Kindertagesstätten sollen die Öffnungszeiten reduzieren, wenn sie Personalmangel haben. Das schlägt der Verband Kibesuisse vor. Für Eltern wäre das schwierig. Der Verband Kinderbetreuung Schweiz (Kibesuisse) empfiehlt Kitas, bei Personalmangel die Öffnungszeiten zu reduzieren, um Schliessungen zu verhindern. Das wäre ein grosses Problem für Eltern, sagt SP-Nationalrätin Min Li Marti. Eine Kinderkrippe erklärt, dass eine Reduktion der Öffnungszeiten rechtlich aus ihrer Sicht nicht möglich sei.
Mit den steigenden Fallzahlen fallen auch immer mehr Erwerbstätige aus. Das zeigt sich auch in den Kindertagesstätten, so der «Verband Kinderbetreuung Schweiz» (Kibesuisse). Die Situation in den Kitas habe sich in den letzten Wochen rasant zugespitzt. Einige Kitas hätten sogar bereits vorübergehend schliessen müssen, heisst es in einer Medienmitteilung vom Dienstagmorgen. Deshalb empfiehlt Kibesuisse den Kitas, bei akutem Personalmangel die Öffnungszeiten zu reduzieren, sodass Personal für nur eine Schicht benötigt sei. Damit wolle man Schliessungen verhindern, sagt Mediensprecherin Prisca Mattaza.
«Eine Reduktion ist das geringere Übel»
Konkret können beispielsweise die Randzeiten, also früh morgens und spät abends, reduziert werden, sodass nur Personal für eine Schicht benötigt sei, sagt Mattanza. Damit erreiche man eine gewisse Entlastung. Kibesuisse sei bewusst, dass ein solches Szenario für Eltern in Bezug auf ihre Arbeitstätigkeit sowie für Arbeitgebende eine Herausforderung darstelle, sagt Mattanza. «Doch es ist leider das geringere Übel.» Schliessungen wären viel einschneidender. Man bitte die Arbeitgebenden, aber auch die Eltern, Verständnis zu zeigen und den Kitas in diesen herausfordernden Zeiten entgegenzukommen. Der Arbeitgeberverband unterstütze die Empfehlungen des «Verbandes Kinderbetreuung Schweiz», sagt Prisca Mattanza.
«Herausforderung für Eltern»
Für SP-Nationalrätin Min Li Marti wäre eine Reduktion der Öffnungszeiten ein realistisches Szenario. «Die Omikron-Welle wird nicht nur die Kitas, sondern auch alle anderen Institutionen treffen.» Auch wenn mit der Empfehlung der Kibesuisse Schliessungen hoffentlich verhindert werden können, sei es «ein riesiges Problem für die Eltern», sagt Marti. Auch sie hoffe auf ein Entgegenkommen der Arbeitgebenden. Von den Eltern zu erwarten, die verlorene Zeit zum Beispiel im Homeoffice zu kompensieren, wäre unsinnig, sagt Marti. «Mit kleinen Kindern zu Hause ist arbeiten sozusagen unmöglich.» Marti hofft, dass gegen März 2022 die Omikron-Welle abklinge und die Eltern damit etwas entlastet würden.
Reduktion wegen Verträgen schwierig
Doch eine Reduktion der Öffnungszeiten sei gar nicht möglich, heisst es auf Anfrage bei der Kinderkrippe «Güxi» im Kanton Zürich. Allein schon aufgrund der abgeschlossenen Verträge mit den Eltern könne man das nicht machen, so eine Sprecherin der «Güxi». Auch die Kindertagesstätte «Rumpelchischtä» sagt, dass eine Reduktion der Öffnungszeiten schwierig, jedoch nicht unmöglich wäre. Dies sei von vielen Faktoren, wie zum Beispiel von der Arbeits-Flexibilität oder der Home-Office-Möglichkeit der Eltern abhängig.
Enormer administrativer Aufwand
Andererseits sei man – aufgrund dessen, dass eine Reduktion der Öffnungszeiten lediglich eine Empfehlung und kein Entscheid der höheren Instanzen ist – verpflichtet, die «verlorene Zeit» zu kompensieren, sprich das Kind an einem anderen Tag zu betreuen und so den Eltern die Kürzungen zu entschädigen. Dies belaste die Angestellten zusätzlich, heisst es weiter. Dies müsse man mit allen Eltern individuell besprechen. Dies bedeute einen enormen zusätzlichen administrativen Aufwand für die Angestellten, die eigentlich die Kinder betreuen müssten. Die Sprecherin der «Rumpelchischtä» betont, dass man auf die Flexibilität und Solidarität der Eltern angewiesen sei. Nur so könne man vorübergehende Schliessungen verhindern. Das betont auch die Kibesuisse.
Weiterlesen - ein Beitrag von Nicolas Meister erschienen am 11.01.2022 auf www.20min.ch