Was Manager über die gezielte Förderung von Frauen denken

Viele ältere, ranghöhere Manager wollen Frauen fördern. Das zeigt Wirkung und ist sinnvoll, aber es bestehen Ambivalenzen.

Männliche Führungskräfte in Schweizer Unternehmen engagieren sich in der Förderung von Frauen. Das hat eine Umfrage unter knapp 1200 Führungskräften im Rahmen des Projekts «Leaders for Equality» der Universität St. Gallen ergeben. Die befragten Manager erkennen die Gefahr, dass vor allem Männer befördert werden, die der bestehenden Führungsriege ähneln, auch weil viele Frauen sich weniger stark für Führungsposten ins Spiel bringen. Diese Mechanismen aufzubrechen, ist das Ziel vieler männlicher Führungskräfte. Was braucht es dazu? Ganz klar muss der eigene Führungsauftrag ernster genommen werden, indem man auf Frauen direkt zugeht, Unterstützung anbietet, sie «ein bisschen mehr abholt, Bedürfnisse abklärt und die Frauen dann vielleicht mehr bei der Hand nimmt», wie ein Manager seine eigene Aufgabe formuliert.

Auswahl der Geförderten

Aber heisst «jemanden zu seinem Glück zwingen» nicht auch, dass man ihn oder sie bevormundet? Die in der Studie befragten Manager fragen sich, ob sie den Mitarbeiterinnen damit wirklich einen Gefallen tun. Besonders bei körperlich fragil wirkenden Frauen hat ein Manager «Angst, dass diese Person kaputtgeht» und fragt sich: «Wenn die als Frau allein im Führungsteam von sechzig Männern ist ... Überlebt die dann? Aber wenn man sie dann beschützen will, ist das noch viel schlimmer!»

Die männlichen Führungskräfte sehen hier sehr deutlich die Herausforderungen, die für Frauen bestehen können. Gleichzeitig ist ihnen klar, dass der Wunsch, jemanden beschützen zu wollen, bedeutet, davon auszugehen, dass die Person schwächer ist und sich nicht selbst behaupten kann.

Ein vergleichbares Dilemma sehen die Kadermänner darin, dass durch Frauenförderung implizit eine Festschreibung traditioneller Geschlechterbilder stattfindet: «Das ist möglicherweise der Alpha-Fehler. Weil es dann Männer sind, die Frauen zur Förderung auswählen und festlegen, was Förderung eigentlich bedeutet», ist ein Manager überzeugt. Besonders Mentoring wird in diesem Zusammenhang kritisch betrachtet, denn dahinter steht nach Meinung eines Mannes folgende Annahme: «Frauen sind halt nicht so selbstbewusst, deshalb muss man ihnen Mentoren zur Seite stellen – und dann wird das schon.»

Weiterlesen - ein Beitrag von Gabriele Schambach und Julia Nentwich erschienen am 28.02.2021 auf www.handelszeitung.ch

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