Männer werden bei Teilzeitjobs benachteiligt

Frauen arbeiten öfters Teilzeit als Männer. Das liegt auch daran, dass Arbeitsgebende Teilzeitstellen weniger häufig mit Männern besetzen. Frauen erledigen in der Schweiz mehr unbezahlte Arbeit wie Hausarbeit. Denn sie arbeiten häufiger Teilzeit. Das liegt auch daran, dass Männer, die eine Teilzeitstelle suchen, von Unternehmen benachteiligt werden.

Teilzeit arbeiten in der Schweiz noch immer vorwiegend Frauen: 59 Prozent der Schweizerinnen arbeiten nicht hundert Prozent. Doch nur 18 Prozent der Schweizer arbeiten Teilzeit, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik BFS zeigen. Das liegt unter anderem daran, dass Männer viel seltener eine Teilzeitanstellung suchen. Gleichzeitig tragen auch die Unternehmen zu der ungleichen Verteilung von Erwerbsarbeit bei, wie eine Analyse der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) zeigt.

So können Stellensuchende auf der Online-​Arbeitsmarktplattform des Staatssekretariats für Wirtschaft anonym ein Profil aufschalten. Arbeitsgebende können anschliessend durch die Profile klicken, um geeignetes Personal zu finden. 2017 wurden alle Klicks für zehn Monate erhoben. Dabei zeigte sich: Wer im Profil angab, Teilzeit arbeiten zu wollen, wurde weniger häufig kontaktiert. Je geringer das gewünschte Arbeitspensum ist, desto kleiner wird die Wahrscheinlichkeit. Für Männer stellt der Wunsch nach einer Teilzeitstelle aber einen deutlich grösseren Nachteil dar, als für Frauen.

So sinkt die Wahrscheinlichkeit kontaktiert zu werden für einen Mann, der eine 90-Prozent-Anstellung sucht, um 16 Prozent gegenüber einem Mann, der eine Vollzeitstelle sucht. Dabei weisen die beiden Kandidaten ansonsten die gleichen Merkmale auf und sind gleich gut qualifiziert für den Job. Bei Frauen ist der Nachteil laut KOF weniger als halb so gross. Am grössten sei die Benachteiligung von Männern auf der Suche nach einer 50 bis 59 Prozent-​Anstellung: Ihre Wahrscheinlichkeit, kontaktiert zu werden, reduziert sich um 28 Prozent.

Teilzeit entspricht nicht dem traditionellen Rollenbild

Dass Männer bei Teilzeitjobs benachteiligt werden, liege wohl daran, dass sich auch die Arbeitsgebenden bei ihrer Einstellungsentscheidung von traditionellen Rollenbildern leiten lassen, wie es weiter heisst. Ein Mann, der nur einige Tage die Woche arbeitet, entspreche nicht mehr der Rolle des Haupternährers. Es könne sich dabei durchaus auch um eine unbewusste Reaktion vonseiten der Arbeitsgebenden handeln. Allerdings führe diese Benachteiligung dazu, dass Männer noch weniger Anreize haben, ihr Arbeitspensum zu reduzieren. Das wiederum sorge dafür, dass Frauen weiterhin den grösseren Teil der unbezahlten Arbeit Zuhause übernehmen.

19,1 Stunden pro Woche für Hausarbeit

2020 leisteten Männer und Frauen in der Schweiz rund 46 Stunden bezahlte und unbezahlte Arbeit in der Woche. Frauen wendeten dabei 28,7 Stunden für Haus- und Familienarbeit auf, Männer 19,1 Stunden, wie neue Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen. Männer haben aber bei der Hausarbeit seit 2010 zugelegt: Waren es vor zehn Jahren noch rund 16 Stunden wöchentlich, sind es heute etwa drei Stunden mehr. Bei Frauen hat sich der Zeitaufwand für Arbeiten im Haus hingegen kaum verändert.

Weiterlesen - ein Beitrag von Barbara Scherer erschienen am 17.09.2021 auf www.20min.ch

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