1,8 Millionen Schweizer wollen nach der Krise weiter zu Hause arbeiten

Ein Beitrag von Barbara Scherer erschienen am 06.05.2020 auf www.20min.ch

Viele Unternehmen mussten im Lockdown auf Homeoffice umstellen. Den Arbeitnehmern gefällts: Drei Viertel würden gerne weiterhin von zu Hause aus arbeiten. Trotzdem bieten nur wenige Firmen Stellen mit Homeoffice an. Darum gehts: Wegen Corona mussten viele Firmen auf Homeoffice umstellen. Aber nur rund 1 Prozent der offenen Stellen bietet die Möglichkeit für Homeoffice an. Dabei würden drei Viertel der Schweizer gerne weiterhin zu Hause arbeiten. Laut Experte gehört Homeoffice in Zukunft sowieso zur Normalität.

Das Coronavirus hat die Schweizer Arbeitswelt radikal verändert: Von heute auf morgen mussten viele Unternehmen wo möglich auf Homeoffice umstellen. Trotzdem gehört das Arbeiten von zu Hause aus noch nicht zum Standard. Nur rund 1 Prozent der ausgeschriebenen Stellen bietet die Möglichkeit für Homeoffice an, wie eine Untersuchung der Firma Jobchannel zeigt.

Von aktuell 180’000 offenen Stellen in der Schweiz bieten nur 1500 Homeoffice an. Dabei möchten fast drei Viertel der Schweizer auch nach der Corona-Krise zu Hause arbeiten können. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und der Zürcher Hochschule ZHAW.

Produktiver im Homeoffice

Hochgerechnet auf den Schweizer Arbeitsmarkt können und wollen über 1,8 Millionen Schweizer im Homeoffice arbeiten. Das sei nicht erstaunlich, sagt Personalexperte Michel Ganouchi: «Viele Arbeitnehmer haben in der Krise gelernt, von zu Hause aus zu arbeiten, und dabei gemerkt, welche Vorteile das hat.»

Viele Menschen würden zu Hause effizienter und produktiver arbeiten. «Natürlich gibt es auch Leute, die Mühe haben im Homeoffice.» Gerade für Eltern mit Kindern im Homeschooling könne das Arbeiten zu Hause schwierig werden.

Auch würde gewissen Personen das technische Equipment fehlen. «Wer einmal richtig ausgestattet ist und sich organisiert hat, merkt aber rasch, dass beim Homeoffice mehr Freizeit bleibt, weil der Arbeitsweg wegfällt.»

Firmen mit Homeoffice sind attraktiver

Bei vielen Berufen gehöre Homeoffice in Zukunft mit dazu. Davon ist der Personalexperte überzeugt. «Einige Tage pro Woche zu Hause arbeiten wird in Berufen, bei denen ortsunabhängig gearbeitet werden kann, zur Normalität werden», sagt Ganouchi.

Den Arbeitgebern empfiehlt der Experte deshalb, die Möglichkeit für Homeoffice in Stellenbeschreibungen zu erwähnen. Damit würden Firmen attraktiver für Arbeitnehmer werden. Zudem würden sich Unternehmen auch einen Vorteil bei der Suche nach gut qualifiziertem Personal verschaffen.

Führungskräfte müssen sich anpassen

Dass viele Firmen trotzdem kein Homeoffice anbieten, liege daran, dass Arbeitgeber einen Kontrollverlust fürchten. «Die Mitarbeiter können dann natürlich nicht mehr so gut überwacht werden», sagt Ganouchi. Führungskräfte müssen sich beim Homeoffice anpassen und lernen, die Mitarbeiter aus der Ferne zu leiten. Eine derartige Vertrauenskultur müsse sich oft erst aufbauen und etablieren.

Die aktuelle Situation beweise aber, dass Arbeiten von zu Hause aus bei den meisten Firmen möglich sei. «Ich bin deshalb überzeugt, dass die Corona-Krise einen nachhaltigen Effekt auf unsere Arbeitswelt haben wird», so Ganouchi.

Auch seien weitere Pandemien in Zukunft nicht auszuschliessen. Unternehmen mit der Möglichkeit für Homeoffice wären bei einer nächsten Krise dann klar im Vorteil.

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