Studie von Pro Familia Schweiz und Empiricon AG zur Arbeitszufriedenheit von Frauen und den Anreizen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung

Medienmitteilung vom 24.05.2020

Pro Familia Schweiz und die Empiricon AG haben eine Umfrage mit einer Stichprobe von 500 erwerbstätigen Frauen aus der Schweiz – mit jeweils einem oder mehreren Kindern – durchgeführt. Ziel der Umfrage war es, zu untersuchen, wie zufrieden die Frauen mit ihrer gegenwärtigen Situation sind, inwieweit sie ihren Beschäftigungsgrad erhöhen wollen und unter welchen Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen, dass – auch wenn die Frauen mit ihrer aktuellen Situation zufrieden sind – sie ihren Beschäftigungs­grad erhöhen möchten, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen wären besser (gilt für 70 % von ihnen).

Drei Viertel der Frauen haben aufgrund der Mutterschaft ihren Beschäftigungsgrad reduziert. 63 % der Frauen sind mit dieser Reduktion zufrieden, 20 % möchten ihren Beschäftigungsgrad weiter senken und lediglich 17 % möchten ihn erhöhen.Andererseits, wären alle Rahmenbe­dingungen erfüllt, um die berufliche Arbeit von Müttern zu erleichtern, so würden 70 % gerne ihren Beschäftigungsgrad erhöhen und 32 % würden zu 70 % oder mehr bzw. 17 % würden zu 60 % arbeiten.

Als wir die Frauen nach den Gründen für den aktuellen Beschäftigungsgrad befragt haben, waren die vier häufigsten Antworten:

1. Ich möchte finanziell unabhängig sein.
2. Ich möchte meine Kinder mehrheitlich selber betreuen.
3. Ein Einkommen allein reicht nicht aus; heute müssen beide Elternteile arbeiten.
4. Es mangelt an zahlbaren Kinderbetreuungsstrukturen.


Die vier Hauptgründe, damit die Frauen ihren Beschäftigungsgrad erhöhen würden, sind:

1. Eine Reduktion der Kinderbetreuungskosten.
2. Eine Flexibilisierung des Arbeitsorts (Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten).
3. Ein grösserer finanzieller Anreiz.
4. Eine geringere Arbeitsbelastung bei der Kombination von Hausarbeit, Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit.


Bei den anderen erzielten Ergebnissen ist zu beobachten, dass die Zufriedenheit mit dem Be­schäftigungsgrad – je nach Ausbildungsniveau – degressiv ist. Sie liegt vor allem bei Frauen, die nur die obligatorische Schule besucht haben, unter dem Durchschnitt. Entgegen den Erwartungen wollen Frauen mit tertiärer Bildung ihren Beschäftigungsgrad senken. Dieser Anteil – also der Wunsch den Beschäftigungsgrad zu reduzieren – ist im Tessin grösser als in der Deutsch- oder der Westschweiz, in Städten grösser als auf dem Land und auch grösser, wenn das Kind zwischen 0 und 6 Monaten alt ist.

Der Wunsch, den Beschäftigungsgrad zu erhöhen, falls die Rahmenbedingungen besser wä­ren, korreliert mit der Ausbildungsquote. Bei Frauen mit einer höheren Bildung ist er grösser. Es gibt ein Potenzial an Frauen mit höherer Bildung, die bereit wären, ihre Erwerbsquote auf maximal 80 % zu erhöhen. Auf der anderen Seite wären nur wenige bereit, 100 % zu arbeiten. Dieser Prozentsatz derer, die die Erwerbsquote erhöhen wollen, ist in der Westschweiz höher als in den beiden anderen Sprachregionen.

Der aktuelle Beschäftigungsgrad hängt zwar vom Alter der Kinder ab, wird aber auch von anderen Faktoren beeinflusst. Je gebildeter die Person ist, desto höher ist ihr Beschäftigungs­grad. Die Beschäftigungsquote ist in der Westschweiz und im Tessin höher als in der Deutschschweiz und bei Frauen die in der Stadt leben, höher als auf dem Land.

Schlussfolgerungen

Im Allgemeinen sind Frauen mit Kindern mit ihrer Beschäftigungssituation zufrieden. Dieser Punkt muss jedoch relativiert werden: Falls die Rahmenbedingungen besser wären, so dass Frauen mehr Zeit zur Verfügung hätten (z.B. infolge tieferer Kosten für die externe Kinderbe­treuung, Möglichkeiten von zu Hause aus zu arbeiten oder infolge grösserer finanzieller Anreize und weniger Verantwortung für Hausarbeit und Kinder), wären 70 % der Frauen mit Kindern bereit, sich stärker am Arbeitsmarkt zu beteiligen. Dieses grössere Engagement zeigt sich eher bei Frauen mit tertiärem Bildungsabschluss und in der Westschweiz. Ein Beschäfti­gungsgrad zwischen 80 und 100 % ist nicht beliebt. Das maximale Steigerungspotenzial liegt bei einem Beschäftigungsgrad von bis zu 80 %. Andererseits wären Frauen mit tertiärer Bildung heute eher geneigt, ihren Beschäftigungsgrad zu senken, weil die Rahmenbedingun­gen nicht erfüllt sind.

Medienmitteilung vom 24.05.2020
Bericht Grafiken
Artikel in der NZZ am Sonntag vom 24.05.2020 (zahlpflichtig)

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