Dürfen Firmen ihre Angestellten im Homeoffice überwachen?

Mit Überwachungs-Tools können Unternehmen prüfen, wie lange ihre Mitarbeitenden zuhause vor dem Computer sitzen und welche Arbeiten sie erledigen. Das ist aber nur unter gewissen Bedingungen erlaubt. Die Überwachung von Mitarbeitenden im Homeoffice unterliegt strengen Regeln. Novartis hat ein Tool eingeführt, das Computerdaten auswertet. Sie werden aber anonym verwendet und nie einzeln ausgewertet, teilt Novartis mit. Eine individuelle Überwachung von Mitarbeitenden ist in der Schweiz verboten.

Im Homeoffice sind die Angestellten ausser Sichtweite ihrer Chefs und Chefinnen. Doch mit Überwachungstools am Computer lassen sich die Angestellten auch aus der Ferne kontrollieren. Ein französisches Unternehmen geht noch einen Schritt weiter. Dessen Überwachungssoftware für die Kamera merkt, ob jemand isst, sich vom Laptop entfernt oder ein zweites Gesicht vor dem Bildschirm erscheint. Auch in der Schweiz sind Mitarbeitende im Homeoffice nicht völlig unbeobachtet. Zum Beispiel bei Novartis. Wie das Pharmaunternehmen gegenüber 20 Minuten bestätigt, hat es das Microsoft-Tool Workplace Analytics eingeführt. Das Tool verwendet gemäss einem Novartis-Sprecher nur anonymisierte Metadaten aus Outlook. «Es zeigt, inwiefern die Mitarbeitenden mit anderen Beteiligten zusammenarbeiten und sich auf individuelle Arbeiten konzentrieren», sagt ein Sprecher zu 20 Minuten.

Drei Prozent wollten das Tool nicht

Das Tool stellt auch fest, wann sich die Mitarbeitenden aus den Arbeitsprogrammen ausloggen. Gemäss dem Sprecher sei dem Unternehmen eine gesunde Work-Life-Balance der Angestellten wichtig. Er betont, dass niemals individuelle Daten überprüft werden und immer alle Daten zusammen analysiert werden, zum Beispiel als Ergänzung der Mitarbeiter-Umfrage. Die Angestellten von Novartis konnten selber entscheiden, ob das Tool bei ihnen eingeführt werden sollte. Drei Prozent von ihnen hätten sich dagegen entschieden, sagt der Sprecher.

Ist die Überwachung im Homeoffice legal?

Doch die Vorgesetzten dürfen ihre Mitarbeitenden nicht nach Belieben kontrollieren. «Der Überwachung von Arbeitnehmenden im Homeoffice sind durch das Arbeitsrecht, Datenschutzrecht und auch Strafrecht enge Grenzen gesetzt», sagt Rechtsanwalt Boris Etter zu 20 Minuten. Die Überwachung müsse für das Arbeitsverhältnis erforderlich sowie verhältnismässig sein. Bei einem Fahrer eines Geldtransports beispielsweise könne die Überwachung zulässig sein, weil seine Sicherheit und die der Ware im Vordergrund stehe. «Doch eine allgemeine Verhaltenskontrolle wie eine Kamera, die Mitarbeitende im Homeoffice ständig filmt, ist verboten», sagt Etter. «Zudem ist jegliche Überwachung zeitlich zu begrenzen.»

Unia empfiehlt Vertrauen statt Kontrolle

Für die Unia ist Überwachung nicht der richtige Weg: «Überwachung gewährleistet nicht, dass die Leute ihre Arbeit machen», sagt Unia-Mediensprecher Philipp Zimmermann zu 20 Minuten. «Wenn jemand im Homeoffice statt zu arbeiten stundenlang draussen das schöne Wetter geniesst, merkt man das auch sonst.» In jedem Fall solle sich ein Unternehmen fragen, ob eine Überwachung wirklich etwas bringt oder einfach ein unangenehmes Arbeitsklima schafft. «Gerade in einer Zeit, in der wir auf Distanz bleiben müssen, ist es für ein Unternehmen umso wichtiger, im Zweifelsfall das persönliche Gespräch zu suchen, statt die Angestellten auch noch digital zu überwachen»», sagt Zimmermann.

Zuhause produktiver als im Büro?

Bei einer Umfrage von Xing gaben fast zwei Drittel der Befragten an, im Homeoffice mehr zu arbeiten als im Büro. Doch diese gesteigerte Produktivität gilt vor allem für sie selbst. Zwei Drittel aller Befragten gaben an, mehr zu schuften als die Kolleginnen und Kollegen. Doch nicht bei allen führt das Homeoffice zu einem Produktivitäts-Feuerwerk, knapp jeder Zehnte gab an, zuhause weniger zu erledigen.

Weiterlesen - ein Beitrag von Janine Gloor erschienen am 3. April 2021 auf www.20min.ch

Newsletter


Abonnieren Sie unseren vierteljährlich erscheinenden Newsletter, um über Neuigkeiten, Initiativen und Veranstaltungen zur Familienpolitik und zu Instrumenten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erfahren.

Archiv

Mit dem Absenden des Formulars bestätige ich, dass ich die Bedingungen in den Privacy policy gelesen und akzeptiert habe.