Homeoffice ist in allen Bereichen Pflicht, in denen es mit verhältnismässigem Aufwand möglich ist: Diese Weisung erliess der Bundesrat im Januar. Ziel war es, die Mobilität der Bevölkerung und damit das Risiko, sich mit Corona anzustecken, zu reduzieren. Der «Homeoffice-Zwang» stiess gerade bei Wirtschaftsvertretern auf Kritik. Jetzt zeigt eine repräsentative Umfrage von Comparis, dass die Verschärfung der Homeoffice-Empfehlung offenbar wenig zusätzliche Firmen und Arbeitnehmende dazu animierte, die Arbeit von zu Hause aus zu forcieren.
Trotz Homeoffice-Pflicht gab es laut der Befragung nur eine leichte Zunahme der Heimarbeit. Nur 50,9 Prozent der Erwerbstätigen arbeiteten mehr als einen halben Tag pro Woche zuhause. Das sind nur knapp neun Prozentpunkte mehr gegenüber 2019 (42,2 Prozent der Erwerbstätigen). Der Anteil der Erwerbstätigen, die mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit daheim verbringen, ist um 16 Prozentpunkte angestiegen (37,3 gegenüber 21,4 Prozent). Die Resultate basieren auf einer Befragung von 1018 Personen im Februar (siehe Grafiken oben). «Diese Zahlen belegen, dass nach wie vor viele zur Arbeit pendeln», sagt Comparis-Immobilienexperte Frédéric Papp. Einen nachhaltigen Homeoffice-Boom sehe er deshalb nicht. Das zeige auch das Mobilitäts-Monitoring Covid-19. Der Anteil der zu Arbeitszwecken zurückgelegten Mobilität sei trotz Homeoffice-Pflicht deutlich höher als während des ersten Lockdowns ohne Homeoffice-Pflicht. «Das hat auch damit zu tun, dass im Vergleich zum ersten Lockdown in der zweiten Welle deutlich mehr Bereiche offen haben», sagt Papp.
Die Befragung zeigt weiter, dass sich beim Homeoffice ein Graben auftut: Je besser die Ausbildung, desto mehr Zeit verbringt man im Homeoffice. 26 Prozent derjenigen, die über einen hohen Bildungsabschluss verfügen, sind zu 90 oder 100 Prozent im Homeoffice. Bei jenen mit niedrigem und mittleren Bildungsgrad sind es nur 10,5 Prozent. Ein ähnliches Bild zeige sich bei den Einkommen: Personen mit einem Brutto-Haushaltseinkommen von über 8’000 Franken arbeiteten eher zu 90 Prozent oder mehr von zuhause aus als Personen zwischen 4’000 und 8’000 Franken oder bis 4’000 Franken Einkommen. «Gut ausgebildete Personen mit hohen Einkommen können ihren Arbeitsalltag in der Regel flexibler gestalten und sind somit weniger abhängig von einem fixen Arbeitsplatz», erklärt Papp. Gar nicht im Homeoffice arbeiten laut Befragung derzeit 45,9 Prozent. Dieser Anteil ist nur wenig kleiner als vor der Corona-Pandemie mit 51,6 Prozent. Es seien auch hier überwiegend Personen mit niedrigem und mittlerem Bildungsniveau und Einkommen von bis 4’000 Franken oder 4’000 bis 8’000 Franken, schreibt der Comparis-Experte. Es zeige sich auch ein Gender-Gap. Frauen arbeiteten deutlich häufiger am Arbeitsplatz als Männer (40,4 vs. 51,9 Prozent). «Frauen arbeiten im Vergleich zu Männern eher in Teilzeit und in Berufen, die eine physische Präsenz erfordern», erklärt Papp.
Weiterlesen - ein Beitrag von Pascal Michel erschienen am 15.03.2021 auf www.20min.ch