Sinkende Geburtenzahlen: 2022 war bisher kein «guter Jahrgang» bei den Babys

Die Stadt Zürich meldete vor wenigen Tagen einen rekordmässigen Einbruch bei den Geburtenzahlen. Wie sieht es anderswo aus? Ein Blick auf die Regionen und Kantone.

«Nicht im üblichen Rahmen», so bezeichnete es das Statistikamt der Stadt Zürich diese Woche: die Anzahl neuer Babys, die im ersten Halbjahr 2022 geboren wurden. Hohe 20 Prozent weniger Geburten als in der Vorjahresperiode. Auch wenn man die entsprechenden Zahlen des gesamten Kantons betrachtet, so beträgt das Minus mit knapp 19 Prozent nicht viel weniger. Zunächst aber zur gesamten Schweiz: Über alle Kantone gesehen ist die Anzahl Lebendgeburten im Vergleich mit der Vorjahresperiode um sagenhafte 17.5 Prozent gesunken. Vergleicht man die ersten sechs Monate dieses Jahres mit jenen im Jahr vor der Pandemie, so ergibt sich ebenfalls ein Minus (rund 11 Prozent).

Zwei Ausnahmen in der Deutschschweiz

Ein Blick auf die Zahlen in den anderen Kantonen zeigt: Zürich ist nicht allein. Mit zwei Ausnahmen ist die Zahl neuer Babys seit den letzten 18 Monaten überall gesunken. Das Bundesamt für Statistik BFS schreibt auf Anfrage von SRF News: «Unter Vorbehalt des provisorischen Charakters der Zahlen kann man festhalten, dass sich ein geburtenschwaches erstes Halbjahr 2022 für alle Kantone der Schweiz abzeichnet.» Uri schlägt mit einem Minus von fast 22.5 Prozent Zürich in Sachen Negativwert – wobei sich bei kleinen Zahlen die Veränderungen prozentual natürlich stärker auswirken. Dasselbe gilt für Schwyz (Abnahme um 19.5 Prozent).  Auffallend in der Innerschweiz ist allerdings folgende Beobachtung: In Obwalden gab es bis Ende Juni dieses Jahr gleich viele Neugeborene wie im ersten Halbjahr 2021. In Nidwalden sind die Geburtenzahlen im gleichen Zeitraum sogar höher als im Vorjahr: um rund 14 Prozent. Am meisten Rückgang wird jedoch für Basel-Stadt vermeldet: Gut 28 Prozent weniger «Buschis» – das ist der Schweizer Spitzenwert. Im grössten Westschweizer Kanton – der Waadt – betrug der Rückgang «nur» knappe 13 Prozent. Ungefähr gleich hoch war er im Wallis (-12.12 Prozent). Auffällig tief liegt die prozentuale Veränderung in Genf (-6.8 Prozent), auffällig hoch im Jura mit über 22 Prozent. Im Südkanton ist die Differenz zwischen den beiden ersten Halbjahren 2021 und 2022 eher gering: knapp 6.5 Prozent.

Kein Mutmassen über die Gründe – und ein Einwand

Warum aber sind die Zahlen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mancherorts so viel tiefer als ein Jahr zuvor? Das BFS weist darauf hin, dass 2021 ein besonders geburtenstarkes Jahr war. «Nach Perioden aussergewöhnlich hoher Zahlen sind häufig Rückgänge zu beobachten.» Darüber hinaus kann und will sich das BFS nicht zu Gründen für die Entwicklung äussern. Es gelte das zweite Halbjahr und die definitiven Zahlen abzuwarten, um Analysen zum Jahr 2022 anzustellen. Und auch dies gilt: Aus den Zahlen des ersten können keine Schlüsse für das zweite Halbjahr gezogen werden. «Die provisorischen monatlichen Geburtenzahlen 2022 zeigen, dass Mai und Juni weniger deutlicher unter dem Niveau der Vorjahre lagen, als die ersten Monate des Jahres», schreibt das BFS und erklärt, dass die Entwicklung der bekannten Saisonalität der Geburten folgt. Sprich: Der jedes Jahr zu beobachtende Höchststand in den Sommermonaten wird laut BFS mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten. Es ist also durchaus noch möglich, dass auch 2022 ein «gutes Babyjahr» wird – an Zahlen noch etwas ändern lässt sich allerdings zu diesem Zeitpunkt nichts mehr. Die 2022er-Kinder sind alle schon unterwegs.

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