Krankenkassenprämien: Jeder 20. landet auf der schwarzen Liste

Im Tessin können jedes Jahr bis zu 7000 Personen ihre Krankenkassen-Rechnung nicht mehr zahlen – und erhalten nur noch im Notfall medizinische Hilfe. Auch in anderen Kantonen wird die schwarze Liste mit Prämiensündern immer länger.

Die Zahl der Menschen, die ihre Krankenkassen-Rechnung nicht mehr zahlen können, steigt. In den Kantonen Tessin, Thurgau, Aargau und Luzern stehen so viele Menschen wie noch nie auf der schwarzen Liste, wie die Zeitungen von Tamedia berichten. Für die Betroffenen bedeutet das, dass die Krankenkasse nur noch im Notfall zahlt. Am höchsten ist die Zahl der Prämiensünder im Tessin. Jede 20. Person im Südkanton steht inzwischen bei der Kasse in der Kreide. Jedes Jahr werden laut der Sozialversicherungsanstalt des Kantons 6000 bis 7000 Personen zahlungsunfähig. Auch in den anderen Kantonen, die noch schwarze Listen führen, werden diese jährlich länger. Wobei die Zunahme deutlich kleiner ist als im Tessin.

Hohe Prämien, tiefe Löhne

Ein Grund für den Negativrekord im Tessin dürfte sein, dass die Prämien dort extrem hoch sind. 430 Franken zahlt eine Tessinerin oder ein Tessiner im Mittel jeden Monat. Nur in Basel-Stadt und Genf sind die mittleren Prämien noch höher. Zum Vergleich: Appenzeller müssen im Mittel gerade einmal 246 Franken berappen. Dies wiederum liegt mitunter daran, dass im Tessin anteilsmässig am meisten Seniorinnen und Senioren leben. Im Kanton sind ausserdem überdurchschnittlich viele arme Menschen zu Hause und die Löhne sind tiefer als im Rest der Schweiz. «Dass im Tessin so viele Menschen die Krankenkassenprämie nicht bezahlen können, erstaunt mich angesichts dieser Umstände nicht», sagt der Tessiner SP-Nationalrat Bruno Storni (69) gegenüber den Tamedia-Zeitungen.

Umstrittene Praxis

Schwarze Listen säumiger Prämienzahlender sind umstritten. Viele Kantone haben sie in den vergangenen Jahren abgeschafft. Die Liste habe keine abschreckende Wirkung, so ein Argument. Zudem kann sie tragische Folgen haben. Im Kanton Graubünden ist Ende 2017 ein Mann an einer Begleiterkrankung von Aids gestorben – die Krankenkasse hatte sich, weil er auf der schwarzen Liste stand, geweigert, eine Therapie zu zahlen. Besonders in der Kritik stand, wenn Kindern die medizinische Behandlung verweigert wurde. Der Thurgau war der letzte Kanton, der auch Minderjährige auf der schwarzen Liste führte. Seit 2020 ist das nicht mehr der Fall. Anläufe linker Politiker, schwarze Listen für Prämiensünder schweizweit komplett zu verbieten, sind bisher gescheitert. 

Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 12.02.2024 auf www.blick.ch

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