Eine Covid-Erkrankung verringert die Bereitschaft von Jugendlichen aus unterprivilegierten Familien, anderen Menschen zu vertrauen, mit ihnen zu kooperieren, ihnen zu helfen. Corona zeigt also einen negativen Einfluss auf die sogenannte Prosozialität. Unterschiede in der Prosozialität zwischen besser und weniger gut gestellten Jugendlichen seien zwar nichts Neues, meint Matthias Sutter: «Das ist auch schon längst vor der aktuellen Pandemie nachgewiesen worden. Weil die Prosozialität für das Arbeitsleben später so wichtig ist, gibt es Überlegungen; wie kann man diese Schere schliessen?» Doch Corona habe diese Bemühungen praktisch zunichtegemacht. Die Unterschiede in der Sozialität seien im Gegenteil aufs Dreifache angewachsen.
Das Misstrauen wächst
Die Effekte haben die Studienautoren experimentell gemessen. Zum Beispiel an der Frage, wie stark man anderen vertraut – mithilfe einer virtuellen Spielsituation: «Ich gebe jemand anderem etwas rüber, das wird verdoppelt und dieser kann etwas zurückgeben. Wenn ich nicht darauf vertraue, dass mir jemand auch mal einen Vertrauensvorschuss zurückzahlt, dann sollte ich gar nichts hergeben. Stattdessen sollte ich alles für mich behalten.» Genau dies sei bei den sozial benachteiligten Jugendlichen passiert, so Matthias Sutter. Sie misstrauten den anderen. In den Versuchen waren sie auch kaum bereit, mit anderen zusammenzuarbeiten oder Geld zu spenden.