Armutsfalle: 17 Prozent der Schweizer Haushalte haben wenig bis kaum Geld

Trotz Banken und Luxus in den Bergen: In der Schweiz gibt es auch viele arme Menschen. Von Armut betroffen sind insbesondere Einelternhaushalte, ganz speziell diejenigen von Frauen. Das Medianeinkommen in der Schweiz beträgt 63’470 Franken pro Jahr. Das zeigt eine Analyse fürs Jahr 2015. Risikofaktoren für Armut sind Bildung, Erwerbssituation und Herkunft.

Die Schweiz zählt zu den reichsten Ländern der Welt. Trotzdem gibt es auch hier Armut. 17 Prozent der Schweizer Haushalte müssen mit geringen bis sehr geringen finanziellen Mitteln auskommen. Bei Personen im Erwerbsalter sind es 15 Prozent, im Rentenalter 22 Prozent. Das zeigt eine am Dienstag vorgestellte Analyse der Uni St. Gallen von 4,5 Millionen Personen vom Bundesamt für Sozialversicherungen für das Jahr 2015. Sehr geringe finanzielle Mittel hat, wer weniger als 50 Prozent des Medianeinkommens verdient (siehe Box). Das Medianeinkommen betrug vor sieben Jahren 63’470 Franken pro Jahr.

Durchschnitt oder Median?

Um die Einkommen in der Schweiz festzuhalten, werden zwei Werte verwendet: der Durchschnitt und der Median. Diese können sich deutlich voneinander unterscheiden. Die Hälfte aller Haushalte in der Schweiz haben ein höheres Einkommen als der Medianwert. Der Durchschnitt wird hingegen aus allen Einkommen errechnet und besagt, wie hoch das Einkommen sein müsste, damit alle Haushalte gleich viel haben. Am Beispiel des Kantons Zug wird der Unterschied zwischen Median und Durchschnitt deutlich: In diesem steuergünstigen Kanton gibt es viele Haushalte mit einem hohen Einkommen. 2017 betrug das durchschnittliche Einkommen im Kanton Zug 107’300 Franken, das höchste in der ganzen Schweiz. Doch der Medianwert für das gleiche Jahr liegt bei 66’100 Franken. Der Medianwert zeigt, dass es auch im Kanton Zug noch viele Haushalte mit weniger Einkommen gibt. Zwar ist der Anteil der Rentner und Rentnerinnen in Armut besonders gross. Es gibt aber im Alter besonders viele Vermögende. Das mediane Nettovermögen steigt bis zur Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen auf rund 140’000 Franken. Mit dem Renteneintrittsalter springt es dann auf rund 250’000 Franken, was die Studienautoren mit dem Bezug von Kapitalleistungen der Altersvorsorge erklären. Die Daten der Jahre 2012 bis 2015 zeigen, dass sich rund ein Viertel der Personen aus der Armut befreien konnte. Für elf Prozent hingegen führten diese Jahre in eine Situation mit geringen oder sehr geringen Mitteln.

Frauen besonders von Armut gefährdet

Von Armut betroffen sind insbesondere Einelternhaushalte, ganz speziell diejenigen von Frauen. Noch grösser ist die Armutsfalle, wenn die Kinder noch klein sind. Auch längere Unterbrüche von der Arbeit nach der Geburt eines Kindes erhöhen das Armutsrisiko. Wichtige Risikofaktoren sind zudem Bildung, Erwerbssituation und Herkunft: Geringe bis sehr geringe Mittel finden sich überdurchschnittlich häufig bei Selbstständigerwerbenden, Beschäftigten in der Landwirtschaft, Personen mit geringer Bildung und aus einem nicht europäischen Land.

Weiterlesen - ein Beitrag von Fabian Pöschl erschienen am 22.02.2022 auf www.20min.ch

 

 

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