Studie zur Gleichstellung

Die meisten Studentinnen wollen einen erfolgreichen Mann statt Karriere machen. Zwei Forscherinnen führten im Auftrag der Uni Zürich eine Studie durch. Sie sollten herausfinden, weshalb es prozentual weniger Frauen in höheren Positionen an der Uni gibt als Studentinnen.

60 Prozent der Studierenden an der Uni Zürich sind weiblich. Bei den Professuren sind es nur 24 Prozent. Eine Studie untersuchte, weshalb Frauen an der Hochschule weniger Karrieren machen. Sie kam zum Ergebnis, dass Frauen das schlicht weniger wollen als Männer. Wirtschaftsprofessorin Margrit Osterloh und Soziologin Katja Rost untersuchten im Auftrag der Universität Zürich, weshalb Frauen in akademischen Spitzenpositionen stark untervertreten sind. Während fast 60 Prozent der Studierenden weiblich sind, werden sie zu nur 24 Prozent von Professorinnen unterrichtet.

«Leaky pipeline» nennt man das Phänomen, bei dem der Frauenanteil mit jeder höheren Hierarchiestufe abnimmt. Osterloh und Rost führten eine Umfrage an der ETH und Uni Zürich durch, um den Grund für das Phänomen zu finden. Knapp 10’000 Personen nahmen an der Studie teil. Das Ergebnis habe sie «schlichtweg umgehauen», sagt Osterloh gegenüber der «SonntagsZeitung». Der wichtigste Grund sei nämlich, dass Studentinnen keine oder nur geringe Karriereambitionen haben. Zudem sei ihr Familienbild nach wie vor eher konservativ geprägt. Sie bevorzugen einen Partner, der älter und erfolgreicher sei als sie. Wenn sie Mütter würden, wollen sie am liebsten Teilzeit arbeiten, während der Mann für das Haupteinkommen sorge.

In frauendominierten Fächern sind Frauen weniger erfolgreich

Interessant ist zudem, dass das Phänomen in frauendominierten Fächern weit stärker vertreten sei, als in männerdominierten. Gehören mehr als 70 Prozent der Studierenden in einem Studiengang dem gleichen Geschlecht an, sprechen die Studienautorinnen von frauen- oder männerdominierten Fächern. Zu Ersterem gehören beispielsweise Erziehungswissenschaften, Tiermedizin, Psychologie und Englisch. Männerdominiert sind Mathematik, Informatik und Physik. Ein Drittel aller Fächer ist geschlechtlich ausgeglichen, dazu gehören etwa Jura, Biologie oder Geschichte. Die Autorinnen gehen davon aus, dass Frauen in frauendominierten Fächern deshalb beruflich weniger erfolgreich sind, weil sie eher dem traditionellen Familienbild zugeneigt seien und deshalb weniger Karriereambitionen haben. Eine tatsächliche Diskriminierung konnten Osterloh und Rost an den Hochschulen nicht feststellen.

Bei Professuren soll das Los entscheiden, wer die Stelle kriegt

Trotzdem sehen sie Handlungsbedarf. Beispielsweise wäre es für Doktorandinnen mit Kindern eine grosse Hilfe, wenn die strikten Abgabefristen gelockert würden. Ausserdem schlagen sie ein neues Berufungsverfahren für Professorinnen und Professoren vor: Unter allen qualifizierten Bewerbungen soll das Los entscheiden. «Man weiss, dass sich viele Frauen nicht gerne dem Wettbewerb mit Männern aussetzen. Mit einem qualifizierten Losverfahren bewerben sich deutlich mehr Frauen und andere Minderheiten», so Osterloh zur «SonntagsZeitung». Osterloh findet weiter, es solle auf Aufklärung gesetzt werden: «Junge Frauen sollten wissen, was es für sie bedeuten kann, wenn sie sich finanziell abhängig vom Partner machen.» Bei einer Trennung und bei der Altersvorsorge könnten grosse finanzielle Kosten auf die Frauen zukommen.

Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 07.05.2023 auf www.20min.ch

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