In der Schweiz ist die klassische Familie kein Auslaufmodell: Ein Drittel der Privathaushalte haben eine traditionelle Papa-Mama-Kind-Struktur und 81 Prozent der Kinder leben in einer Erstfamilie. Finanziell nicht rosig sieht es für Alleinerziehende aus: 23 Prozent haben Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen. Nur drei Viertel der Alleinerziehenden und 78 Prozent der Singles bezeichnen sich als gesund.
Diese Erkenntnisse sind Teil der neu zusammengestellten Zahlen zur Familienstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS), die am Dienstag publiziert worden sind. Bei den Alleinerziehenden – überwiegend Mütter – beziehen überdurchschnittlich viele auch Sozialhilfe, nämlich 20 Prozent. Zum Vergleich: Von den Paaren mit Kindern sind 13 Prozent auf Stütze angewiesen, von kinderlosen Paaren nur sieben Prozent.
Armut und Einsamkeit machen krank
Die Familie ist ein mächtiger Wellness-Faktor: So bezeichnen sich laut BFS-Familienstatistik nur drei Viertel der Alleinerziehenden und 78 Prozent der Singles als gesund bis sehr gesund. Personen in Paarbeziehungen mit Kindern sind zu 83 Prozent mit ihrer Gesundheit zufrieden oder sehr zufrieden. Interessant: Paare ohne Kinder fühlen sich etwas weniger oft völlig gesund (81 Prozent) als Paare mit. Ergo: Kinder halten fit, allerdings nur, wenn auch die anderen Lebensumstände stimmen.
Bezüglich Familienbildung bestätigt sich das Klischee, dass katholische Familien stabiler sind als protestantische: In Uri, Schwyz und Appenzell Innerrhoden gibt es schweizweit am meisten Ehepaar-Haushalte mit Kindern. Die übrigen Innerschweizer Kantone sowie Thurgau, St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden haben ebenfalls einen hohen Anteil an Erstfamilien mit Kindern. Waadt und Neuenburg dagegen liegen mehr als zehn Prozentpunkte unter dem Landesschnitt.
Tradition hat auch ihre Schattenseiten: So bleibt die Kindererziehung in der Schweiz immer noch nach alter Sitte an den Müttern hängen. «Papa Vollzeit, Mama Teilzeit» heisst es in der Hälfte der Familien mit Kindern unter vier Jahren. Der Anteil Teilzeit erwerbstätiger Frauen in Paarbeziehungen liegt 10, der von Singlefrauen sogar 19 Prozentpunkte tiefer als bei Familienmüttern.
Dabei würden 40 Prozent der Mütter es vorziehen, wenn beide Elternteile Teilzeit arbeiten würden. Stattdessen haben 78 Prozent der Mütter Teilzeitpensen, aber nur 12 Prozent der Väter. Eine gleichberechtigte Verteilung bringt nur jedes zehnte Paar zustande.
Überdurchschnittlich hilfreiche Grosseltern
Etwas mehr als ein Drittel der Kinder unter drei Jahren geniessen eine formelle Ausser-Haus-Betreuung. Das entspricht dem europäischen Durchschnitt von 35 Prozent. Überdurchschnittlich viele Schweizer Kleinkinder werden ausserhalb von Institutionen betreut – von Grosseltern, anderen Privatpersonen oder Tagesmüttern, nämlich 40 Prozent; im europäischen Durchschnitt sind es nur 28 Prozent.
Und das Familienleben endet nicht, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Für viele beginnt dann die Pflege der Eltern: Fast jede und jeder Fünfte (18 Prozent) kümmert sich laut BFS-Familienstatistik mindestens einmal pro Woche um eine gebrechliche Person, bis zur eigenen Pensionierung sind das meist die Eltern oder Schwiegereltern, danach Freunde und Nachbarn.
Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 11.05.2021 auf www.srf.ch