Familien haben 3300 Franken weniger im Portemonnaie

Die Preise in der Schweiz steigen. Auch die Prämien bei den Krankenkassen dürften explodieren. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund schlägt daher Alarm – und legt Massnahmen vor. Die Preise in der Schweiz haben im März einen neuen Höchststand erreicht. Zudem könnten die Prämien der Krankenkassen kommendes Jahr um bis zu zehn Prozent steigen. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) rechnet vor, dass Familien deshalb über 3000 Franken weniger zur Verfügung haben. Der SGB fordert daher einen Anstieg der Löhne und höhere Prämienverbilligungen. 

Rund um den Globus steigen die Preise. Auch in der Schweiz bezahlten die Konsumentinnen und Konsumenten teils für Lebensmittel, Dienstleistungen sowie Heizöl und Benzin deutlich mehr. Die Gründe sind die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) schlägt daher Alarm. Wegen der Teuerung drohten massive Einbussen beim realen Lohn. Hinzu komme der erwartete Prämienschock bei den Krankenkassen. Schweizer Familien würden so insgesamt über 3000 Franken verlieren, schreibt der SGB in einer Mitteilung vom Mittwoch. 

2200 Franken weniger Reallohn

Im März ist die Teuerung in der Schweiz gegenüber dem Vorjahresmonat auf 2,4 Prozent geklettert. Auch übers Jahr gesehen wird mit einer Rate von über zwei Prozent geschätzt. Wie der SGB vorrechnet, hätten Berufstätige mit einem mittleren Lohn real 1600 Franken weniger Einkommen pro Jahr, berufstätige Paare mit Kindern eine Einbusse von 2200 Franken. Eine zusätzliche Belastung dürften die steigenden Prämien bei den Krankenkassen werden. Experten erwarten im kommenden Jahr eine Kostenexplosion von rund zehn Prozent. Das wird laut SGB die Haushalte mit mittleren Einkommen besonders stark treffen. Denn diese erhalten kaum Prämienverbilligungen und zahlen oft mehr als zehn Prozent ihres Einkommens in die Krankenkassen. Der Prämienschock für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern führt dazu, dass die Familie rund 1100 Franken mehr für die Prämien ausgeben muss, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Löhne der Normalverdienenden seien aber seit einiger Zeit viel zu wenig gestiegen. Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia, ergänzt: «Die Produktivitätssteigerungen wurden nicht an die Arbeitnehmenden weitergegeben. Insbesondere bei den niedrigen und mittleren Einkommen besteht darum ein grosser Nachholbedarf.»

«Einkommen müssen steigen»

Unter dem Strich heisst das: Wegen der Teuerung und des Prämienschocks fehlen Familien 3300 Franken im Portemonnaie. Damit die Kaufkraft der Gering- und Normalverdienenden steigt und nicht sinkt, fordert der SGB daher Massnahmen (siehe Box). «Die realen Einkommen müssen steigen, damit die Teuerung keine Gefahr für die Berufstätigen darstellt», sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart. Die Löhne der Normalverdienenden seien aber seit einiger Zeit viel zu wenig gestiegen. Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia, ergänzt: «Die Produktivitätssteigerungen wurden nicht an die Arbeitnehmenden weitergegeben. Insbesondere bei den niedrigen und mittleren Einkommen besteht darum ein grosser Nachholbedarf.»

Gute Entwicklung der Wirtschaft

Wie der SGB schreibt, rechtfertige die positive wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz höhere Löhne. Viele Branchen hätten sich inzwischen völlig von der Krise erholt und erlebten einen Boom. Hinzu komme die «ausgezeichnete finanzielle Lage der Kantone». Diese hätten teilweise sogar von den Corona-Massnahmen des Bundes profitiert. Laut SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard ist die aktuelle Entwicklung für die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung ein Schock. «Normalverdienende sind darauf angewiesen, dass es jetzt substanzielle Verbesserungen bei den Löhnen und Massnahmen gegen die Last der Krankenkassenprämien gibt», sagt Maillard. Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband sind generelle Lohnerhöhungen allerdings nicht realistisch. Wie Sprecher Fredy Greuter auf Anfrage sagt, werden in der Schweiz die Löhne direkt in den einzelnen Unternehmen oder allenfalls auf Branchenebene festgelegt. «Dabei spiele die Ertragslage der Unternehmen, nicht aber die Teuerung eine Rolle.» Einen direkten Zusammenhang zwischen Lohnentwicklung in den Unternehmen und Inflation gebe es also nicht, so Greuter. Ausserdem sei die Konjunkturlage wieder fragil. So hätten die Lockdowns in der Wirtschaftsmetropole Schanghai zu starken Einschränkungen der Logistik mit Lieferengpässen geführt. Weitere Risiken seien der Ukrainekrieg und eine Rückkehr der Corona-Pandemie.

Teuerung auf Rekordstände

In der Schweiz hat die Teuerungsrate im März den höchsten Stand seit über zehn Jahren erreicht. Dennoch sind die Preise hierzulande deutlich weniger stark als im Ausland gestiegen. In Deutschland sowie im Euroraum kletterte die Teuerung ebenfalls im März auf 7,5 Prozent, in den USA für den Februar auf knapp acht Prozent. Das sind die stärksten Anstiege seit Jahrzehnten.

Das fordert jetzt der SGB

Generelle Lohnerhöhungen mit Teuerungsausgleich und einem Reallohnzuwachs als Beteiligung an der guten Wirtschaftsentwicklung. Alle Arbeitnehmenden sollen bei einer Vollzeittätigkeit mindestens 4000 Franken Lohn erhalten – und zwar dreizehnmal im Jahr. Höhere Prämienverbilligungen bei der Krankenversicherung. Niemand soll mehr als zehn Prozent für die Krankenkasse zahlen müssen. Angesichts des drohenden Prämienschocks sollte der Bundesrat rasch einen entsprechenden Vorschlag machen.

Weiterlesen - ein Beitrag von Dominic Benz erschienen am 20. April 2022 auf www.20min.ch

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