Hohe Mieten – Schweizer fühlen sich gezwungen, zusammenzuziehen

Die Mieten sind stark rauf. Viele Menschen in der Schweiz gründen darum nun Haushalte mit drei oder mehr Personen, wie eine neue Studie zeigt. Die Wohnungsknappheit hat sich in der Schweiz verschärft. Viele Menschen wohnen darum nun in Haushalten mit drei oder mehr Personen. Neue WGs sind nicht der einzige Grund dafür – Jugendliche ziehen auch zurück ins Elternhaus.

Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen, dass die Menschen in der Schweiz anstatt alleine zu wohnen vermehrt zusammenziehen: Die Zahl der Menschen in neu gebildeten Haushalten, die drei oder mehr Personen umfassen, hat letztes Jahr mit plus 29’000 so stark zugenommen wie seit 2016 nicht mehr. Kleinhaushalte mit ein oder zwei Personen verzeichneten zwar immer noch das stärkste Wachstum, aber die Tendenz sei trotz des Bevölkerungswachstums sinkend, heisst es in der Herbstausgabe des Immo-Monitorings von Wüest Partner. Der Grund dafür sei wohl die zunehmende Wohnungsknappheit in der Schweiz.

Nicht nur klassische WGs

Wie viele dieser neu gegründeten Grosshaushalte klassische Wohngemeinschaften (WGs) sind, könne man noch nicht sagen, wie Robert Weinert, Partner und Head of Research des Unternehmens, auf Anfrage mitteilt. Wegen der hohen Mieten komme es nun auch öfters vor, dass Jugendliche zurück zu ihren Eltern ziehen. Zudem gebe es viele junge Familien mit Kindern, die neue Haushalte gründen. Auch die Zuwanderung sorge dafür, dass Haushalte mit drei oder mehr Personen zunehmen: Wer in der Schweiz Arbeit gefunden hat, ziehe häufiger mit anderen Personen zusammen. Am meisten neue grosse Haushalte gebe es in Agglo-Gemeinden. In den Städten sei die WG-Dichte dagegen schon lange hoch, auch wegen des besonders knappen Wohnraums.

Darum ziehen Menschen zusammen

Laut Wüest Partner ziehen viele nicht freiwillig in die grösseren Haushalte: Die Bevölkerung sei «vermehrt dazu gezwungen». Die Gesellschaft setze auch nicht auf mehr Gemeinschaftlichkeit, es gebe andere Gründe:

  • Steigende Mieten
    Gemäss dem neuen Angebotsmietpreisindex von Wüest Partner sind die Mieten zwischen Mitte 2022 und Mitte 2023 qualitätsbereinigt um etwa 3,5 Prozent gestiegen. Im Wallis und Graubünden sowie rund um den Zürichsee und in der Innerschweiz war der Mietpreishammer am grössten.

  • Weniger Neubauten
    Die Zahl der neubaubewilligten Mietwohnungen ist im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre schweizweit um 9,5 Prozent gesunken.

  • Veränderte Nachfrage
    Die Knappheit veranlasse die Menschen dazu, ihre Nachfrage nach Wohnraum zu reduzieren. Zwischen 2017 und 2020 sei die Wohnungsauswahl noch gewachsen, damals habe sich gezeigt, dass ein Teil der Schweizer Bevölkerung gerne anders wohnen würde – nun sei das Angebot dafür schlicht zu knapp.

  • Es gibt kaum noch leere Wohnungen
    Am 1. Juni waren nur gerade 1,15 Prozent aller Wohneinheiten in der Schweiz unbesetzt, was klar unter dem Gleichgewichtsleerstand von 1,27 Prozent liege, so Wüest Partner. 

Weiterlesen - ein Beitrag von Marcel Urech erschienen am 26.10.2023 auf www.20min.ch

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