Viele Paare unterschätzen, wie wichtig Geld in einer Beziehung ist

Über Geld sprechen viele Schweizerinnen und Schweizer nicht so gern – auch nicht in der Partnerschaft. Dabei ist Offenheit bei den Finanzen sehr wichtig, sagt die Paartherapeutin. Paare unterschätzen häufig, wie wichtig Geld in einer Beziehung ist, sagt die Zürcher Paarberaterin Margareta Hofmann. Im Interview erklärt sie, wann Geld zum Problem wird und wie Paare damit umgehen können. Zudem rät Hofmann dazu, bereits am Anfang einer Beziehung offen über Geld zu sprechen.

Wie wichtig ist Geld in Liebesbeziehungen?
Margareta Hofmann: «Sehr wichtig. Leider unterschätzen viele Paare das Thema. Dabei definieren wir über Geld unseren Lebensstandard, also wie wir leben und unsere gefühlte Lebensqualität. Denn Geld ist auch an emotionale Faktoren, wie etwa Status und Freiheit gebunden. Das spielt dann auch bei der Partnersuche eine Rolle. Also wer viel Wert auf Status legt, wird jemanden daten wollen, der Geld hat.»

Wann wird Geld in einer Partnerschaft zum Problem?
«Häufig wird die persönliche Einstellung zum Problem. Denn meistens geht eine Person grosszügig mit den Finanzen um, während die andere Person gerne spart und etwas zur Seite legt. Umso unterschiedlicher die Einstellung zu Geld ist, desto mehr Diskussionen entstehen. Einer der meistgehörten Vorwürfe ist dann: ‹Du gibst zu viel aus› oder ‹Du solltest weniger ausgeben›. Geld wird aber auch zum Problem, wenn es als Machtmittel benutzt wird.»

Also wenn eine Person bestimmt, wofür das Geld eingesetzt wird?
«Genau. Wenn diejenige Person, die mehr verdient, plötzlich bestimmt, wohin es in den Ferien geht und was eingekauft wird, führt das zu Spannungen. Hat jemand Existenzängste wird Geld ebenfalls zum Problem. Dafür muss man auch nicht arm sein. Es gibt Leute, die genug verdienen, aber sich sehr stark davor fürchten, arm zu werden.»

Was können Paare tun, wenn es Streit ums Geld gibt?
«Als Erstes sollte geklärt werden, welche Bedürfnisse hinter dem Thema Geld stehen. Also wenn man über Geld spricht, sollte man beim Thema bleiben und nicht mit Gefühlen vermischen. Sobald Themen wie Liebe mit Geld vermischt werden, entstehen Spannungen. Oft geht es nicht ums Geld an sich, sondern um das Bedürfnis nach Sicherheit oder Autonomie.»

Eine Leserin hat uns erzählt, dass sie ihr Freund nach einer Gehaltserhöhung verlassen hat, was sagen Sie dazu?
«Geld hat einen grossen Einfluss auf das Selbstwertgefühl. Wer unsicher ist und die Partnerin oder den Partner nicht auf Augenhöhe sieht, kann eine Lohnerhöhung verunsichern. Dann kommt es zu einer sogenannten narzisstischen Kränkung. Das Ego der Person ist verletzt. Eine Trennung ist dann reiner Selbstschutz. Natürlich kann es auch sein, dass hier alte gesellschaftliche Rollenbilder mitgespielt haben: Der Mann hatte möglicherweise unbewusst die Überzeugung, dass er mehr als seine Freundin verdienen muss.»

Sollten Paare also von Anfang an offen über Geld sprechen? 
«Wer es ernst meint und eine Beziehung führen will, sollte transparent sein, wenn es um die Finanzen geht. Gerade jüngere Leute unterschätzen das oft. Dabei läuft das Thema auch ohne, dass man darüber spricht, immer mit im Alltag. Immer wieder stellen sich Fragen wie, wer zahlt diesen Drink und wer lädt wen ein? Sprechen Paare das Thema Geld nicht an, führt das irgendwann zu Unklarheiten und es können Konflikte entstehen.»

Weiterlesen - ein Beitrag von Barbara Scherer erschienen am 23.05.2022 auf www.20min.ch

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