Nach der Trennung haben viele Mütter Geldsorgen. So auch Sandra (Name geändert), die heute einiges anders machen würde.
Sandra ist Architektin, Mutter von zwei Kindern und hat Geldsorgen: «Angefangen hat es damit, dass ich eines Tages merkte, dass das Konto im Minus ist», sagt sie. Sie und ihr Ex-Partner hatten stets getrennte Kassen, verheiratet waren sie nicht. Sandra zahlte von jeher vieles selber; jetzt, nach der Trennung, sei das Geld knapp. Sandra hatte wegen der Kinder stets weniger gearbeitet als ihr Ex-Partner, der ebenfalls Architekt ist. Sie arbeitete jeweils 50-60 Prozent, er immer mindestens 80 Prozent. Auf ein Haushaltskonto bezahlten Sandra und ihr Ex-Partner Geld ein – anteilsmässig zum Einkommen. Davon bezahlten sie Ausgaben für Wohnen, Essen und die Kinder. Doch den Rest, auch Arztkosten, bezahlten sie getrennt. Heute würde Sandra einiges anders machen und etwa einfordern, dass ausserordentliche Kosten, wie etwa hohe Arztkosten, gemeinsam bezahlt werden.
«Mir war Geld lange nicht so wichtig», sagt Sandra. Doch nun habe sie gemerkt, dass ihr Ex-Partner nach der Trennung finanziell deutlich besser dastehe als sie. «Er hat ein Auto, ein Ferienhaus, ein eigenes Büro.» Sie selber hingegen habe kaum etwas auf die Seite legen können, weil sie stets weniger gearbeitet und somit weniger verdient habe als er. «Das wurmt mich jetzt», sagt die Mutter. Immerhin habe sie immer gearbeitet und in die AHV, die Pensionskasse und die 3. Säule einbezahlt. Aber im Vergleich zu ihrem Mann steht sie auch im Alter schlechter da. Wegen seines höheren Einkommens konnte er etwa mehr in die Pensionskasse einzahlen.
Trennung mit finanziellen Folgen
Leider sei es oft so, dass sich solche finanziellen Unterschiede erst bei einer Trennung bemerkbar machten, sagt Olga Miler. Sie ist Geschäftsführerin und Gründerin von Smartpurse. Das Unternehmen berät Frauen in Geld- und Vorsorgefragen. Wäre sie verheiratet, stünde Sandra nach der Trennung finanziell besser da als heute. Alles Geld, das sie und ihr Partner während der gemeinsamen Zeit verdient und gespart hätten, würde dann im Normalfall beiden gehören. Auch die Pensionskassengelder würde bei einer Scheidung halbiert. Allerdings sei Heiraten nicht per se besser, sagt Olga Miler. Auch im Konkubinat könne man sich mit entsprechenden Vereinbarungen absichern. «Egal, ob verheiratet oder nicht, man müsse sich unbedingt damit befassen, was bei einer Trennung finanziell passieren könnte», sagt sie.
Frauen stehen im Alter oft schlechter da
Weil meist die Frauen mehr unbezahlte und weniger bezahlte Arbeit leisten als ihre Partner, stehen sie nach einer Trennung im Alter oft finanziell schlechter da. Eine Studie der Berner Fachhochschule aus dem Jahr 2016 zeigt: Die Renten der Männer, also AHV, Pensionskasse und 3. Säule zusammen, sind im Schnitt 37 Prozent höher als jene der Frauen. Dieser Unterschied ist fast ausschliesslich auf die viel geringeren Pensionskassenrenten zurückzuführen: Die Pensionskassenrenten der Frauen sind 67 Prozent tiefer als jene der Männer. Frauen können oft weniger in die berufliche Vorsorge einzahlen, weil sie weniger verdienen. Und Pensionskassen benachteiligen tiefe Einkommen. Unter anderem, weil erst ab einem gewissen Betrag überhaupt Pensionskassengelder angespart werden können. Dazu kommt, dass die viele unbezahlte Arbeit, die Frauen leisten, in der Pensionskasse gar nicht abgedeckt ist.
Alte Rollenbilder
Gründe, warum heute immer noch mehrheitlich die Frauen das Pensum für die Kinderbetreuung reduzieren, gibt es viele. Helena Trachsel leitet den Fachbereich Gleichstellung beim Kanton Zürich. Sie sagt, die Gesellschaft trage eine grosse Mitverantwortung: «Frauen, die mit kleinen Kindern hochprozentig arbeiten wollen, müssen sich immer noch rechtfertigen – gegenüber dem Arbeitgeber, aber auch im privaten Umfeld.» Auch scheuten sich viele Frauen davor, mit ihren Männern über die Kinderbetreuung zu verhandeln, und zwar, bevor Kinder da seien, sagt Helena Trachsel. Aber nicht nur in der Gesellschaft, auch politisch müsse sich einiges bewegen. Zum Beispiel brauche es flächendeckend Kitas, die auch bezahlbar sind. «Gerade bei tieferen Löhnen und bei mehreren Kindern macht es für Paare oft keinen Sinn, dass beide arbeiten», sagt Helena Trachsel.» Ausserdem fehle es auch an Strukturen, in denen auch Kinder ab dem Kindergartenalter den ganzen Tag betreut wären.
Teilzeitfreundliche Arbeitsbedingungen – auch für Männer
Auch die Unternehmen stünden in der Verantwortung, sagt Olga Miler von der Finanzplattform Smartpurse. Sie fordert teilzeitfreundliche Arbeitsbedingungen. «Die Unternehmen müssen klar kommunizieren, dass dies auch für Männer gilt.» Noch immer würden Männer belächelt, wenn sie Teilzeit arbeiten möchten. Da brauche es mehr Offenheit. Auch beim Wissen über Geld und Finanzplanung gibt es noch Nachholbedarf. Eine Umfrage der Finanzplattform Smartpurse vom Juli 2022 zeigt: Fast die Hälfte der befragten 2500 Frauen scheint sich mit der Finanzplanung schwer zu tun. Auch Sandra sagt von sich, dass sie wenig über Geld wusste. Unter anderem auch deshalb macht sie jetzt ein Finanzcoaching – zum Beispiel, um zu lernen, wie sie Geld anlegen und mehr fürs Alter ansparen könnte.
Pensumsreduktion: Worauf man achten muss – das sagen Expertinnen
- Verhandeln Sie mit dem Partner/der Partnerin über die Kinderbetreuung – bevor Kinder da sind. Können z.B. beide das Pensum reduzieren?
- Informieren Sie sich, was eine Pensumsreduktion und die Übernahme von unbezahlter Arbeit für finanzielle Auswirkungen hat, wenn der Partner/die Partnerin stirbt oder es zu einer Trennung kommt. Sprechen Sie darüber, wie das ausgeglichen werden kann.
- Erkundigen Sie sich, was Sie tun müssen, damit keine Vorsorgelücken entstehen.
- Das Risiko von Altersarmut können Sie reduzieren, wenn Sie nach einer Geburt schnell wieder ins Erwerbsleben zurückgehen und mindestens 3 Tage arbeiten.
Weiterlesen - ein Beitrag von Denise Joder-Schmutz erschienen am 08.09.2022 auf www.srf.ch