Das passiert, wenn in sieben Jahren 270’000 Arbeitskräfte fehlen

Die Lücke im Schweizer Arbeitsmarkt wird immer grösser, die Folgen für die Wirtschaft sind dramatisch. Für Angestellte gibt es aber viele Vorteile.

Die wachsende Zahl an Menschen, die in Rente gehen, stellt die Wirtschaft vor Herausforderungen. Es rücken weniger junge Leute nach, deshalb fehlen immer mehr Arbeitskräfte.

Schon heute haben laut einer UBS-Umfrage 80 Prozent der Firmen Probleme bei der Besetzung offener Stellen.

Laut UBS-Ökonom Alessandro Bee dürfte es 2030 eine Lücke von rund 270’000 Arbeitskräften geben. Laut Avenir Suisse könnte die Lücke bis 2050 auf bis zu 1,3 Millionen steigen.

20 Minuten nennt die Folgen ab 2030:

Wirtschaft

  • Deutlich weniger Wachstum, sagt UBS-Ökonom Bee.

  • Höhere Lohnnebenkosten und Defizite im Staatsbudget, weil weniger Arbeitnehmende für mehr Renten aufkämen, so Bee.

  • Weniger Wohlstand oder längere Arbeitszeiten, sagt Simon Wey, Chefökonom des Schweizerischen Arbeitgeberverbands.

  • Firmen könnten laut Wey das Land verlassen, sollten sie nicht mehr genügend rekrutieren können.

  • Möglich wäre laut Bee ein Innovationsschub, wenn Firmen mit zu wenig Angestellten Prozesse verbessern müssten und etwa auf Robotik setzten.

Löhne

  • Arbeitnehmende würden mehr Lohn fordern können, sagt Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds.

  • Bei höherem Lohn droht laut Bee aber auch eine höhere Inflation.

  • Firmen sind laut Lampart gezwungen, Leute einzustellen, denen die Ausbildung für den Job fehlt, und die Ausbildung zu bezahlen.

  • Firmen können laut Wey den Mitarbeitenden wo angezeigt statt mehr Lohn zu bezahlen auch flexible Arbeitsmodelle oder Teilzeitarbeit anbieten.

Handwerkersuche

  • Schon heute gebe es für gewisse Handwerksarbeiten wie fürs Cheminée monatelange Wartezeiten, sagt Nico Lutz, Geschäftsleitungsmitglied und Leiter Sektor Bau der Gewerkschaft Unia, zu 20 Minuten.

  • 2030 könnte sich die Wartezeit laut UBS-Ökonom Bee ohne deutlichen Preiszuschlag noch deutlich verlängern.

  • Im Bau, Gesundheitssektor oder bei staatlichen Dienstleistungen sind laut Bee Wartelisten möglich.

  • Wey rechnet mit höheren Preisen und Verzögerungen für Produkte und Dienstleistungen mit Arbeitskräftemangel.

Alle betroffen

Vom Arbeitskräftemangel sind laut Bee Berufe mit unterschiedlichsten Ausbildungen betroffen, vom Gesundheitswesen über Handwerker bis zum Gastgewerbe.

Was lässt sich gegen den Arbeitskräftemangel unternehmen?

  • Mehr Zuwanderung wäre laut Bee aufgrund gesellschaftlicher und politischer Widerstände nur eine ergänzende Massnahme.

  • Wenn alle Frauen wie bei der AHV-Reform beschlossen bis 65 arbeiten, schliesst sich die Lücke um 50’000 Personen. 

  • Bee schlägt eine stärkere Integration von älteren Arbeitnehmenden ins Arbeitsleben vor. Unternehmen müssten dafür die Voraussetzungen schaffen.

  • Unia-Experte Lutz ist gegen längeres Arbeiten: Auf dem Bau sei das mit der körperlichen Arbeit nicht realistisch. Er fordert bessere Arbeitsbedingungen, Möglichkeit zur Teilzeitarbeit und höhere Löhne.

  • SGB-Chefökonom Lampart fordert von Firmen eine bessere Organisation und den Abbau von bürokratischem Leerlauf.

  • Wey vom Arbeitgeberverband nennt zudem bessere Erwerbsanreize für Mütter mit mehr Betreuungsplätzen, tieferen Elternbeiträgen sowie Individualbesteuerung und weitere Massnahmen etwa für anerkannte Flüchtende sowie gesundheitlich beeinträchtigte Personen. 

Weiterlesen - ein Beitrag von Fabian Pöschl erschienen am 09.02.2023 auf www.20min.ch

Newsletter


Abonnieren Sie unseren vierteljährlich erscheinenden Newsletter, um über Neuigkeiten, Initiativen und Veranstaltungen zur Familienpolitik und zu Instrumenten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erfahren.

Archiv

Mit dem Absenden des Formulars bestätige ich, dass ich die Bedingungen in den Privacy policy gelesen und akzeptiert habe.