollen sie auch bei kleinen und grossen Sachen im Job, was richtig ist. Autoritäre Unternehmensführung ist meist nicht mehr zielführend.» In den letzten Jahren haben laut Mensch diverse Firmen Ombudsstellen geschaffen. «Gibt es Probleme, die das Klima oder die psychische Gesundheit der Arbeitnehmenden belasten, sind sie die richtige Anlaufstelle.» Wo möglich, gingen die Firmen weiter als das. «Klar ist aber auch: Nicht jede Firma kann neben einem guten Lohn auch noch kostenloses Essen und gratis Kinderbetreuung anbieten. Gerade KMU müssen sich oft entscheiden zwischen guten Löhnen und Vergünstigungen und Zusatzleistungen. Beides können sie sich nicht leisten.»
Eliez sagt: «Viele Firmen haben erkannt, dass sie es sich nicht mehr leisten können, dass es ihren Mitarbeitenden nicht gut geht.» Das Umdenken finde deshalb bereits statt. «Wenn grosse Firmen damit anfangen, werden andere ausserdem mitziehen müssen, weil sie es sonst schwer haben werden, gerade jüngere Mitarbeitende zu halten.» Viele Jugendliche wüssten ausserdem genau, was sie brauchten und formulierten ihre Forderungen klar (siehe drei Fragen an).
Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 17.10.2022 auf www.20min.ch