Tiefe Sozialhilfe-Quote: Im Tessin sollen Kinder kein Armutsrisiko sein

Das Modell der Familien-Ergänzungsleistungen ist seit 20 Jahren erfolgreich. Doch die Schweiz nimmt das kaum zur Kenntnis. Es ist eine wenig bekannte Erfolgsgeschichte aus dem Tessin, die im medialen Getöse der Schwarzmalerei untergeht: Die im Vergleich zu den anderen Kantonen tiefere Sozialhilfequote im Südkanton. «Das liegt daran, dass wir ein ausgereiftes Unterstützungssystem für Familien haben», sagt Christina Oberholzer, Leiterin der Sozialhilfe im Tessin.

Hilfe vor allem für Alleinerziehende

Konkret heisst das, dass im Tessin Familien, in denen die Eltern keinen existenzsichernden Lohn verdienen, Ergänzungsleistungen erhalten. Denn Kinder sollen nicht zu einem Sozialhilfe-Risiko werden. Dabei werde das System der familiären Ergänzungsleistungen vor allem von alleinerziehenden Eltern gebraucht. «Von ihnen haben wir hier im Tessin überdurchschnittlich viele», betont Oberholzer. Das Ziel dieser Ergänzungsbeiträge ist es, zu verhindern, dass die Eltern in die Sozialhilfe rutschen und sich die Entwicklungschancen der Kinder damit verschlechtern. Denn: Beziehen die Eltern Sozialhilfe, ist die Chance der Kinder, künftig ebenfalls Sozialhilfe zu beziehen, erhöht.

Wirtschaft beteiligt sich an Kosten

Derzeit erhalten im Tessin rund 10'000 Familien Ergänzungsleistungen. Die Kosten dafür sind deutlich geringer, als die Kosten für die Sozialhilfebezüger. Das ist auch deshalb so, weil ein Grossteil der finanziellen Leistung vom Arbeitgeber übernommen wird. In der Tat wird die Familien-Ergänzungsleitung zum Teil von der Wirtschaft – also von den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern – bezahlt. Der Kanton wird so finanziell entlastet.

Westschweizer Kantone ziehen nach

Seit mehr als 20 Jahren sind diese Tessiner Ergänzungsleistungen in Kraft und entlasten die Sozialhilfe. Einige andere Kantone, zum Beispiel in der Westschweiz, haben mittlerweile ähnliche Systeme. Versuche, auf nationaler Ebene ein solches Familien-Unterstützungssystem einzusetzen, sind bisher gescheitert.

Weiterlesen - ein Beitrag von Karoline Thürkauf erschienen am 27.03.2021 auf www.srf.ch

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