Teure Kinderbetreuung Kita-Krach der Wirtschaftsverbände

Der Arbeitgeberverband engagiert sich an vorderster Front für günstigere Kita-Plätze. Economiesuisse will davon nichts wissen.

Valentin Vogt (61), Patron alter Schule und Präsident des Arbeitgeberverbands, steht nicht im Verdacht, ein verkappter Linker zu sein. Umso bemerkenswerter ist sein Engagement für günstigere Kita-Plätze: Vogt ist der Kopf einer parteiübergreifenden Allianz für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Vogts Einsatz ist nicht frei von Eigennutz. Die Wirtschaft ist in Zeiten des Fachkräftemangels auf jede Mitarbeiterin angewiesen. Auch auf Mütter, von denen viele in tiefen Pensen tätig sind. Denn mancherorts kostet die Kinderbetreuung mehr, als ein höheres Pensum einbringen würde.

Gesetz soll Kosten senken

Die Bildungskommission des Nationalrats möchte das Problem angehen: mit einem Gesetz, das unter anderem die Kosten für Kita-Plätze senken soll. Das Gesamtpaket würde den Bund jährlich 570 Millionen Franken kosten; die Vernehmlassung dazu ging am Mittwoch zu Ende. Beim Arbeitgeberverband begrüsst man die Vorlage ausdrücklich.Das Gesetz sei ein «überfälliger Meilenstein», schreibt der Verband auf seiner Website. Mehr noch: Die heutigen Rahmenbedingungen zur Vereinbarung von Familie und Beruf seien «im internationalen Vergleich nachweislich ungenügend». Zwar fordern die Arbeitgeber eine Reduktion der Gelder, mit denen sich der Bund an der Finanzierung der externen Kinderbetreuung beteiligt. Insgesamt ist die Tonalität aber positiv.

Pikante Stellungnahme

Ganz anders beurteilt der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse das Gesetz. Es sei «nicht ersichtlich», inwiefern die Vorlage den Fachkräftemangel bekämpfe, heisst es in der Vernehmlassungsantwort knapp. Wenn der Bund Gelder zahle, dann nur, sofern beide Eltern ein «minimales Arbeitspensum» leisteten. Die abschlägige Stellungnahme von Economiesuisse ist pikant – denn natürlich ist dem Verband Vogts Engagement wohlbekannt. Damit konfrontiert, wiegelt Rudolf Minsch, Chefökonom bei Economiesuisse, ab. Die Differenzen zum Arbeitgeberverband seien «nicht gross», meint Minsch. Und: Man teile das Anliegen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Eine diplomatische Antwort – die den Kita-Graben zwischen den Schwesterverbänden indes nur notdürftig übertüncht.

Weiterlesen - ein Beitrag von Camilla Alabor erschienen am 11.09.2022 auf www.blick.ch

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