Covid-19-Pandemie: Lebensbedingungen verschlechtern sich vor allem bei Jungen und Personen mit niedrigen Einkommen

Die Covid-19-Pandemie wirkte sich in der ersten Hälfte des Jahres 2021 nur wenig auf die allgemein hohe Zufriedenheit mit den persönlichen Beziehungen und dem eigenen Gesundheitszustand aus. Dennoch waren 11,3% der Bevölkerung aufgrund der Pandemie mit Einkommenseinbussen konfrontiert; insbesondere jene, die schon vor der Krise benachteiligt waren. Vor allem Junge berichten von einem negativen Einfluss der Covid-19-Pandemie auf ihre Stimmungslage. Dies zeigen die neuesten Ergebnisse des Bundesamtes für Statistik (BFS) anhand experimenteller Daten der Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) 2021.

20% der Bevölkerung lebten in der ersten Hälfte des Jahres 2021 in einem Haushalt, dessen gesamtes Einkommen nach eigener Einschätzung in den letzten 12 Monaten gesunken ist. Mehr als die Hälfte davon (11,3%) gaben die Covid-19-Pandemie als Begründung hierfür an. Die Pandemie führte besonders häufig zu Einbussen bei Personen, die im Bereich Gastgewerbe und Beherbergung tätig sind (35,5%), sowie bei Personen mit niedrigen selbsteingeschätzten Einkommen (19,5%) und auch bei ausländischen Personen (16,7%). Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung oder im Bereich Erziehung und Unterreicht waren dagegen weniger betroffen (4,2% bzw. 8,2%).

Dennoch nahm der Anteil Personen, die leicht oder sehr leicht über die Runden kommen, zwischen 2019 und 2021 von 48,4% auf 57,9% zu, was sich neben einem allgemeinen Rückgang des Konsums unter anderem auch mit einem häufigeren Verzicht auf Freizeitaktivitäten (z.B. Restaurantbesuche, Sport oder kulturelle Aktivitäten) in dieser Zeitspanne erklären lässt.

Stimmungslage besonders bei den Jungen verschlechtert

Die Gesundheitskrise hat auch negative Folgen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz: 40,2% gaben in der ersten Hälfte des Jahres 2021 an, dass sich die Covid-19-Pandemie negativ auf ihre Stimmungslage ausgewirkt hat. Der Anteil war besonders hoch bei Personen zwischen 16 und 24 Jahren (55,1%), Personen mit einer tertiären Ausbildung (44,8%) und den Personen mit einem höheren selbsteingeschätzten Einkommen (45,1%). Dagegen hatte die Gesundheitskrise weniger negative Auswirkungen auf die Stimmungslage der Personen in dünn besiedelten Gebieten (36,4%) und Personen über 65 Jahren (26,0%).

Knapp die Hälfte der Bevölkerung konnte von Zuhause aus arbeiten

Fast 50% der erwerbstätigen Bevölkerung hatten seit Beginn der Pandemie immer oder zumindest zeitweise die Möglichkeit, Zuhause zu arbeiten. Aber auch hier zeigen sich grosse Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen. Während 67,7% der Personen mit Tertiärabschluss und 72,3% der Personen mit höherem selbsteingeschätzten Einkommen deutlich häufiger immer oder zeitweise im Homeoffice arbeiten konnten, war dies nur bei 39,9% der ausländischen Staatsbürgerinnen und -bürger, bei 31,7% der Personen mit einem niedrigen selbsteingeschätzten Einkommen und bei 16,6% der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung der Fall.

Arbeitsplatzsicherheit wieder gestiegen

Zu Beginn der Gesundheitskrise wurden aber auch Sorgen bezüglich der künftigen finanziellen Situation geäussert, insbesondere eine deutlich geringere Arbeitsplatzsicherheit. Nach einem starken Rückgang der subjektiven Einschätzung der Arbeitsplatzsicherheit während des partiellen Lockdowns im Jahr 2020 ist diese 2021 wieder gestiegen: Der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung, die das Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren, als sehr gering einschätzt, stieg von 53,5% während des partiellen Lockdowns auf 60,5% im Jahr 2021 an, blieb jedoch signifikant unter dem Niveau von 2019 (64,6%). 

Die subjektive Arbeitsplatzsicherheit erlangte bei den Personen mit Schweizer Nationalität, Tertiärabschluss und einem hohen selbsteingeschätzten Einkommen beinahe wieder das Niveau von vor der Gesundheitskrise. Dagegen wurde dieses Niveau bei den Personen mit ausländischer Nationalität, den französischsprachigen Personen und den Personen mit einem niedrigen selbsteingeschätzten Einkommen deutlich nicht wieder erreicht.

Zufriedenheit ging bisher nur leicht zurück 

Seit Beginn der Gesundheitskrise nahm der Anteil Personen, die sich ständig oder häufig glücklich fühlen, signifikant ab und betrug in der ersten Jahreshälfte 2021 noch 73,9% (gegenüber 79,2% vor dem partiellen Lockdown 2020). In der gleichen Zeit sank der Anteil Personen mit einer sehr hohen Zufriedenheit mit dem jetzigen Leben von 40,7% auf 36,6%. Dagegen veränderte sich die allgemein hohe Zufriedenheit mit den persönlichen Beziehungen und dem wahrgenommenen Gesundheitszustand der Bevölkerung in der Schweiz kaum.

Vertrauensgewinn in die Politik flacht 2021 leicht ab

Das Vertrauen der Bevölkerung in das politische System ist in der Anfangszeit der Covid-19-Pandemie deutlich gestiegen. Der Anteil Personen mit hohem oder sehr hohem Vertrauen in das politische System in der Schweiz stieg von 47,5% vor dem partiellen Lockdown auf 54,0% während des partiellen Lockdowns an. Dieser Vertrauensgewinn in das politische System flachte im ersten Halbjahr 2021 zwar wieder leicht ab, blieb aber auf einem höheren Niveau als noch vor dem Beginn der Gesundheitskrise.

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