Gender Gap Report des WEF: Die Corona-Krise verzögert den Fortschritt bei der Geschlechtergleichstellung um Jahrzehnte. Wieso die Pandemie Frauen am meisten getroffen hat.
Das Corona-Jahr 2020 hat die Gleichstellung von Frauen und Männern um Jahrzehnte zurückgeworfen. Das geht aus dem Gleichstellungsindex des WEF hervor. Die Schweiz verbesserte sich allerdings deutlich und stieg in die Top Ten auf. Schon 2019 rechnete das WEF damit, dass es bei gleichbleibenden Trends 95 Jahre bis zu Gleichstellung dauern würde. Nach den verheerenden Entwicklungen des Corona-Jahres sind es nun 135,6 Jahre. Frauen seien weiter mit Hürden im Wirtschaftsleben und bei der politischen Beteiligung konfrontiert. Es bleibe für viele eine Herausforderung, mit Familie im Berufsleben zu bleiben.
Die Pandemie habe Frauen besonders getroffen, weil sie überdurchschnittlich in Branchen tätig seien, die von Einschränkungen betroffen gewesen seien, so das WEF. Zudem seien Haushalt sowie Kinder- oder Seniorenbetreuung überproportional an Frauen hängen geblieben. Deshalb seien mehr Investitionen im Pflegebereich nötig. Die Politik müsse sicherstellen, dass Männer und Frauen gleichermassen Pflegeaufgaben übernehmen könnten. Es müsse mehr Weiterbildung für Frauen im mittleren Abschnitt ihrer Karriere geben und Vorgaben, die Diskriminierung bei Anstellung und Beförderung verhindern.
Weiterer Nachholbedarf in der Schweiz
Zum zwölften Mal in Folge blieb Island an der Spitze der weltweiten Rangliste der Geschlechtergleichheit. Dahinter folgen Finnland, Norwegen, Neuseeland und Schweden, dann Namibia, Ruanda, Litauen und Irland. Litauen machte dabei einen Riesensprung vom 25. Rang im letzten auf den 8. Rang in diesem Jahr. Die Schweiz vervollständigt die Top 10 und verbesserte sich damit um acht Plätze. Dieses Ergebnis ist vor allem auf die Fortschritte auf politischer Ebene und insbesondere auf die Erhöhung der Anzahl der ins Parlament gewählten Frauen zurückzuführen. Bei der beruflichen Teilhabe und den wirtschaftlichen Chancen hat die Schweiz noch Nachholbedarf und fällt um fünf Plätze auf Rang 39. Der Bericht verweist auf die geringe Zahl weiblicher Führungskräfte, die Tatsache, dass viel mehr Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten, und die unzureichende Dauer von Mutter- und Vaterschaftsurlaub. Bei der Bildung liegt die Schweiz auf Platz 80, bei der Gesundheit auf Platz 128.
Weiterlesen - ein Beitrag publiziert am 31. März 2021 auf www.tagesanzeiger.ch