Die Corona-Fallzahlen steigen bei Kindern in den letzten Tagen und Wochen an – vor allem in Deutschland, aber auch in der Schweiz. Liegt es an den Virus-Mutationen? Für SRF-Wissenschaftsjournalistin Katrin Zöfel können mehrere Faktoren solche Entwicklungen hervorrufen.
SRF News: Gerade bei Kindern steigen die Corona-Zahlen stark, bei den Jüngsten bald stärker als in der zweiten Welle. Worin liegen die Gründe?
Katrin Zöfel: Hinter solchen Entwicklungen können immer mehrere Faktoren stecken und oft ist es schwer, diese Faktoren auseinander zu halten. Die Befürchtung, dass die britische Variante B117, die insgesamt um etwa 50 Prozent ansteckender ist, zu mehr Fällen unter Kindern führen könnte, gab es unter Forschern schon im Dezember 2020.
Einzelne Studien sehen für B117 eine bessere Übertragbarkeit unter Kindern, andere nicht – das Bild ist uneinheitlich.
Inzwischen gibt es auch die Beobachtung, dass in den USA, in Israel, aber auch in Deutschland und der Schweiz die Infektionen unter Kindern und Jugendlichen steigen. Ob das wegen der britischen Variante passiert oder nicht, ist damit aber noch nicht bewiesen. Einzelne Studien sehen für B117 eine bessere Übertragbarkeit unter Kindern, andere nicht – das Bild ist uneinheitlich. Auch kann es sein, dass die vermehrten Tests in Schulen bisher unentdeckte Fälle aufdecken, allerdings ist fraglich, wie sehr das ins Gewicht fällt.
Welche Kinder sind gefährdeter: Kleinkinder oder solche, die in die Primar- oder Mittelstufe zur Schule gehen?
Das hat für die neue Variante B117 bis noch niemand wirklich gut untersucht. Grundsätzlich gilt bisher bei Corona, dass die Anfälligkeit mit dem Alter zunimmt. Das kann daran liegen, dass bei Kindern die Immunabwehr durch Corona-ähnliche Viren, die bei Kindern ja laufend Erkältungen auslösen, ohnehin gut auf Corona-Abwehr eingestellt ist. Ein Effekt, der mit zunehmendem Alter nachlässt.
Ansteckungen kann man mit Kita- und Schulschliessungen natürlich gut verhindern, aber der Preis ist hoch.
Was können breite Tests bewirken?
Je mehr getestet wird, umso mehr Fälle werden früh erkannt, also rechtzeitig bevor sie lange Infektionsketten in Gang setzen können. Das heisst: konsequentes, breites Testen senkt effektiv die Zahl von Infektionen, das gilt für alte und neue Virusvarianten gleichermassen.
Welche Testvarianten eignen sich am besten für Schulen?
Es gibt für Kinder geeignete Schnelltests, bei denen es nur einen Nasenabstrich im vorderen Nasenbereich braucht. Deren Ergebnis kann man direkt nach 15 Minuten auf dem Teststreifen ablesen. Eine Alternative sind Spucktests. Sie sind sensitiver, das heisst man übersieht mit ihnen weniger Infektionen. Allerdings müssen diese Tests im Labor ausgewertet werden, es dauert also länger bis das Ergebnis da ist.
Würden Kita- und Schulschliessungen mehr Erfolg bringen?
Kita- und Schulschliessungen sind ein ziemlich radikales Mittel. Ansteckungen kann man so natürlich gut verhindern, aber der Preis ist hoch. Ob B117 unter Kindern und Jugendlichen soviel ansteckender ist, dass Schliessungen oder vermehrt Wechselunterricht nötig werden, kann man jetzt noch kaum abschätzen.
Weiterlesen - ein Beitrag von Alexandros Koulouris erschienen am 24.03.2021 auf www.srf.ch